Die Feuerbraut
verdient als der Hauptmann.«
»Aber die Dame würde nach allem, was ich von ihr gehört habe, zurückschlagen. Das ist mir als Edelmann natürlich verwehrt.« Gibichen genoss es, Irmela ein wenig zu necken, wurde aber rasch wieder ernst.
»Was mich bedrückt, ist die Tatsache, dass Heimsburg unsere Möglichkeiten zu überschätzen scheint. Wir werden Euren Kutscher, dessen Gehilfen und die beiden Reiter wohl kaum dazu bringen, des Nachts in eine fremde Burg einzudringen und notfalls deren Besatzung niederzumachen. Also bleiben Paul, Abdur und ich. Wir können nur hoffen, dass Heimsburg in der Lage ist, uns heimlich in die Burg zu schmuggeln. Mit ihm wären wir zu viert und hätten sechs waffenfähige Knechte gegen uns.«
»Ich will kein Blutvergießen!«, rief Irmela erregt aus. »Außerdem werden wir zu fünft sein. Ich komme nämlich mit!«
»Ein Küken, das gegen sechs erwachsene Hähne streiten will«, spöttelte Gibichen, hob aber gleichzeitig den Arm, um einen Schlag abfangen zu können.
Irmela blickte ihn jedoch nur hochmütig an. »Ich will Euch darauf hinweisen, Herr Hauptmann, dass dieses Küken Euch vorhin ganz kräftig geohrfeigt hat. Außerdem weiß ich mit Pistolen umzugehen.«
»Ich dachte, Ihr wollt kein Blutvergießen, Komtesse!« Gibichen verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte, Irmela von oben herab anzusehen. Doch er konnte sie nicht beeindrucken.
»Ich komme mit! Stephanie ist hochschwanger und wird eine Frau brauchen, die ihr hilft.«
Das Argument überzeugte Gibichen, auch wenn sich alles in ihm sträubte, Irmela in Gefahr zu bringen. Am liebsten hätte er ihr befohlen, sich die nächsten anderthalb Tage nicht aus ihrer Kammer zu rühren, doch er wusste genau, dass er sie würde einsperren und festbinden müssen, um sie am Mitkommen zu hindern. Davor schreckte er nun doch zurück.
»Also gut. Ihr werdet allerdings andere Kleider anziehen.«
Irmela strahlte auf. »Selbstverständlich werde ich ein Kleid anziehen, das besser geeignet ist als dieses!« Sie dachte dabei an den festen Wollrock und die gewirkte Jacke, die sie für Spaziergänge mitgenommen hatte.
Gibichen schüttelte nun feixend den Kopf. »Nichts da! Ihr werdet Hosen anziehen wie ein Mann. Meine dürften Euch zwar zu groß sein, doch die, die der Sohn der Wirtin trägt, werden Euch passen.«
Irmela schnappte nach Luft und tippte sich dann an die Stirn.
»Ihr seid verrückt, vollkommen verrückt!«
»Ein Zustand, den ich mit Euch teile. Entweder Ihr zieht Hosen an, oder Ihr bleibt hier. Wenn Ihr Gräfin Stephanie beistehen wollt, dürft Ihr nicht mit Euren Rocksäumen an Wurzeln oder Ästen hängen bleiben. Wir werden sehr schnell sein müssen, meine Gute, um aus der Burg heraus in unsere Kutsche zu kommen, und dann bleibt uns nur die Hoffnung, dass wir nicht zu rasch verfolgt werden.«
»Das ist wohl richtig.« Allein der Gedanke, sich in einer unschicklichen Gewandung zeigen zu müssen, trieb Irmela die Röte ins Gesicht. Dann aber sagte sie sich, dass nur wenige Leute sie so sehen würden. Es galt, Fabian das Leben zu retten, und da musste ihr jedes Mittel recht sein. Bei dieser Erkenntnis lächelte sie wieder. »Übermorgen Nacht werden wir Stephanie und Fabian befreien!«
»Bis dorthin solltet Ihr zur Himmelsjungfrau beten, damit sieuns hilft. Wir werden ihren Beistand und den aller Heiligen benötigen!« Gibichen schnaufte tief durch und sagte sich, dass er wirklich der Narr war, als den Irmela ihn bezeichnet hatte. Kein vernünftiger Mann würde ein Mädchen wie sie auf ein so gefährliches Abenteuer mitnehmen.
VII.
Als Heimsburg die mit vier Pferden bespannte Kutsche sah, die sich von einem Dutzend Reiter eskortiert die Auffahrt zur Burg hochquälte, hätte er seine Enttäuschung am liebsten weit über das Land gebrüllt. Er brauchte nicht zu warten, bis er das Wappen auf dem Schlag erkennen konnte, um zu wissen, dass es sich um Harlau und dessen Männer handelte. Seit Harlau seine Gemahlin vor gut zwei Monaten hierhergebracht und eingesperrt hatte, war er nicht mehr hier gewesen. Doch ausgerechnet an diesem Abend, nur wenige Stunden bevor Gibichen und seine Männer die Gräfin, Birkenfels und damit auch ihn befreien wollten, musste der Graf hier auftauchen.
In seiner ersten Verzweiflung überlegte Heimsburg, ob er Harlau von der geplanten Befreiungsaktion berichten und so tun sollte, als hätte er Fabians Freunden eine Falle gestellt. Da Harlaus Getreue in der Burg jedoch nichts davon wussten,
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