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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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hatte. »Sag mal, weißt du, weshalb die Komtesse weggefahren ist, ohne vorher Bescheid zu geben?«
    Der Bursche liebte Klatsch ebenso wie den Wein und richtete sich daher auf. »Ein Oberst Schallenberg will Frau von Kerling eine Rente aussetzen. Mich wundert’s, denn deren Mann stand niemals unter seinem Kommando, außerdem gilt er als knickrig bis zum Gehtnichtmehr. Die Soldaten seines Regiments müssen schier die Rinde von den Bäumen fressen, wenn sie nicht verhungern wollen.«
    Das Letzte hörte Abdur nicht mehr. Er wusste nicht zu sagen, weshalb er Verdacht hegte, doch er war sich sicher, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Als Erstes eilte er in die Kammer, die sich die Offiziere teilten, fand sie jedoch leer vor, da die Männer Dienst hatten oder Freunde besuchten. Da er nur von Gibichen wusste, wo dieser sich aufhielt, machte er sich dorthin auf den Weg.
    Ludwig von Gibichen saß mit zwei Offizierskameraden am Tisch und trank ihnen gerade zu. Sein Gesicht wirkte ein wenig verkrampft,denn ihm ging es hier um ein Geschäft, das er zum Abschluss bringen wollte.
    »Kein schlechter Tropfen«, lobte er das Bier, das ihm kredenzt worden war.
    »Das ist er wirklich nicht. Wenn der Herr von Wallenstein gescheit ist, bleiben wir noch eine Weile in Böhmen und mästen uns an den hiesigen Fleischtrögen …«
    »… und Bierfässern«, fiel ihm sein Kamerad ins Wort.
    »… und Bierfässern, anstatt nach Bayern aufzubrechen, wo die Schweden alles kahl gefressen haben wie die Heuschrecken. Es soll schrecklich dort ausschauen«, setzte der andere seine Rede ungerührt fort.
    Gibichen grinste schief, als fürchte er schon, durch diese verwüstete Landschaft marschieren zu müssen. »Ich habe gehört, dass ein paar Regimenter in Marsch gesetzt werden sollen, und zwar von unserem Korps. Da werden in der nächsten Zeit ein paar Stühle leer bleiben – und Betten auch. Ihr beiden seid dann die Letzten, an die sich die schöne Gerda halten kann, und das dürfte auf die Dauer arg teuer für euch werden.«
    Der Ältere der beiden Offiziere blickte interessiert auf. »Hast du Lust, dich an ihr zu beteiligen? Eines aber sage ich dir: mehr als einmal in der Woche geht nicht. Wir haben das ältere Anrecht auf ihre Nutzung.«
    »Wenn ich dasselbe zahle wie ihr, will ich auch dasselbe Recht haben!« Gibichen ging es nicht speziell um Gerda, sondern einfach nur um eine Frau, mit der er unter die Bettdecke schlüpfen konnte. Seit einiger Zeit träumte er nachts von nackten Frauen und gab Fabian die Schuld daran. Nur weil sein Freund sich mit Stephanie von Harlau abgab, empfand auch er den Wunsch, eine Frau zu besitzen. Er hatte sich sogar schon vorgestellt, Irmela zu verführen. Die blonde Hure sollte ihm nun als Medizin gegen diese Träume und seinen Drang nach einem weichen Frauenleibdienen. Doch das konnte er ihren beiden Beschützern nicht sagen, denn diese hielten Gerda für die begehrenswerteste Frau der Welt.
    »Also, auf zweimal alle zwei Wochen könnten wir uns vielleicht einlassen«, gab der Wortführer der beiden Offiziere zurück.
    Beim Teufel, das ist ja ein Geschacher wie beim Juden, fuhr es Gibichen durch den Kopf, und er bedauerte, dass er nicht eine der normalen Soldatenhuren benutzen konnte. Aber die Weiber wuschen sich nur selten und vererbten einem allzu oft Krankheiten. Ein Offizier, der etwas auf sich hielt, leistete sich eine Geliebte oder teilte diese mit Kameraden, denen er vertrauen konnte. Doch bevor er das Gespräch wieder aufnehmen konnte, erklang draußen eine laute Stimme.
    »He, du Schwarzer! Du kannst doch net einfach zu die Herren Offiziere hinein.« Im selben Augenblick schwang die Tür auf, und Abdur stand schwer atmend auf der Schwelle. Er trat zu Gibichen und schnaufte ein paarmal, bis er zum Sprechen ansetzen konnte. »Der Herr Hauptmann soll verzeihen, aber mir gefällt da etwas nicht.«
    »Was ist denn los?«, fragte Gibichen verärgert, weil er sich in seinen Verhandlungen gestört fühlte.
    »Fräulein Irmela und Fanny sind mit Frau von Kerling zusammen weggefahren, und das in einem fremden Wagen. Angeblich soll die Reise nach Švihov gehen, aber die Kutsche hat die Stadt durch das gegenüberliegende Tor verlassen. Ist das nicht seltsam?«
    Gibichen wollte bereits mit einer abschlägigen Handbewegung über Abdurs Bericht hinweggehen, als er plötzlich merkte, dass er gar keine Lust mehr hatte, weiter mit seinen Kameraden zu reden. Die beiden liefen ihm nicht weg, und Gerda auch

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