Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
seine Offiziere. Die Herren von Geblüt sehen dies nicht gern, und ich weiß von so manchem, der sich sofort mit dem Kaiser versöhnen würde, wenn dieser ihn nur ließe. Sachsen ist ganz sicher bereit für den Wechsel. Aus diesem Grund werden wir nach Eger ziehen. Von dort aus vermag ich weitaus besser mit General Armin zu verhandeln als von hier aus. Der Sachse ist misstrauisch, denn auch er weiß, was die Herren in Wien in den Wind hinausblasen, und es wird mir nicht leichtfallen, ihn von meinen guten Absichten zu überzeugen. Kommt ein Bündnis mit Sachsen zustande, werden uns die meisten anderen protestantischen Fürsten folgen. Danach bleibt dem Kaiser nichts anderes übrig, als dem Frieden zuzustimmen, den wir ihm unterbreiten werden.«
    Er plant also doch Hochverrat, wenn auch aus nachvollziehbaren Gründen, schoss es Fabian durch den Kopf, und er fragte sich, weshalb Wallenstein ausgerechnet ihn, einen kleinen Leutnant, ins Vertrauen zog. Nach einem Blick auf den Feldherrn begriff er, dass dieser einfach nur jemand gebraucht hatte, mit dem er über die Situation reden konnte. Gerade deswegen fühlte er sich mehr denn je zu Wallenstein hingezogen.
    Überwältigt von seiner Verehrung sank er vor dem Feldherrn in die Knie. »Wenn es einen Mann gibt, der dem Reich den Frieden bringen kann, dann seid Ihr es, Euer Gnaden.«
    Wallenstein nickte, als wolle er diese Worte bestätigen.

VIII.
    Irmela brachte es nicht fertig, Stephanie unsympathisch zu finden oder weiterhin eifersüchtig auf sie zu sein. Nachdem ihr Mann fort war, erwies die junge Wienerin sich als fröhlich undunkompliziert, und sie war, wie Irmela zugeben musste, eine weitaus angenehmere Gesprächspartnerin als Meinarda von Teglenburg, die sich ihr gegenüber wie eine ältere Schwester aufführte und sie immer noch zu erziehen versuchte. Irmela liebte Handarbeiten, doch unter Meinardas Fuchtel musste sie Tag für Tag Fahnen mit Wappen und Sinnsprüchen besticken und Tressen und Aufschläge an Uniformen nähen, ohne ihrer Phantasie freien Lauf lassen zu können. Meinarda war von dem Ehrgeiz besessen, aus Franz von Rains Regiment das schmuckste des ganzen Heeres zu machen, und für dieses Ziel spannte sie jede Frau ein, die in der Lage war, eine Nadel zu führen.
    Von Irmela erwartete sie schiere Wunderdinge, doch dieser gelang es, ein geheimes Abkommen mit Stephanie zu treffen. Auch heute saßen sie wieder in einer kleinen Turmkammer, hatten ein Becken mit glühenden Holzkohlen vor sich stehen, an dem sie ihre Hände wärmen konnten, und stickten im Schein einer frisch geputzten Öllampe vor sich hin. Sobald sie jemand die Treppe heraufsteigen hörten, tauschten sie rasch ihre Näharbeiten aus. Stephanie, der die stupide Wiederholung stets gleicher Symbole weniger ausmachte, hielt dann die feinen, mit Spitzen verzierten Kinderkleidchen in der Hand, die in Wahrheit Irmela anfertigte.
    Während Stephanies Mundwerk einem lustig plätschernden Bach glich, dachte Irmela über die Winkelzüge des Schicksals nach. Wenn sich nichts Entscheidendes ereignete, würde sie in etlichen Monaten Fabian heiraten, und dabei bestickte sie Hemdchen für ein Kind, das er mit einer anderen Frau gezeugt hatte. Inzwischen war sie sicher, dass nicht Graf Harlau der Vater sein konnte, denn sie nahm die Gewissensbisse wahr, von denen ihre neue Freundin von Zeit zu Zeit gequält wurde. Dann suchte Stephanie die Burgkapelle auf, um Kerzen vor der Heiligen Jungfrau zu entzünden.
    An diesem Tag schien sie jedoch bester Stimmung zu sein, denn sie strich mit einer zärtlichen Geste über ihren bereits deutlich sichtbaren Bauch. »Es ist doch etwas Schönes, wenn so ein Kindlein in einem heranwächst. Die Geburt soll zwar mit Schmerzen verbunden sein, habe ich mir sagen lassen. Aber das erträgt man als Frau gerne, um der Welt neues Leben zu schenken. Eine Verletzung, die sich ein Mann im Kampf holt, tut gewiss viel schlimmer weh.«
    Irmelas Mundwinkel zuckten. »Diese Frage kann ich nicht beantworten, denn ich habe bisher weder das eine noch das andere mitgemacht.«
    Stephanie musste lachen. »Eine Wunde wünscht man sich als Frau gewiss nicht. Da bringe ich lieber Kinder zur Welt.«
    Ihre Worte erinnerten Irmela an Ehrentraud, und sie senkte bedrückt den Kopf. »Ich kenne eine junge Frau, die große Schmerzen erleiden musste. Sie ist den Schweden in die Hand gefallen und wurde von diesen schrecklich verstümmelt.«
    »Jesses Maria, das ist ja entsetzlich!« Stephanie presste ihre

Weitere Kostenlose Bücher