Die Feuerbraut
angedeihen ließen, wurde durch die Tatsache geschmälert, dass all diese Pläne von Gibichen ausgedacht und von Kiermeier unterstützt wurden, während Fabian ihnen zwar zustimmte, sich aber ansonsten kaum um sie kümmerte. Dafür roch sie beinahe täglich das Parfüm jener fremden Frau an ihm und wurde von Gefühlen erfasst, die zwischen Wut auf ihren Jugendfreund und sein Liebchen und völliger Niedergeschlagenheit pendelten.
Fabian nutzte die Abwesenheit des Feldherrn aus, um so oft wie möglich mit Stephanie von Harlau zusammen zu sein. Nach der ersten, für beide ein wenig überraschenden Liebesnacht stand nicht mehr die Befriedigung ihrer Triebe im Vordergrund, sondern der Wunsch, miteinander zu reden. Erst nach einigen Tagen rang Fabian sich dazu durch, seine Angebetete zu bitten, sich ihm erneut hinzugeben.
Beide lebten so, als wäre die Zeit stehengeblieben, und dachten weder an Wallenstein noch an den Krieg oder gar an Karl Joseph von Harlau, der im fernen Wien mit dem Kaiser konferierte und mit diesem und einigen anderen Herren darüber nachsann, wie das Verhalten Albrecht von Wallensteins zu bewerten sei. Auf Herzog Maximilians inständiges Bitten hin hatte Ferdinand von Habsburg seinem Generalissimus die Anweisung erteilt, gegen die schwedischen Truppen vorzugehen, die noch immer große Teile Bayerns besetzt hielten. Jetzt, da Gustav Adolf tot war, glaubten die Herren um den Kaiser, dass der Tag gekommen sei, die ketzerische Brut ein für alle Mal aus dem Land zu kehren.
Nach der Schlacht bei Lützen hatte Wallenstein sein Heer nach Böhmen zurückgezogen, um, wie er sagte, einer Gefährdungdieses Landes durch die sächsischen Truppen General Armins vorzubeugen, und scherte sich nicht um die Hilferufe Maximilians von Bayern. Nach Gibichens Meinung tat er es vor allem deshalb, um sich an diesem zu rächen, denn Herr Maximilian war die treibende Kraft bei seiner Ablösung als oberster Feldherr vor mehreren Jahren gewesen. Das trug Wallenstein dem Herzog wohl immer noch nach.
Irmela hielt es für falsch, sich bei so ernsten Dingen wie dem Krieg von Gefühlen leiten zu lassen, und als sie den Generalissimus mit scharfen Worten tadelte, verteidigten Gibichen und Kiermeier ihn heftig. Die beiden Offiziere waren nur selten mit ihr einer Meinung, dennoch genoss Irmela die Gespräche mit ihnen. Die Herren gaben ihr das Gefühl, ernst genommen zu werden. Fabian tat jedoch so, als sei sie immer noch ein lästiges kleines Mädchen, das man ohne Abendessen zu Bett schicken konnte, wenn es nicht gehorchte. In seiner Leidenschaft für Stephanie von Harlau achtete er nicht auf Irmelas wechselndes Mienenspiel und ihre manchmal sehr bitteren Worte, sondern dachte nur daran, wann er seine Geliebte wiedersehen konnte.
Gibichen entging nicht, dass Fabian Wallensteins verlassenes Quartier auch dann aufsuchte, wenn seine Anwesenheit dort nicht notwendig war, und kratzte sich hilflos am Kopf. Da gab es ein junges Mädchen, das Fabian anhimmelte und ebenso standesgemäß wie reich war. Sein Freund aber bemerkte es nicht, sondern verrannte sich immer mehr in eine aussichtslose und höchst gefährliche Affäre mit Stephanie von Harlau. Mehrfach sprach er Fabian auf die Frau an und versuchte, ihn zu warnen, doch sein Freund hörte ihm nicht einmal richtig zu, sondern schien nur an den nächsten Abend zu denken, als gäbe es keine Zukunft.
»Sei mir nicht böse, aber du bist ein Trottel«, empfing GibichenFabian, als dieser wieder einmal spät in der Nacht in seinem Quartier erschien, das Blut noch erhitzt von Stephanies Abschiedsküssen.
Fabian sah seinen Freund mit einem Ausdruck milden Tadels an. »Einen anderen würde ich für diese Beleidigung vor die Klinge holen. Dich aber lasse ich am Leben.«
»Idiot!« Gibichen schnaubte, denn ein fünfj ähriger Junge brachte mehr Verstand auf als der junge Leutnant. »Was, meinst du, passiert, wenn das aufkommt?«, setzte er leise hinzu, um nicht die anderen Offiziere zu wecken, die in der Kammer auf Strohsäcken schliefen.
»Wenn was aufkommt?«
»Das, was du in den Nächten treibst!« Gibichens Stimme klang schärfer, denn in seinen Augen stand es Fabian nicht an, ihn auf den Arm zu nehmen.
»Was soll ich in den Nächten treiben?«, setzte Fabian sein Spiel fort.
»Das«, antwortete Gibichen und malte im Licht des Öllämpchens eine entsprechende Geste an die Wand.
Fabian lachte unecht. »Wen juckt das schon?«
»Den Ehemann der betreffenden Dame zum
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