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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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aus, als handele es sich um etwas Unanständiges.
    Irmela musste ein Kichern unterdrücken. Vor einigen Jahren hatte Maximilian von Bayern am stärksten darauf gedrängt, Wallenstein als obersten Feldherrn abzusetzen und den Grafen Tilly mit dessen Aufgaben zu betrauen. Jetzt war Herr von Tilly gefallen, die Schweden standen in Bayern, und dem unglücklichen Herrscher blieb nichts anderes übrig, als um die Hilfe des Mannes zu bitten, den er sich selbst zum Feind gemacht hatte. Wallenstein schien nicht bereit, ihm so rasch zu vergeben. Sein Gesicht wirkte angespannt, und sein Blick verriet Zorn und heimliche Genugtuung.
    »Ihr könnt Seiner Majestät sagen, Harlau, dass sie mich diesen Krieg so führen lassen soll, wie ich es für richtig erachte. Einen Vormarsch nach Bayern muss ich zum jetzigen Zeitpunkt strikt ablehnen. Weder ist meine Armee vollständig ausgerüstet, noch sind die Soldaten ausreichend geschult. Außerdem reichen unsere Vorräte nicht für einen längeren Kriegszug. Hier in Böhmen kann ich meine Männer ernähren, doch in Bayern haben die Schweden keinen Getreidehalm auf den Feldern gelassen. Meine Leute müssten hungern, und mit einer geschwächten Armee vermag ich mich nicht mit Aussicht auf Erfolg mit Bernhard von Weimars Heer zu messen. Überdies lauern General Armins sächsische Truppen an Böhmens Grenzen und warten nur darauf, in das Land eindringen zu können. Soll ich riskieren, dass die Ländereien, aus denen ich meine Truppen rekrutiere, ausrüste und ernähre, ebenfalls von der Kriegsfurie verheert und niedergebrannt werden?«
    Wallenstein hatte sich in Rage geredet und starrte Harlau an, als wolle er seinen Standpunkt in dessen Gehirn brennen. »Richtetdem Kaiser aus, mein Heer sei der letzte Schutz, über den wir noch verfügen. Schlägt der Feind meine Truppen, steht ihm der Weg nach Wien offen. Dann wird Johann Georg von Sachsen sich die Kaiserkrone aufsetzen und vom Hause Habsburg nicht mehr übrigbleiben als eine Fußnote der Weltgeschichte. Solange mein Heer hier steht, kann Herr Ferdinand beruhigt schlafen. Doch mit dem ersten Schritt nach Bayern beginnt seine Krone zu wackeln und wird in weniger als einem Jahr fallen. Sagt ihm das!«
    Den letzten Satz schrie Wallenstein Harlau ins Gesicht, es sah fast so aus, als wolle er den Höfling packen und so lange schütteln, bis dieser sich seiner Meinung angeschlossen hatte.
    Harlau stand wie ein gescholtener Rekrut vor dem Feldherrn und kämpfte sichtlich mit seiner verletzten Eitelkeit. Irmela, die interessiert lauschte, fragte sich, ob er es wagen würde, trotz Wallensteins Zorn fest zu bleiben und auf dem kaiserlichen Befehl zu bestehen. Doch Harlau neigte nur kurz den Kopf und drehte sich zu seiner Gemahlin um. »Meine Liebe, ich bin von der Reise erschöpft. Lasst mir ein Bad und ein Mahl richten. Ihr erlaubt, Euer Gnaden!«
    »Ich will Euch nicht länger von Eurer Gemahlin fernhalten. Komtesse Hochberg, wo waren wir stehengeblieben?«
    »Bei meinen böhmischen Gütern, die ich gerne zurückerstattet hätte«, antwortete Irmela freundlich.
    »Ich werde mich darum kümmern! Frantek, zeige Er mir, was Er an General Gallas geschrieben hat.« Wallensteins Worte zeigten Irmela deutlich, dass er nicht weiter von ihr gestört werden wollte, und sie fürchtete, er würde sich nach kurzer Zeit schon nicht mehr an ihre Unterredung erinnern. Daher beschloss sie, ihm ihr Anliegen noch einmal schriftlich vorzutragen, und hoffte, er würde es nicht ebenso ignorieren wie die Befehle seines kaiserlichen Herrn in Wien.

II.
    Irmela wusste hinterher nicht mehr zu sagen, ob sie sich ärgern sollte, weil Wallenstein sie und ihr Anliegen so nebensächlich behandelt hatte, oder sich freuen, weil sie überhaupt angehört worden war. Auf jeden Fall hatte sie einen interessanten Einblick in sein Verhältnis zum Kaiser und dem Wiener Hof erhalten. Er schien von Herrn Ferdinand und dessen Beratern wenig zu halten und nur nach seinem eigenen Willen zu handeln. Wenn sie an die Folgen dachte, die dies für ihre Heimat Pfalz-Neuburg haben musste, hätte sie Wallenstein am liebsten angefleht, umgehend nach Bayern zu marschieren und dabei auch das kleine Herzogtum an der Donau von den Schweden zu befreien. Da ihm aber nicht einmal das Wort des Kaisers etwas galt, hätte sie genauso gut versuchen können, einen Stein zum Weinen zu bringen.
    So war sie froh, als sie das Haus der Štranzls erreicht hatte und zu ihrem Zimmer hochsteigen konnte. Auf der Treppe kam

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