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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Pistolen ragten. Irmela kannte Waffen dieser Art. Ihr Vater hatte sie einige Male mit ähnlichen Pistolen schießen lassen. Das Spannschloss musste mit der Hand aufgezogen werden, und das kostete Zeit, die im Ernstfall entscheidend sein konnte. Daherwurden die Pistolen meist frühzeitig schussfertig gemacht. Sie hoffte, Heimsburg habe nicht anders gehandelt, denn wenn der Wagen unterwegs überfallen worden wäre, hätten sich nicht gespannte Pistolen als wertlos erwiesen.
    Es fiel Irmela schwer, die beiden Pistolen nicht zu begehrlich anzustarren, ihr ganzes Sinnen und Trachten strebte danach, sie in die Hand zu bekommen.
    Unterdessen hatte der Geistliche einen weiteren Zug aus der Weinflasche genommen und stand nun schwankend auf. »Ihr wollt also dieses Frauenzimmer heiraten?«, fragte er Heimsburg mit schwerer Stimme.
    »Natürlich will ich die Komtesse Irmela heiraten«, fuhr der Offizier ihn an.
    »Und sie, will sie Euch auch heiraten?«
    Die Frage hätte der Mann sich sparen können, dachte Irmela, denn selbst ein Betrunkener musste merken, dass sie nicht freiwillig an diesem Ort weilte.
    »Sie wird es tun, entweder vorher, um als gute Ehefrau ihre Jungfernschaft zu verlieren, oder, wenn es sein muss, auch nachher, um ihre Ehre wiederherzustellen.«
    Heimsburg blickte Irmela provozierend an. Sie beachtete ihn jedoch nicht, ihre Gedanken beschäftigten sich nur damit, wie sie sich und Fanny befreien konnte. Die Magd konnte ihr nicht helfen, denn Heimsburgs Bursche hatte sie gefesselt und wie ein Gepäckstück in einer Ecke abgelegt.
    »Nun, ich …«, begann der Kaplan, der anscheinend nicht erwartet hatte, eine widerspenstige Braut vorzufinden. Doch die Münzen in seiner Tasche und der Wein, den Heimsburg in weiser Voraussicht hatte bereitstellen hatte lassen, ließen den Mann seine Skrupel vergessen. Er nahm sein Brevier, das er auf eine Ecke des Herds gelegt hatte, und blätterte darin, bis er die richtige Stelle gefunden hatte.
    »Nun, dann wollen wir beginnen. Das Brautpaar trete vor mich!«
    Heimsburg schob Irmela nach vorne, ohne seinen Griff zu lockern. So komme ich nie an die Pistolen, fuhr es dem Mädchen durch den Kopf und sie spürte ihre Kopfschmerzen zurückkommen. Der leichte Druck unter ihrer Schädeldecke brachte sie auf den richtigen Gedanken. Sie stieß ein Stöhnen aus, verdrehte die Augen und sackte in den Armen ihres Entführers zusammen.
    »Was soll das?«, brüllte Heimsburg.
    »Fräulein Irmela fühlt sich nicht wohl. Sie hat schon während der Fahrt unter heftigen Kopfschmerzen gelitten!« Frau von Kerling holte jetzt das mit Essenzen getränkte Tuch aus ihrem Beutel, das sie Irmela vorhin verweigert hatte, und hielt es der scheinbar Bewusstlosen vors Gesicht.
    Irmelas Nase explodierte beinahe, als der Duft ihre Schleimhäute reizte, und ihr traten die Tränen aus den Augen. »Ich muss mich setzen. Einen Schluck Wein bitte.«
    Heimsburg sah ihre offensichtliche Schwäche und wähnte sich am Ziel. »Bring Wein, damit ich mit meinem Bräutchen auf unsere Ehe anstoßen kann«, rief er seinem Burschen zu.
    Der hob jedoch nur in einer hilflosen Geste die Arme. »Es ist keiner mehr da. Der Pfaffe hat alles ausgesoffen.«
    »Dann besorge welchen!«
    »Da muss ich bis in die Stadt zurück.« Der Bursche zog ein säuerliches Gesicht, wandte sich aber auf einen heftigen Wink seines Herrn hin zum Gehen.
    Jetzt erinnerte Irmela sich wieder an die Pferde, die sie draußen gesehen hatte, und ihr war klar, dass sie jetzt handeln musste. Da Heimsburg sie nur noch mit einer Hand festhielt, machte sie sich mit einem heftigen Ruck frei, schnappte mit beiden Händen nach den Pistolengriffen und trat mit den Waffen in den Händen zurück, bevor der Mann begriff, was geschah. Im ersten Augenblickwollte er auf Irmela zugehen und sie packen, doch angesichts der beiden Läufe, deren Mündungen direkt auf ihn gerichtet waren, hielt er inne, setzte eine spöttische Miene auf und sah Irmela von oben herab an.
    »Das wird dir auch nichts helfen, meine Liebe. Die Waffen sind nicht geladen.«
    Irmela roch das Zündkraut auf den Pfannen und lächelte. »Sie sind geladen. Wenn Euch Euer Leben lieb ist, solltet Ihr tun, was ich Euch sage. Als Erstes soll Euer Bursche meine Zofe losbinden. Sagt ihm, er soll keinen Unsinn machen. Ich halte zwei Pistolen in meiner Hand und kann Euch auch in Schach halten, wenn ein Lauf abgeschossen sein sollte. Wenn Ihr so dringend ein Weib braucht, dann nehmt doch Frau von Kerling. Sie

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