Die Feuerbraut
noch von Glück sagen, dass ihnen anstelle der Offiziere nicht ein Trupp Soldaten ins Haus gesetzt worden war. Aus diesem Grund empfing Frau Štranzl Irmela und Fabian freundlich und fragte nach ihrem Begehr.
Fabian blieb stehen und sah sie an. »Diese junge Dame ist die Komtesse Irmela von Hochberg zu Karlstein. Ihre Familie ist mit der meinen befreundet, und so ist es selbstverständlich, dass ich ihr beistehe. Wir werden daher die Kammer, die sich im obersten Geschoss befindet, an sie abtreten. Diese verfügt über einen Riegel, so dass die Damen beruhigt schlafen können. Lasst unsere Sachen, die sich dort befinden, in eine andere Kammer bringen.«
Die Frau seufzte, nickte aber ergeben. Für sie und ihre Familie hieß es, sich noch mehr zu bescheiden und eines der letzten beiden Zimmer, die ihnen geblieben waren, zu räumen. Im Stillen betete sie, Wallenstein würde möglichst bald wieder ins Feld ziehen und seine Soldaten die Stadt verlassen. Sie selbst hatte ja noch Glück, doch sie wusste von Nachbarinnen, denen die einquartierten Soldaten die Tiere schlachteten, die Mägde und manchmal auch die Töchter ins Stroh zerrten und das Haus ruinierten.
Mit einem höflichen Knicks bat sie Irmela, ihr in die Küche zu folgen, bis die Kammer für sie vorbereitet sei, und erklärte dabei mit einer gewissen Nervosität, dass die Damen gewiss eine Kleinigkeit zu sich nehmen wollten.
»Es ist nicht gut, um diese Zeit in ein Gasthaus zu gehen, denn dort wimmelt es von rohen Burschen, deren lose Reden jedes sittsame Frauenzimmer erröten lassen«, setzte sie hinzu und bekannte fast noch im selben Atemzug, dass der ehrenwerte Herr Major Kiermeier und die beiden anwesenden Herren nicht zu jenen Kerlen zählen würden.
Zu ihrer eigenen Überraschung freute Irmela sich über diese Versicherung. Wie es aussah, schien Fabian sich im Allgemeinen manierlich zu benehmen, auch wenn er bereitwilligen Frauen nicht widerstehen konnte. Bei dem Gedanken schalt sie sich selbst, denn Fabians Lebenswandel ging sie nichts an. Er war weder ihr Bruder noch sonst jemand, dem sie mit Recht Vorhaltungen machen durfte. Trotz dieser Einsicht blieb ein Brennen in ihrer Brust zurück, und sie wünschte sich, er würde auch sie für eine begehrenswerte junge Dame halten. Bei der Vorstellung belächelte sie sich selbst. Sie war weder begehrenswert, noch wollte sie Dinge tun, die der Sittlichkeit widersprachen.
Während sie über die seltsamen Wünsche nachsann, die in ihr aufgestiegen waren, öffnete die Hausfrau die Tür zur Küche.Dort hatte sich die ganze Familie einschließlich der Kinder um den Herd versammelt. Ihre beiden ältesten Töchter, die dreizehn und fünfzehn Jahre zählten, hockten wie bleiche Gespenster ganz an der Wand, als fürchteten sie sich selbst innerhalb der eigenen vier Wände. Frau Štranzl nahm Irmelas mitleidigen Blick wahr und erklärte ihr, dass die beiden sich nicht auf die Straße wagen durften auch und sie selbst ihr Heim nur verließ, wenn es ihr gänzlich ungefährlich erschien. Wallenstein hatte seiner Truppe zwar strengste Disziplin anbefohlen, doch seine Augen konnten nicht überall sein. Viele Offiziere sahen weg, wenn ihre Leute zu dritt oder viert über eine der Mägde herfielen, und nahmen nur selten die Beschwerden zur Kenntnis, wenn eine Bürgersfrau oder ein unverheiratetes Mädchen Opfer einer Vergewaltigung geworden war.
Als die Kinder und Mägde hörten, dass sie in Zukunft noch enger würden zusammenrücken müssen, zogen sie lange Gesichter, wagten aber keinen Widerspruch. Zumindest würde die Anwesenheit der beiden Damen die Offiziere dazu bringen, sich noch manierlicher zu benehmen.
XIV.
Etliche Tage später saß Irmela am Fenster und stickte, wie sie es immer tat, wenn sie in Ruhe nachdenken wollte. Bislang war Wallenstein noch nicht zurückgekehrt, und doch herrschte eine gewisse Aufregung bei der Truppe. Die Soldaten munkelten von baldigem Aufbruch und neuen Schlachten, während Fabian, Gibichen und Kiermeier nichts dergleichen berichten konnten. Wallenstein war für rasche und oft auch überraschende Entschlüsse bekannt, und so rechneten sie mit allem. Da es ungewiss war, ob der Feldherr sein bisheriges Hauptquartier noch einmalaufsuchen würde, planten sie, Irmela samt ihrer Begleitung in die Kutsche zu stecken und im Heerzug mitzunehmen, bis das Mädchen Gelegenheit finden würde, Wallenstein ihr Anliegen vorzutragen.
Irmelas Freude über die Unterstützung, die die Herren ihr
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