Die Feuerbraut
Beispiel!«
»Ehemann? Ich wusste gar nicht, dass Gerda verheiratet ist.«
Gibichen war kurz davor, Fabian zu ohrfeigen. »Ich weiß ganz genau, dass du heute nicht bei Gerda gewesen bist. Mein Vetter Haunersdorf hat sie mitgenommen und will sie, wie es aussieht, einige Zeit lang für sich behalten, da ihre anderen Beschützer versetzt worden sind und sie dringend jemanden braucht, der sich ihrer annimmt. Wir hatten doch auch schon überlegt, ob wir uns nicht an ihr beteiligen.«
In Fabians Gedächtnis tauchte eine ferne Erinnerung an diesen Plan auf, doch als er sich vorstellte, die Hure zu benutzen, schien es ihm, als würde er Stephanie allein durch den Gedanken beschmutzen.»Wegen mir kannst du dich um Gerda bemühen. Ich tue es gewiss nicht.«
»Dem Herrn steht wohl eine bessere Hure zur Verfügung. Ich hoffe nur, dass es kein schlimmes Erwachen für ihn gibt.«
Fabian öffnete schon den Mund, um Gibichen für die beleidigende Bezeichnung Stephanies zur Rechenschaft zu ziehen, biss sich aber auf die Lippen, denn er durfte sein Verhältnis mit ihr auf keinen Fall nach außen tragen. Verlegen rettete er sich in ein Kichern.
»Du hast recht, ich war bei einer anderen Hure! Gerda ist ja nicht die Einzige, die den Offizieren schöne Augen macht. Und nun gute Nacht, ich möchte schlafen.« Damit zog er seinen Rock aus und hielt Gibichen die Füße hin. »Da ich Paul nicht wecken will, kannst du mir helfen, die Stiefel auszuziehen!«
Obwohl Gibichen der Ranghöhere war, half er seinem Freund, musste aber den Wunsch unterdrücken, ihm die Stiefel an den Kopf zu werfen.
XV.
Am nächsten Morgen verschwand Fabian sofort nach dem Frühstück mit der Erklärung, er wäre wieder zum Wachtdienst eingeteilt. Kiermeier sah ihm nach und schüttelte den Kopf.
»Irgendwie übertreibt er es. Eigentlich sollte Leutnitz die Wache übernehmen, doch Fabian hat sie ihm abgehandelt. Glaubt er sich auf diese Weise Wallensteins Dankbarkeit erwerben zu können?«
»Da stehen ganz andere Gründe an«, brummte Gibichen, ließ sich aber nicht weiter darüber aus, sondern gab dem Gespräch eine andere Richtung. Er nützte dabei die Tatsache aus, dass Irmela noch oben in ihrem Zimmer weilte und wie gewohnt mit Dionysia von Kerling frühstückte.
»Fabian sollte Irmela heiraten. Sie ist ein angenehmes Persönchen, verfügt über einen großen Besitz und einflussreiche Verwandte. Mit deren Hilfe würde Fabian rasch zum Hauptmann und weiter zum Major avancieren. Sogar der Rang eines Obristen läge im Bereich seiner Möglichkeiten. Könntet Ihr ihm vielleicht ins Gewissen reden? Das Mädchen liebt ihn, da bin ich sicher, und würde keine Schwierigkeiten machen. Ihr habt doch von ihren böhmischen Gütern gehört. Spräche Fabian mit dem Generalissimus, würde Wallenstein sie der jungen Dame mit einer entsprechenden Entschädigung zurückgeben.« Gibichen hoffte, Kiermeier, der eine Art Vaterstelle bei Fabian einnahm, könnte seinen Freund so von der verhängnisvollen Leidenschaft für Stephanie von Harlau abbringen und ihn auf den rechten Weg zurückführen.
Kiermeier ahnte nichts von den Verwicklungen, in denen sich sein junger Schützling zu verfangen drohte, hielt Gibichens Vorschlag jedoch für ausgezeichnet, auch wenn die Gefahr bestand, dass Fabian ihn mit der Protektion durch die Hochberg-Sippe bald im Rang übertreffen würde. Immerhin konnte der Ehemann des Mädchens auf das Wohlwollen des Herzogs Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg hoffen, auch wenn dieser derzeit ein Fürst ohne Land war. Am Hof von Wien wog das Wort des Wittelsbachers jedoch viel.
Für einige Augenblicke kämpfte der Major mit seinem Neid und stellte sich vor, was er erreichen könnte, wenn er einen wohlwollenden Gönner in entsprechender Stellung besäße. Als Major konnte er zwar mit Hoffnung auf Erfolg um die Tochter eines einfachen Edelmanns werben, doch eine Reichsfreiin Meinarda von Teglenburg lag noch immer über seinen Möglichkeiten. Dabei träumte er in den Nächten von ihr und hätte Irmela am liebsten gefragt, ob sie Neuigkeiten von ihr vernommen hätte. Doch um an Meinardas Tür klopfen zu können, musste er mindestens den Rang eines Obristen, besser noch den eines Generals einnehmen.Auf einen weiteren Aufstieg konnte er jedoch nur dann hoffen, wenn er dem Feldherrn bei einer der nächsten Schlachten durch eine besondere Heldentat oder einen rettenden Schachzug auffiel.
Er seufzte tief. »Ich wollte, Wallenstein wäre zurück, und wir könnten
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