Die Feuerbraut
passt zu Euch!« In Irmelas Worten schwangen Verachtung und der Wille, ihrer Begleiterin diesen Verrat niemals zu verzeihen.
Die Sache entwickelte sich ganz anders, als die Witwe erwartet hatte. »Tut doch etwas!«, schrie sie Heimsburg mit sich überschlagender Stimme an.
Dieser kaute ein paar Herzschläge lang unschlüssig auf seinen Lippen, beschloss dann, Irmelas Drohungen nicht ernst zu nehmen, und trat auf sie zu.
Irmela begriff, dass er ihr die Pistolen aus der Hand winden würde, wenn sie nicht bereit war, das Äußerste zu wagen, und ihr Gesicht verhärtete sich. Wenn der Kerl sie vergewaltigte, musste sie ihre Ehre retten, indem sie ihn heiratete. Also gab es keinen anderen Ausweg. Noch während Heimsburg seine Hände nach ihr ausstreckte, krümmte sie den rechten Zeigefinger. Der Hahn schnappte nach vorne, es gab einen Knall, und eine Feuerzunge schlug Heimsburg entgegen. Irmela sah, wie in dessen Brust ein schwarzes Loch entstand, dessen Umkreis sich rasch rot färbte.
Das Gesicht des Offiziers drückte ungläubiges Staunen aus, dann gaben seine Beine nach, und er schlug zu Boden.
Heimsburgs Bursche stieß einen wütenden Schrei aus, doch da drehte sich die Pistole in Irmelas Linker in seine Richtung. »Bleib stehen, oder du teilst das Schicksal deines Herrn!«
Der Gedanke an die Kaltblütigkeit, mit der Irmela seinen Hauptmann niedergeschossen hatte, brachte den Burschen zur Vernunft, und er wich bis an die Wand zurück. Der Priester sah aus, als müsse er all den Wein, den er getrunken hatte, wieder von sich geben, während Dionysia von Kerling wimmerte wie ein geschlagener Hund.
»Heimsburg ist tot. Du hast ihn umgebracht!« In dem Augenblick regte Heimsburg sich und versuchte mit seiner Rechten an seine Brust zu greifen.
Irmela erschrak, denn wenn er nur leicht verwundet war und sich wieder aufraffen konnte, wusste sie nicht, ob sie es fertigbringen würde, ein weiteres Mal auf ihn zu schießen. Rasch zielte sie mit der noch geladenen Pistole auf Heimsburgs Burschen und zeigte mit der anderen auf Fanny.
»Du wirst jetzt meine Zofe losbinden und dich dann mit dem Gesicht gegen die Wand stellen, verstanden?«
Heimsburg versuchte etwas zu sagen, doch es wurde nur ein Röcheln daraus. Ohne den Rückhalt seines Herrn verlor der Offiziersbursche allen Mut. Er trat neben Fanny, holte sein Klappmesser aus der Tasche und zerschnitt den Strick, mit dem er sie gebunden hatte. Irmela glaubte schon, er würde das Mädchen packen, ihm die Klinge an den Hals setzen und sie damit erpressen, doch der Mann kam nicht dazu.
Kaum war Fanny ihrer Fesseln ledig, rollte sie sich von dem Burschen weg und kam erst ein ganzes Stück weit entfernt auf die Beine. »Was machen wir jetzt?«
»Wir bedanken uns für die gebotene Gastfreundschaft und verabschieden uns. Ihr beiden dort stellt euch ebenfalls an die Wand!« Der letzte Satz galt Frau von Kerling und dem Geistlichen.Während Letzterer sofort gehorchte, blieb die Witwe stehen und zeigte auf den Verwundeten.
»Herr von Heimsburg braucht dringend ärztliche Hilfe!«
»Ihr könnt ihn verbinden, sobald wir gegangen sind. Dann kann sein Bursche einen Feldscher suchen, aber zu Fuß, denn die Pferde benötigen wir, nachdem Herr von Heimsburg die Unhöflichkeit besessen hat, die Kutsche fortzuschicken.« Irmela trat bis an die Tür zurück, erinnerte sich dabei gerade noch rechtzeitig an den Schemel, der dort stand, und schob diesen mit einem Fuß zur Seite. Fanny folgte ihr, bemüht, nicht in die Schusslinie zu geraten. So sehr sie ihre junge Herrin auch bewunderte, so wollte sie kein Stück Blei aufgebrannt bekommen, das diese aus Versehen abschoss.
Irmela wartete, bis Fanny die Kate verlassen hatte, dann schlüpfte auch sie ins Freie. Noch mit der scharfen Pistole in der Hand ging sie auf die Pferde zu. Bei einem davon, wohl dem Tier des Burschen, handelte es sich um einen alten Klepper, der kaum noch für einen Trab geeignet war, und auch Heimsburgs Rappe hatte bereits bessere Zeiten gesehen. Während Irmela noch überlegte, ob Fanny und sie mit dem Rappen vorlieb nehmen oder doch beide Pferde nehmen sollten, wuchtete Fanny den schweren Sattel auf den Rücken des besseren Tieres, schlang die Riemen um dessen Bauch und zog sie fest. Irmela sah ihr fasziniert zu, fragte sich aber, wie sie da hochkommen sollte. Zu Hause hatte ihr ein Reitknecht das fertig gesattelte Pferd gebracht und sie hinaufgehoben.
Als sie sich nach etwas umsah, auf das sie klettern konnte,
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