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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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einer der Knechte ihm folgte, und befürchtete schon das Schlimmste, doch der Mann tippte Paul nur an und forderte ihn auf, ihm beim nächsten Mal einen Laib von dem Käse mit Brennnesseln und Thymian mitzubringen, den eine der Bäuerinnen herstellte.
    »Das tu ich gerne!« Paul atmete auf, als das Tor hinter ihm zurückblieb. Nach einer Weile gab er vor, die Riemen der Tragsättel kontrollieren zu müssen, und entdeckte Heimsburgs Brief. Er steckte ihn jedoch erst ein, als ihn niemand mehr von oben beobachten konnte.

VI.
    Irmela hob mit einer energischen Bewegung den Kopf und reichte den Brief an Gibichen weiter. »Heimsburg ist bereit, uns zu helfen!«
    »Wie es aussieht, scheint er selbst Hilfe zu benötigen. Er hatdie Zeilen wohl mit seinem Blut schreiben müssen, und Pauls Worten zufolge ist er nicht mehr als ein Gefangener auf der Burg. Trotzdem dürfte seine Unterstützung wertvoll für uns sein.«
    »Ohne ihn können wir wahrscheinlich gar nichts ausrichten.« Irmela atmete tief durch, als stände sie schon vor den Mauern von Burg Harlau, und reichte Abdur den leeren Becher.
    Aus einer Laune heraus streckte Fanny dem Mohren ebenfalls ihren Becher hin. »Du kannst auch mir eingießen, Aschegesicht.«
    Irmela drehte sich um, packte ihre Zofe und holte aus, um sie zu ohrfeigen. »Was habe ich dir gesagt? Wenn du im Guten nicht hören willst, kann ich auch anders mit dir umspringen!«
    Bevor sie zuschlagen konnte, hielt Abdur ihren Arm fest. »Verzeiht mir, Herrin, aber ich bitte Euch, es nicht zu tun. Es würde mich schmerzen, wenn Ihr Fanny meinetwegen schlagt. Sie ist Euch zutiefst ergeben, und ich will nicht, dass ein Schatten auf ihre Treue fällt.«
    Fanny hatte ihre Worte bereits bereut, als sie ihre Lippen verlassen hatten, und war erschrocken, wie harsch Irmela reagierte. Jetzt sah sie Abdur beschämt an. »Ich danke dir. Du weißt ja, dass ich es nicht böse meine. Eigentlich will ich dich nicht kränken …« Sie brach ab und senkte den Kopf, damit niemand ihre Tränen sah.
    Irmela befreite ihre Hand aus Abdurs Griff und blickte den jungen Mann zornig an. In seinen Augen las sie jedoch die Bereitschaft, jede Strafe für sein ungebührliches Verhalten auf sich zu nehmen, und begnügte sich mit einem ärgerlichen Schnauben. Ohne sich weiter um ihre beiden Bediensteten zu kümmern, wandte sie sich Gibichen zu.
    »Heimsburg fordert uns auf, rasch zu handeln. Sind wir in der Lage, übermorgen Nacht in die Burg einzudringen und die Gefangenenzu befreien? Können wir ihm überhaupt trauen? Wir lassen uns auf ein sehr gefährliches Spiel ein!«
    »Bestimmt können wir ihm trauen!«, warf Dionysia von Kerling ein.
    Gibichen nickte. »Das denke ich auch! Wie Ihr selbst gesagt habt, ist es die einzige Möglichkeit, Fabian und der Gräfin zu helfen. Wir dürfen nicht vergessen, dass niemand Harlau anklagen wird, wenn er seine untreue Gemahlin und deren Liebhaber bestraft. Die meisten werden es als gerecht empfinden.«
    Irmela fuhr so wütend herum, dass Wein aus ihrem Becher spritzte und Gibichen Hemd nässte. »Ist es gerecht, ein hochschwangeres Weib in einem feuchten, stinkenden Loch bei ewiger Dunkelheit einzusperren? Allein wenn ich daran denke, packt mich der Zorn, und ich könnte Harlau genauso niederschießen, wie ich es bei Heimsburg getan habe!«
    Gibichen hob scheinbar erschrocken die Arme. »Werte Komtesse, Ihr pflegt eine gewisse Blutrünstigkeit, die einem Weib schlecht ansteht!«
    »Und Ihr gefallt Euch darin, den Narren zu spielen, während wir wichtige Dinge zu besprechen haben!« Bevor Irmela wusste, was sie tat, fuhr ihre Rechte auf Gibichens Wange nieder. Noch während das klatschende Geräusch der Ohrfeige zu hören war, riss sie erschrocken die Augen auf und presste dann beide Hände auf den Mund.
    »Bei Gott, das wollte ich nicht!«
    Ihr Opfer betastete mit übertriebenen Gesten die getroffene Stelle und grinste. »Für eine ungewollte Ohrfeige war diese aber kräftig genug, mich wünschen zu lassen, nie eine mit voller Absicht von Euch zu erhalten.« Gibichen trat dabei vorsichtshalber einen Schritt zurück, denn er war nicht sicher, ob Irmela erneut zuschlagen würde.
    Sie hatte sich inzwischen jedoch beruhigt und kämpfte gegenihre Tränen an. »Es tut mir leid. Ich kann Euch nur um Verzeihung bitten.«
    Bevor Gibichen etwas entgegnen konnte, mischte Fanny sich ein. »Ich hoffe, Ihr seid auch so hart wie eben, wenn Ihr dieser Helene gegenübersteht, Komtesse. Die hat Ohrfeigen mehr

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