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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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aufhorchen. Er trat näher und tat so, als begutachte er die Traglast der Esel. In dem Augenblick spürte er, wie Paul ihm etwas in die Tasche steckte.
    »He, rede nicht mit dem Kerl!« Einer von Harlaus Getreuen kam heran und stieß Heimsburg rüde beiseite. Der beherrschte sich mühsam, ging ein Stück weg und schob die Hand in seine Rocktasche, wo er ein zusammengefaltetes Papier erspürte. Sein Pulsschlag beschleunigte sich, und er musste sich zwingen, es nicht auf der Stelle herauszuziehen und zu lesen.
    »Ich habe nur gefragt, ob der Bursche Wein dabeihat!«, maulte er und verließ scheinbar beleidigt den Burghof. In seiner Kammer schob er den Riegel vor, holte die Nachricht hervor und erbrach das Siegel. Als er Frau von Kerlings Handschrift erkannte, seufzte er enttäuscht, denn er vermutete, die Dame wollte nur ihrem Unwillen über die unwürdige Behandlung hier am Tor Ausdruck geben. Diese Annahme verflog jedoch schon bei den ersten Zeilen, und als er das Blatt sinken ließ, starrte er eine Weile blicklos gegen die Wand.
    »Irmela!«, sagte er und lauschte dem Klang des Namens. Dabei griff er sich unwillkürlich an die Narbe auf seiner Brust, die von Zeit zu Zeit schmerzhaft zuckte. Die Tatsache, dass er noch lebte, hatte er weniger der Nachsicht dieses Mädchens als der Raffgier eines Heereslieferanten zu verdanken. Das Schießpulver in seiner Pistole hatte aus ein wenig mit Schwefel und Salpeter vermischter Holzkohle bestanden und der Kugel nicht die Kraft verleihen können, seine Rippen zu durchschlagen.
    Die Komtesse Hochberg musste ihn glühend hassen, und dennoch machte sie ihm über Frau von Kerling das Angebot, sich gegen eine angemessene Belohnung auf ihre Seite zu schlagen.Heimsburg fragte sich zwar, an welche Summe sie dachte, aber genau genommen war er in seiner Situation bereit, für einen Beutel voller Dukaten dem Teufel seine Seele zu verkaufen.
    »Ich tue es!« Erregt lief er die fünf Schritte, die seine Kammer im Geviert maß, hin und her. Ihm war klar, dass es nicht einfach sein würde, Irmelas Leute in die Burg zu holen und mit ihrer Hilfe Harlaus Knechte auszuschalten. Als Erstes musste er unbemerkt mit Paul Kontakt aufnehmen. Zu seinem Ärger standen ihm weder Tinte noch Papier zur Verfügung. Zwar besaß er eine alte Feder, die er irgendwann in sein Marschgepäck gesteckt hatte, doch die half ihm nicht viel.
    Dann erinnerte er sich daran, dass er bereit gewesen wäre, auch mit dem Teufel zu paktieren, und lachte auf. Der höllische Herr schrieb mit Blut – das konnte er auch. Rasch drehte er Frau von Kerlings Schreiben um, entfernte die Reste des Wachses mit dem Messer und schnitt sich dann in den Ringfinger der linken Hand. Er sah das Blut herausperlen, tauchte die Schreibfeder hinein und legte in wenigen Worten seinen Plan dar.
    Nachdem die Schrift getrocknet war, faltete er das Papier zusammen und steckte es in seine Tasche. Dann wickelte er einen Leinenstreifen um seinen blutenden Finger und verließ die Kammer. Als er auf den Hof trat, entdeckte er Paul, um den sich Harlaus Vertraute geschart hatten. Die Männer des Grafen durften die Burg ebenso wenig verlassen wie er und lauschten daher begierig den Neuigkeiten, die der Knecht zu erzählen wusste.
    »Wo ist der Wein?« Heimsburg drängte sich zwischen den Knechten durch und griff nach einem der Fässchen, die Paul auf den Boden gestellt hatte.
    »Finger weg! Oder glaubst du, du könntest ein Fass für dich allein haben?«, schalt einer der Burgknechte.
    »Von einem wie dir lasse ich mir nichts sagen!« Heimsburg spie aus und wandte dem Bediensteten verächtlich den Rücken zu.
    Paul sah, wie der Mann die Faust hob, um den Hauptmann von hinten niederzuschlagen, und schob rasch einen seiner Esel zwischen die beiden. »He, du Vieh, willst du wohl stillhalten«, schimpfte er dabei.
    Heimsburg, der zwischen die beiden Tiere geraten war, erkannte seine Chance. Die Deckung des Esels nutzend zog er den Brief aus der Tasche und schob ihn unter den leeren Tragsattel. Wenn Paul das Tier ausschirrte, musste er die Nachricht finden. Den gleichen Trick hatte er schon Hunderte Male beim Kartenspielen benutzt, und er war froh, seine Geschicklichkeit noch nicht verloren zu haben.
    Paul schien trotzdem etwas bemerkt zu haben, denn er drängte zum Aufbruch. »Mein Bauer wird sich schon fragen, wo ich geblieben bin«, erklärte er mit einem missratenen Lachen und zog seine Esel mit einem »Gott befohlen« auf das Tor zu.
    Heimsburg sah zu, wie

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