Die Feuerbraut
Rechte gegen den Leib, als wolle sie ihr Ungeborenes schützen, und sah Irmela mit großen Augen an.
»Wir sollten noch mehr für den Sieg der kaiserlichen Waffen beten, damit so etwas nicht mehr vorkommen kann.«
»Viel öfter, als Frau Meinarda es wünscht, können wir kaum noch beten.« Über Irmelas Gesicht huschte ein leichter Schatten, denn neben dem Anfertigen von Kleidung für die Soldaten und Offiziere zählte das gemeinsame Gebet in der Burgkapelle für ihre Gastgeberin zu den wichtigsten Pflichten aller Bewohner. Meinarda hatte es nicht bei der Morgenmesse und dem Abendgebet belassen, sondern dem Burgkaplan befohlen, jeden Tag drei volle Messen zu lesen.
»Ein wenig übertreibt sie es schon«, stimmte Stephanie Irmela zu, schränkte ihre Worte jedoch sofort wieder ein. »Trotzdem schadet das Gebet nicht.«
»Das mag sein, nur würden wir mit den Fahnen und den ganzen Uniformen schneller fertig, wenn wir nicht so oft in die Kapelle gehen müssten.«
Stephanie lachte erneut auf. »Du tust ja direkt so, als wäre dir das Beten zuwider. Im Gegensatz zu dir bin ich froh, wenn ich meinen Fingern ein wenig Ruhe gönnen kann. Mit der Nadelarbeit übertreibt es Frau Meinarda ebenfalls. Ich frage mich, wie viele Fahnen so ein Regiment braucht?«
»Mindestens ein Dutzend! Wenigstens hat Fabian mir das erzählt.« Irmela bereute ihre Worte sofort, denn bei Fabians Erwähnung leuchteten Stephanies Augen in einem verräterischen Glanz auf. Wahrscheinlich liebt sie ihr Ungeborenes so sehr, weil es sein Kind ist und nicht das ihres Ehemanns, schoss es ihr durch den Kopf.
Zu ihrer Erleichterung ging Stephanie nicht auf Fabian ein, sondern kreischte in komischem Entsetzen auf. »Ein Dutzend, sagst du? Dabei bin ich erst bei der vierten Fahne!«
»So schlimm ist es nicht. Andere sticken ja auch für Meinarda.«
Irmela ertappte sich dabei, wie sie Stephanie zu beruhigen versuchte. Dabei hätte sie die Frau hassen müssen, weil ihr Fabians leidenschaftliche Liebe galt. Stephanie musste doch wissen, wie die Dinge standen. Warum also tat die Frau so, als wären sie beide die besten Freundinnen auf der Welt? Glaubte sie, das Verhältnis mit Fabian auch nach dessen Vermählung fortsetzen zu können? Einige heftige Atemzüge lang kämpfte sie mit diesem Verdacht, doch dann winkte sie innerlich ab. Für das zu einem solchen Plan gehörende Ränkespiel war Stephanie nicht durchtrieben genug.
In einem spontanen Entschluss legte sie ihre Nadelarbeit beiseite und ergriff die Hand der Schwangeren. »Ich freue mich, dass wir Freundinnen geworden sind.«
Stephanie nickte gerührt. »Ich mich auch! Als mein Gemahl so überraschend nach Wien und dann weiter nach Böhmen hat reisen müssen, habe ich schon befürchtet, recht bald auf den Stammsitz seiner Familie geschickt zu werden. Zum Glück gestalten sich seine Angelegenheiten langwieriger als erwartet, und ich kann hierbleiben, bis er wiederkommt. Irmela – ich darf dich doch so nennen? Wenn ich auf Burg Harlau wohne, würde es mich freuen, wenn du mich besuchen könntest. Sie liegt nur zwei Tagesreisen donauaufwärts. Ich würde mich wohler fühlen, wenn du mir in meiner schweren Stunde beistehen könntest. Danach wüssten wir beide, ob das Kinderkriegen wirklich so wehtut, wie immer behauptet wird.«
Irmela antwortete nicht sofort, weil ihr etliche Gründe durch den Kopf schossen, die gegen die Annahme der Einladung sprachen. Wenn sie Burg Rain verließ, würde ihr wahrscheinlich nichts anderes übrig bleiben, als nach einem kurzen Aufenthalt in Harlau wieder unter Helenes Fuchtel zurückzukehren, denn danach noch einmal Zuflucht auf Rain zu suchen, erschien ihr zu aufdringlich. Sie wollte Stephanie jedoch nicht vor den Kopf stoßen und nickte daher lächelnd.
»Das ist kein schlechter Gedanke. Wenn Meinarda mich nicht mehr braucht, kann ich ja zu dir kommen. Aber jetzt sollten wir weitersticken, sonst fragt man uns noch, was wir den ganzen Tag getan haben.«
Stephanie lächelte so zufrieden, als habe Irmela ihr schon eine feste Zusage gegeben, und nahm das Fahnentuch wieder in die Hand. Für einige Augenblicke erstarb die Unterhaltung, dann hob Irmela den Kopf. »Dein Gemahl hat dir sicher aus Böhmen geschrieben. Was weiß er über die Lage dort zu berichten?«
Ein trotziger Ausdruck zog über Stephanies Gesicht. »Mein Mann und mir schreiben? Das tut er nie! Für ihn bin ich eine viel zu unwichtige Person.«
Irmela bemerkte zum ersten Mal, dass in Stephanies sanften
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