Die Feuerbraut
war es dafür zu spät. Außerdem würde es an seiner eigenen Situation nicht das Geringste ändern, denn auch in dem Fall wäre er für den Grafen nicht mehr als ein höchst überflüssiger Zeuge.
Als das Tor geöffnet wurde und die Kavalkade einritt, trat der Anführer der Burgknechte auf die Kutsche des Grafen zu und öffnete den Schlag.
Harlau stieg mit angespannter Miene aus. »Ich hoffe, meine Gemahlin und ihr Gast befinden sich wohl!«
Die Ironie in seiner Stimme war nicht zu überhören. Die Zeit, die seit der Einkerkerung der Gräfin vergangen war, mochte den heißesten Zorn des Grafen gedämpft haben, aber nicht seine Rachegelüste. Das zeigte sich deutlich, als er den Palas betrat. Er griff sofort nach einer Laterne und stieg noch in Reisekleidung die Treppe hinab, die zu den Vorratsräumen und weiter zum Kerker führte. Heimsburg war ihm wie die Knechte bis zum Treppenabsatz gefolgt und zwischen den Männern stehen geblieben, so als gehöre er dazu.
Nach ein paar Stufen drehte der Graf sich lächelnd zu ihm um. »Wollt Ihr Euren Feind nicht in seinem Elend sehen?«
Heimsburg fragte sich, ob Harlau ihn in eine Falle locken wollte, um ihn ebenfalls unten einzukerkern. Wohl oder übel musste er dessen Spiel mitmachen, und während er mit stockenden Schritten in die Tiefe stieg, nahm er sich vor, auf der Hut zu sein.
Der Graf sprühte schier vor guter Laune, witzelte über die beiden Gefangenen und schlug Heimsburg lachend auf die Schulter. »Ob die zwei es mir danken werden, dass ich ihnen die Gelegenheit gegeben habe, zusammen zu sein? Oder werden wir sie nach all den Wochen zermürbt und in bittere Feindschaft verfallen vorfinden?«
Heimsburg schüttelte es innerlich, doch da Harlau auf Antwort zu warten schien, verzog er die Lippen zu etwas, das einem Grinsen ähnlich kommen sollte. »Wahrscheinlich werden sie einander herzlich überdrüssig geworden sein!«
»Das nehme ich auch an!« Der Graf legte die letzten Stufen zurück und begrüßte den Wärter. »Nun, mein Guter, hast du brav auf meine Gäste achtgegeben?«
Der Kerkermeister nickte mit unbewegter Miene. »Die Metze und ihr Liebhaber leben beide noch!«
»Vorsicht, mein Guter! Ich wünsche in Bezug auf meine geliebte Gemahlin keine solchen Ausdrücke zu vernehmen!«
Harlaus Worte klangen so scharf, dass der Mann den Kopf einzog. »Verzeiht, Erlaucht! Es soll nicht wieder vorkommen.«
Harlau brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Öffne die Tür und bring Licht!«
Der Wärter zündete eine Fackel an und zog hastig die Riegel zurück. Heimsburg hielt sich hinter Harlau, der seinem Knecht in den Kerker folgte. Drinnen roch die Luft frischer, als es zu erwarten gewesen war. Fabian und Stephanie hatten sich an die hintere Wand zurückgezogen und hielten sich mit je einem Arm umschlugen, während sie mit der freien Hand die Augen vor der plötzlichen Helligkeit zu schützen suchten.
Diese vertraute Haltung erbitterte Harlau, und er hob die Faust, als wolle er die beiden niederschlagen. Fabian schob Stephanie hinter sich und machte Miene, sie zu verteidigen.
Harlau stieß einen Fluch aus, der Stephanie zusammenzucken ließ, trat aber nicht weiter auf seine Gefangenen zu, sondern blieb mitten im Raum stehen. »Welch ein rührendes Bild! Mein Weib schiebt einen so dicken Bauch vor sich her, dass es sich kaum mehr zu rühren vermag, und ihrem Galan sieht man den Lumpen an, der er schon immer war. Ich hoffe, ihr beiden habt euch gut unterhalten.«
Stephanies Augen hatten sich inzwischen an das Licht gewöhnt. Nun trat sie vor und blickte ihrem Ehemann direkt in die Augen. »Mein Herr Gemahl, bitte hört mich an. Ich mag gefehlt haben, und Ihr seid zu Recht zornig auf mich. Aber lasst Eure Wut bitte nicht an dem unschuldigen Kind aus, das ich unter dem Herzen trage.«
»Glaubt Ihr etwa, ich würde diesen Sündenbalg aufziehen und sogar als meinen Sohn und Erben anerkennen? O nein, meine Liebe! Andere mögen sich vielleicht mit einem Kuckuck in ihrem Nest abfinden – ich tue es gewiss nicht.«
»Dann gebt das Kind zu braven Leuten, die es als ihr eigenes aufziehen«, flehte Stephanie ihn an.
Harlau begann zu lachen. »Um mich angreifbar oder gar erpressbar zu machen? Ihr phantasiert, meine Liebe! Ich habe mich in Wien von Seiner Majestät mit den Worten verabschiedet, der Geburt meines Erben beiwohnen zu wollen, und in Kürze werde ich als trauernder Witwer in die Kaiserstadt zurückkehren und berichten, dass weder Ihr noch
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