Die Feuerbraut
Heimsburg! Ich freue mich, Euch wohlbehalten wiederzusehen«, begrüßte sie ihn lächelnd.
»Ganz meinerseits!« Heimsburg verbeugte sich und sagte sich dabei, dass er die Kerling auf der Stelle heiraten würde, wenn sie ein ausreichendes Vermögen in die Ehe einbrachte. Doch die Frau war durch den Verlust ihrer Heimat so arm wie eine Kirchenmaus und ihm daher ebenso willkommen wie seine Gläubiger.
Dionysia von Kerling spürte seine Ablehnung, nahm aber an, er würde sich für die Lage schämen, in der er sich befand. Um ihm zu zeigen, wie wenig sie das störte, trat sie auf ihn zu und ergriff seine Hand. »Uns beiden hat das Schicksal wahrlich übel mitgespielt!«
»Das Schicksal wird gewiss auch wieder bessere Tage für uns bereithalten.« Heimsburg bemühte sich, verbindlich zu sein, möglicherweise könnte sich die Witwe ja doch noch als wertvoll erweisen. Ein lobendes Wort in einem Gespräch mit einem hohen Offizier vermochte ihm vielleicht wieder den Weg nach oben zubahnen. Da er nichts besaß, was er ihr anbieten konnte, pflückte er zwei Äpfel vom Baum. Erst als er sie Frau von Kerling reichte, wurde er sich des symbolischen Gehalts dieser Geste bewusst.
»Mag der Genuss dieser Frucht uns anders als Adam und Eva den Weg ins Paradies öffnen«, sagte mit einer leichten Verbeugung.
Dionysia von Kerling biss in den Apfel. Er war knackig und saftig und ließ ein leicht säuerliches Gefühl in ihrem Mund zurück. »Ich bedauere sehr, Euch in so schlechten Verhältnissen zu sehen, Herr von Heimsburg.«
»Daran sind üble Neider und Verleumder schuld«, brach es aus ihm heraus.
»Vielleicht einer der Herren Kiermeier, Gibichen oder Birkenfels?«, fragte die Frau lauernd.
Heimsburg Gesicht verzog sein Gesicht zu einer hasserfüllten Grimasse. »Bleibt mir mit diesem Birkenfels vom Leib. Das ist der übelste Mensch von allen! Was habt Ihr mit dem zu schaffen?«
»Ich wohne in seinem Quartier!«
»Ihr und dieses Bürschchen? Das hätte ich nicht von Euch erwartet. Euer Gemahl würde sich im Grab umdrehen!« Heimsburg sah aus, als wolle er die Dame am liebsten ohrfeigen.
Dionysia von Kerling rutschte unwillkürlich ein Stück zurück. »Mein Herr, ich muss doch bitten! Ich weile nur als Gesellschafterin der Komtesse Hochberg in diesem Haus.«
Es war, als hätte sie einen Köder ausgelegt, denn Heimsburg sprang sofort darauf an. »Eine Komtesse? Wie kommt die dazu, bei einem solchen Kerl Quartier zu suchen?«
»Nun, sie scheint sehr vertraut mit ihm zu sein. Kiermeier und Gibichen sind der Ansicht, dass die beiden heiraten sollten. Sie ist sehr reich, müsst Ihr wissen.« Ein Plan formte sich in Frau von Kerlings Gehirn, der ihr zunächst so abstrus erschien, dass sie am liebsten über sich gelacht hätte. Doch als sie die unverhüllteGier und den Neid in Heimsburgs Gesicht wahrnahm, kam ihr der Gedanke gar nicht mehr so lächerlich vor.
»Es könnte uns beiden helfen!«
»Was?«, fragte Heimsburg scharf.
»Ihr müsstet die Erbin heiraten!« Dionysia von Kerling musterte Heimsburg prüfend. Zwar waren die Spuren eines ausschweifenden Lebens nicht zu übersehen, aber man konnte ihn noch immer als einen gut aussehenden Mann bezeichnen. Dazu war er von passender adeliger Herkunft und hatte Irmelas Geld in ihren Augen mehr verdient als dieser Schnösel Fabian.
»Nun, Herr von Heimsburg«, begann sie vorsichtig. »Ihr seid ein tapferer Soldat, aber ohne jeden Besitz, der Euch im Alter die Sicherheit verleiht, leben zu können, wie es einem Edelmann zukommt. Eine reiche Heirat würde Euch unabhängig von allem Schlachtenglück machen.«
»Wenn ich an eine reiche Braut gekommen wäre, hätte ich längst gefreit«, gab Heimsburg unumwunden zu. »Nur werden Erbinnen von ihren Verwandten gut behütet, und ich erscheine wohl keinem Vater als der ideale Ehekandidat.«
»Muss die Hochzeit mit der Erlaubnis der Eltern und Verwandten gefeiert werden? Irmela von Hochberg ist Waise, die meisten ihrer Verwandten sind ohne Belang, und mit ihrer Stiefgroßmutter Helene, dieser ehemaligen Soldatenhure, werdet Ihr wohl fertig werden.«
»Vorausgesetzt, das Mädchen willigt in eine Ehe mit mir ein.« Heimsburg nickte versonnen und begann sich mit der Idee anzufreunden. »Irgendwann einmal werde ich heiraten müssen. Da käme mir so ein Gänschen wie die Komtesse Hochberg gerade recht, und es würde mir doppelte Genugtuung bieten, sie diesem Birkenfels vor der Nase wegzuschnappen. Doch das dürfte nicht leicht werden. Der
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