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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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erwartete.
    Dionysia von Kerling achtete jedoch nicht auf diese Geste, sondern atmete tief durch. »Endlich! Wo ist der Junge? Ich will es sofort wissen.«
    »Unten in der Küche. Er isst!« Die Haustochter zog einen Flunsch, denn die Frau hatte so getan, als wäre ihr diese Auskunft den einen oder anderen Groschen wert.
    Dionysia von Kerling war so begierig darauf, Heimsburg aufzusuchen, das sie das Bier unbeachtet stehen ließ und nach unten eilte. Die Haustochter folgte ihr, während Irmela den beiden kopfschüttelnd nachblickte. Mit der Kerling bin ich wirklich geschlagen, dachte sie seufzend. Wieder einmal ärgerte sie sich über ihre Stiefgroßmutter, die ihr diese unangenehme Person aufgehalst hatte. Es hätte in Passau gewiss noch andere Frauen gegeben, die als Anstandsdame in Betracht gekommen wären.
    Von unten hörte sie, wie Frau von Kerling die Haustochteraufforderte, ihr den Umhang und den Hut zu holen und sie dann zu begleiten. Das Mädchen kam kurz darauf in die Kammer, raffte beide Gegenstände an sich und verschwand nach einem kurzen, aber freundlichen Gruß wieder. Anders als Dionysia von Kerling, die ihren Rang über Gebühr herausstrich und bedient werden wollte, hatte Irmela sich als angenehmer Gast erwiesen. Ihr hätte das Mädchen diesen Dienst gerne erwiesen. Jetzt aber sah sie voraus, dass sie der Kerling durch die halbe Stadt folgen und in der Zeit bei der vielen Arbeit fehlen würde, die die Gäste ihnen machten, und überdies keinen Lohn erwarten durfte.
    Irmela hatte die Gedanken der Haustochter erfühlen können, als hätte diese sie vor ihr ausgebreitet, und bedauerte sie. Wenn es um ihre Interessen ging, war Dionysia von Kerling nicht weniger penetrant als ihre Stiefgroßmutter. Dieser verlieh wenigstens noch die kurze Ehe mit dem alten Johann Antonius von Hochberg eine gewisse Befugnis, sich in ihre Angelegenheiten einzumischen. Frau von Kerling aber hatte keinerlei Recht, sich hier aufzuführen, als sei sie die Herrin.
    Mehr denn je bedauerte Irmela, dass sie Wallenstein nicht angetroffen hatte. Dann hätte sie ihm ihr Anliegen vortragen können und würde sich bereits auf dem Heimweg befinden. Der Gedanke an Helene, Johanna und Ehrentraud, die in dem Haus in den Waldbergen auf sie warteten, war nicht gerade verlockend, aber deren Gesellschaft war ihr doch lieber als die der Frau von Kerling. Im Augenblick jedoch konnte sie nichts weiter tun, als die bedrückende Situation zu ertragen. Dabei quälte sie nicht nur die Sorge, wie Herr von Wallenstein sie empfangen würde, sondern auch der Gedanke an Fabian. Als dieser sich mit Ehrentraud eingelassen hatte, war sie zwar verletzt gewesen, hatte diese Liebschaft aber nicht ernst genommen, da sie sich nicht vorstellen konnte, dass er die Narbige zum Weib nehmen würde. DieFrau, mit der er nun die Nächte verbrachte, erschien ihr jedoch als größere Gefahr.
    Einmal war Irmela zusammen mit Fanny Fabian nachgeschlichen und hatte Stephanie für einen Augenblick sehen und ihre Stimme hören können. Die lebensfrohe Schönheit der jungen Wienerin hatte sie tief getroffen, denn jeder Vergleich mit dieser Frau musste zu ihren Ungunsten ausgehen. Bei dem Gedanken stieg Galle in ihren Mund empor, und sie hätte ihren Spiegel am liebsten gegen die Wand geschleudert. Zwar wusste sie selbst nicht, was sie an Fabian fand, doch sie versuchte vergeblich, ihn aus ihrem Kopf zu vertreiben.
    Tief in ihr Grübeln verstrickt nahm Irmela Fannys Rückkehr zunächst nicht wahr. Das Gesicht der Zofe war ein wenig erhitzt, denn sie hatte sich beeilt, weil die vielen Soldaten ihr Angst machten und sie es nicht lange auf der Straße aushielt, obwohl Abdur sie begleitet hatte. Zwar trug der junge Mohr einen martialisch aussehenden Krummsäbel bei sich, doch sie glaubte nicht, dass er sich gegen das rauhe Kriegsvolk würde behaupten können.
    Trotz dieser Angst achtete sie sorgsam auf ihre Umgebung. Sie sah den Bierkrug auf dem Tisch stehen und wusste, dass ihre junge Herrin diesen gewiss nicht bestellt hatte. Da Frau von Kerling, wie sie vernommen hatte, nicht im Haus war und so rasch nicht zurückkehren würde, schob sie Irmela den Krug hin.
    »Trinkt, Fräulein! Wir dürfen das gute böhmische Bier doch nicht verderben lassen.«
    Irmela nahm einen kleinen Schluck und reichte ihr den Krug. »Trink du den Rest. Ich habe genug.«
    Das ließ Fanny sich nicht zweimal sagen. Sie setzte den Krug an und hörte erst auf, als dieser vollkommen leer war. Dann stieß sie

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