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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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gezogenem Pallasch nach oben stürmte und dem Grafen Harlau das Lebenslicht ausblies.
    Zu seinem Glück wimmelte es nach den stillen Tagen während Wallensteins Abwesenheit nun im Hauptquartier vor geschäftigen Leuten, so dass ein einzelner Mann nicht auffiel. Ordonanzen stürmten in den Saal, in dem der Generalissimus arbeitete, nahmen Befehle entgegen und verschwanden sofort wieder.
    Fabian, der das Treiben um ihn herum kaum wahrnahm, stand wie eine Statue neben der Tür, die Hand um den Griff seiner Waffe gekrampft und so bleich, als sei alles Blut aus ihm herausgeflossen. Ihm waren kaum mehr als zwei Wochen des Glücks mit Stephanie von Harlau vergönnt gewesen, doch die Stunden mit ihr würde er niemals vergessen. Beinahe wünschte er sich zu sterben, um nicht in den Trümmern seiner Träume weiterleben zu müssen. Nach den Erfahrungen mit Gerda und Ehrentraud hatte er jede willige Frau als Gegenstand zur Erfüllung seinersexuellen Wünsche angesehen, aber Stephanie war viel mehr gewesen. Vor seinem inneren Auge sah er sie, wie sie mit zärtlich anmutenden Gesten den Weinbecher gefüllt und ihm gereicht hatte, und glaubte den Klang ihrer Stimme zu vernehmen, die so süß war wie die eines Engels. Aus und vorbei, schoss es ihm durch den Kopf; du wirst sie niemals wiedersehen, denn Graf Harlau nimmt sie mit.
    Der Offizier, der Fabian ablösen wollte, musste ihn anstupsen, damit der Leutnant auf ihn aufmerksam wurde. »Auf geht’s, Birkenfels! Jetzt bin ich dran.«
    Fabian schüttelte verwundert den Kopf. »Ist es schon so spät?« Ihm war, als hätte Harlau erst vor wenigen Minuten den Raum verlassen. Er atmete tief durch, klopfte seinem Kameraden auf die Schulter und verließ nach einem letzten Blick auf Wallenstein, der sich gerade in die Auflistung der in den letzten Wochen gelieferten Ausrüstungsgegenstände vertieft hatte, das Hauptquartier.
    Auf der Straße traf er Gibichen, der sich sofort bei ihm unterhakte. »Komm, trinken wir einen Schluck!«
    Sein Freund zog ihn in Richtung einer kleinen Schenke, in der sie häufig beim Bier zusammensaßen. Fabian war es egal, wohin Gibichen ihn führte, denn so elend wie an diesem Tag hatte er sich nicht einmal nach dem Tod seiner Eltern gefühlt.
    Zielsicher lotste Gibichen ihn in die Schenke und an einen Ecktisch, an dem sie sich ungestört unterhalten konnten. Er wartete, bis der Schankbursche zwei schäumende Krüge vor sie gestellt hatte, und hob den seinen Fabian entgegen. »Komm, stoß mit mir an!«
    Fabian tat es, ohne einen Trinkspruch auszubringen, und schüttete dann den Inhalt des Kruges in einem Zug hinunter. »Bäh, schmeckt das Zeug scheußlich«, murrte er und winkte dem Schankknecht, ihm das Gefäß noch einmal zu füllen.
    »So wie du eben getrunken hast, hätte man meinen können, du wärst ein Kamel, das nach einer langen Reise aus der Wüste kommt. Doch wenn es dir hilft, dann tu dir keinen Zwang an.« Gibichen legte seinen Arm um Fabians Schulter und zog ihn so herum, dass dieser ihm in die Augen schauen musste.
    »Ich habe gehört, Graf Harlau sei erschienen, und mir gedacht, es wäre besser, ich hole dich ab und passe ein wenig auf dich auf.«
    »Was habe ich mit Harlau am Hut?«, fragte Fabian patzig.
    »Mit ihm weniger, mehr dafür aber mit seiner Frau!«
    Fabian zuckte zusammen. »Was … wie …?«
    »Wie ich darauf gekommen bin? Nun, das ist ganz einfach. Als du letztens Nachtdienst hattest, wollte ich dir Gesellschaft leisten und mit dir reden, konnte dich allerdings nicht im Erdgeschoss finden. Stattdessen habe ich höchst verdächtige Geräusche aus dem Schlafzimmer der betreffenden Dame gehört. Weißt du, nicht nur Irmela hat gute Ohren! Als Kind habe ich die Erwachsenen mit Fragen nach Dingen verblüfft, die ich nicht hätte mitbekommen sollen, und sie haben es lange Zeit nicht mehr gewagt, sich in meiner Nähe über verfängliche Themen zu unterhalten.« Gibichen gluckste vor Vergnügen, als er sich an jene Zeiten erinnerte, wurde aber sofort wieder ernst und versetzte Fabian einen leichten Stoß.
    »Es war Narretei von dir, eine Liebschaft mit dieser Dame anzufangen. Harlau lässt dir die Haut vom Leib schälen, wenn er dahinterkommt. Seine Frau hätte vorsichtiger sein müssen – und du erst recht.«
    »Das verstehst du nicht«, antwortete Fabian leise.
    »Und ob ich verstehe! Weißt du, ein Herr von Wallenstein könnte es sich leisten, mit der Dame intim zu werden, denn er ist der Generalissimus aller Truppen, Herzog und was

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