Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
Kerl darf mich nicht sehen, sonst bläst er der jungen Dame üble Lügen über mich ins Ohr.«
    »Wenn Ihr diesen Lebensumständen entkommen wollt, indem Ihr die junge Dame für Euch gewinnt, ist Mut angesagt. Ansonsten braucht Ihr nur einen sicheren Ort, einen Priester und eine Freundin wie mich.«
    »Ich verstehe nicht ganz, wie Ihr das meint«, antwortete Heimsburg, obwohl er ihren Gedankengang durchaus nachzuvollziehen vermochte.
    »Dann will ich es Euch sagen. Ihr nehmt das Mädchen, bringt es zu einem Priester, der Euch traut, und vollzieht dann die Ehe. Danach können weder ihre Verwandten noch die Stiefgroßmutter etwas dagegen unternehmen, und Ihr gelangt in den Besitz eines stattlichen Vermögens.«
    Heimsburg lachte spöttisch auf. »Potz Blitz! Ihr habt eine Entführung im Sinn, und das unter Birkenfels’ Augen. Das wäre ein Stück ganz nach meinem Geschmack. Nur …« Er brach ab und zog eine runzelige Lederbörse aus der Westentasche.
    »Wenn Ihr darin noch genug Geld für eine einfache Mahlzeit findet, könnt Ihr von Glück sagen. Doch um eine Erbin zu entführen, braucht man Geld. Habt Ihr welches?« Sein Blick und der Klang seiner Stimme zeigten Frau von Kerling, dass er bereit war, ihren Plan umzusetzen. Geld war etwas, mit dem sie ihm nicht aushelfen konnte – oder doch?
    »Irmela bewahrt ihr Geld in unserer gemeinsamen Kammer auf. Es müsste mir gelingen, unbemerkt daranzukommen. Wenn Ihr in der Nähe des Hauses auf mich wartet, könnte ich Euch so viel geben, wie notwendig sein wird. Aber über eines müsst Ihr Euch im Klaren sein: Ein Teil des Vermögens, das Ihr erheiratet, geht an mich.«
    »Gerne – vorausgesetzt, das Mädchen ist tatsächlich so reich, wie Ihr sagt.« Heimsburg deutete eine Verbeugung an und dachte für sich, dass wohl eine Handvoll Gulden reichen würden, die Frau zufriedenzustellen. Als er jedoch den raffgierigen Ausdruckin Frau von Kerlings Gesicht wahrnahm, war er sich dessen nicht mehr so sicher. Doch er sagte sich, dass die Hälfte eines größeren Vermögens viel mehr war als das, was er jetzt besaß, und konnte es kaum noch erwarten, den Knoten zu schürzen. Dazu musste er einige Vorbereitungen treffen, und für die benötigte er mehr als ein paar Scheidemünzen.
    »He, Kerl, bring mir meinen Rock!«, rief er seinem Burschen zu, erhob sich und bot Dionysia von Kerling den Arm.
    »Auf unseren gemeinsamen Erfolg!«

XVII.
    Irmela starrte Frau von Kerling entgeistert an. »Ich soll Euch auf eine Reise begleiten? Das geht nicht! Wallenstein kann jeden Augenblick zurückkehren, und ich will ihn nicht aus eigener Schuld verpassen.«
    Ihre Begleiterin rang die Hände und kniete theatralisch vor ihr nieder. »Meine Liebe, ich bitte Euch! Es handelt sich doch nur um einen einzigen Tag. Morgen Mittag sind wir bereits wieder hier. Ich muss diesen Offizier sprechen! Er hat mir schriftlich zugesichert, er würde mich unterstützen, doch er befindet sich nur noch bis morgen in dieser Gegend. Wenn ich ihn bis dahin nicht aufsuchen kann, war meine Fahrt hierher umsonst.«
    Dionysia von Kerling vermochte wundervoll zu jammern. Insgeheim verfluchte sie Irmela wegen ihres Starrsinns. Die Nachricht, dass Wallenstein auf dem Rückweg sein sollte, hatte ihren Plan beschleunigt. Wenn es Heimsburg nicht vorher gelang, Irmelas habhaft zu werden, würde ihr Plan womöglich scheitern. Die Offizierswitwe dachte mit einem gewissen Vergnügen daran, dass Irmelas Geld ihr diesen Streich erst ermöglichte. Ihr war zugute gekommen, dass Irmela aus Angst, eine bedeutende Summe zuverlieren oder bestohlen zu werden, ihr Reisegeld in ihrem Zimmer versteckt hielt und stets nur einige Münzen für den täglichen Gebrauch bei sich trug. Daher war es ihr am Vortag gelungen, einen Griff in die Reisekasse zu tun. Viel hatte sie jedoch nicht herauszunehmen gewagt, weil es sonst aufgefallen wäre. Nun hoffte sie, dass die Summe Heimsburgs Auslagen decken würde.
    Da sie keine Antwort erhielt, fasste Dionysia von Kerling in einer schier verzweifelten Geste nach Irmelas Arm. »Es bedeutet so viel für mich, müsst Ihr wissen! Doch ich kann diesen Herrn nicht ohne Anstandsdame aufsuchen. Mein Ruf und meine Hoffnungen auf eine zweite Heirat wären ruiniert.«
    Irmela kniff die Lippen zusammen. Am liebsten hätte sie der Kerling gesagt, sie solle sich dorthin scheren, wo der Pfeffer wächst. Aber sie erinnerte sich, dass die Frau den Auftrag, sie zu begleiten, nur angenommen hatte, weil sie ihre eigenen Belange

Weitere Kostenlose Bücher