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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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diese Herren in Wien. Was ist denn in den letzten fünfzehn Jahren geschehen? Tilly hat Friedrich von der Pfalz am Weißen Berg besiegt, doch anstatt es damit bewenden zu lassen, führte der Kaiser Krieg gegen die übrigen protestantischen Reichsstände. Der Sieg schien bereits nahe, da griff König Christian von Dänemark ein, um seine Glaubensbrüder zu unterstützen. Als die kaiserliche Sache bereits verloren schien, gelang es mir, das Reichsheer neu zu formieren und den Dänen zu vertreiben. Ich habe ihn bis an die Spitzen Jütlands gehetzt und ihm auf Dauerdie Lust genommen, sich noch einmal in Reichsangelegenheiten einzumischen.
    Damals hätte Frieden sein können. Ich habe Seine Majestät, den Kaiser angefleht, wenigstens einen Schritt auf die protestantischen Fürsten zuzugehen, die bereit gewesen wären, dafür etliche Schritte auf uns zuzukommen. Aber die Kamarilla in Wien mit all den Bischöfen, Äbten und kreuzkatholischen Maximilians an der Spitze wusste mein Werk zu hintertreiben. Ich wurde abgesetzt und Tilly in Marsch gesetzt, um die Protestanten endgültig zu unterwerfen.
    Was darauf kam, wisst Ihr genauso gut wie ich, Birkenfels. Gustav Adolf von Schweden ist im Norden des Reiches gelandet und hat die kaiserlichen Heere hinweggefegt. Inzwischen wäre er in Wien und hätte sich zum Kaiser krönen lassen, wenn ich nicht da gewesen wäre, um Ferdinand die Krone zu retten. Es ist mir gelungen, die Schweden in Schach zu halten, doch als ich erneut von Frieden gesprochen habe und davon, dass Verhandlungen mit Johann Georg von Sachsen und den anderen protestantischen Reichsfürsten geführt werden müssten, hat die Kamarilla erneut ein Geschrei angestimmt.«
    Erschöpft von seiner langen Rede brach Wallenstein ab und schüttelte bitter den Kopf. »Diese Narren begreifen nicht, dass wir gegen eine Hydra kämpfen, der für jeden Kopf, den man ihr abschlägt, ein neuer, noch kräftigerer nachwächst.«
    »Wer sollte nach den Schweden noch kommen? England etwa, das sich ebenfalls der Ketzerei verschrieben hat?«
    Wallenstein winkte ab. »England hat genug mit sich selbst zu tun. König Karl ist Katholik und denkt ähnlich wie Kaiser Ferdinand daran, diese Konfession gegen den Willen seiner meisten Edlen wieder als alleinige Religion in seinem Reich durchzusetzen. Er wird kläglich scheitern. Nein, die Engländer fürchte ich nicht, sondern die Franzosen.«
    »Aber die sind doch treue Anhänger der heiligen katholischen Kirche!«, platzte Fabian heraus.
    »Was sie nicht daran hindern wird, sich mit Protestanten zu verbünden, sofern es ihnen nützt. Bereits jetzt wird französisches Gold kistenweise nach Schweden gebracht, damit Oxenstierna den Krieg weiterführen kann. Gelänge es uns, die Reichsfürsten auf unsere Seite zu ziehen und Frieden zu schließen, wären die Schweden isoliert und müssten sich wieder zurückziehen. Einig wäre das Reich dann in der Lage, Frankreich zu widerstehen. Kardinal Richelieu ist kein Narr. Er wird zwar jede sich ihm bietende Gelegenheit nützen, dem Hause Habsburg zu schaden, aber niemals das Risiko eingehen, Frankreich in den Untergang zu führen. Wenn wir jetzt mit Sachsen, Hessen und den anderen protestantischen Fürsten Frieden schließen, wird das Haus Habsburg mehr Macht im Reich erhalten, als es jemals zuvor besaß. Besteht Herr Ferdinand jedoch auf der völligen Unterwerfung der Protestanten, wird der Krieg weitergehen, und da er ihn nicht gewinnen kann, dürfte sein Rang zuletzt zu einem hohlen Titel werden und seine Krone so wertlos wie stumpfes Blech.«
    Fabian rieb sich erregt über die Stirn. Von dieser Warte aus hatte er die Situation noch nicht betrachtet. Wenn Wallenstein recht behielt, stand das Reich vor einem Scheideweg, der in zwei Richtungen führte. Die eine hieß Aussöhnung mit den Protestanten und damit der Verzicht auf einen einzigen Glauben im Reich, die zweite hingegen bedeutete noch mehr Krieg und Zerstörung und vielleicht sogar den Untergang des Kaiserhauses. Doch einen Punkt schien Wallenstein nicht bedacht zu haben.
    »Wie können die protestantischen Fürsten sich uns anschließen? Die Schweden stehen in ihren Ländern und würden ihnen genehme Herren dort einsetzen.«
    »Viele schwedische Soldaten sind deutsche Söldner, etliche ihrer Anführer deutsche Fürsten, mit denen wir zu einer Übereinkunftkommen könnten. Außerdem macht der schwedische Kanzler Oxenstierna sich bei den Fürsten wenig beliebt, denn er kommandiert sie, als wären sie

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