Die Feuerbraut
Heimsburg vertrauen?«
Dionysia von Kerling zögerte kurz, machte die Pause aber durch heftiges Nicken wett. »Davon bin ich überzeugt.«
»Wäret Ihr bereit, ihm einen Brief zu schreiben, in dem Ihr ihn um Unterstützung bittet?«
»Die er uns ganz bestimmt gewähren wird«, spottete Fanny, die Heimsburgs niederträchtiges Verhalten nicht vergessen hatte.
Irmela befahl ihr zu schweigen. »Wir haben keine andere Wahl«, sagte sie mit einem Unterton, der ihre Abneigung gegen den Mann verriet. »Nur sollten wir nicht allein auf Heimsburgs guten Willen bauen, sondern ihm eine Belohnung versprechen, falls er uns hilft, Fabian und Stephanie zu befreien.«
»Das werde ich ihm schreiben!« Dionysia von Kerling flehte in Gedanken die Himmelsmutter an, Heimsburg den rechten Weg zu weisen. Der, auf dem er sich jetzt befand, würde ihn unweigerlich ins Verderben führen.
V.
Nachdem die Vertrauten des Grafen ihm nur allzu deutlich gezeigt hatten, dass er auf Harlau nicht das Geringste zu sagen hatte, pflegte Hauptmann Heimsburg zunächst einmal seinen verletzten Stolz. Er war gewohnt, unter Kameraden zu sein, sich die Zeit mit Karten- und Würfelspiel zu vertreiben, und zu der Ungewissheit über sein Schicksal quälte ihn auch die Langeweile. Wenn das Wetter es zuließ, hockte er im Windschatten des Torturms auf der Burgmauer und starrte auf die Donau hinab, die sich wie ein breites Band um den Hügel schlang und sich stromab in mehrere Arme aufteilte, die kleine, buschbewachsene Inseln umschlossen.
Heimsburg beneidete das Wasser, das frei fließen konnte, während er hier gefangen saß, auch wenn ihn keine Gitter oder Fesseln einschnürten. Es war auch kein Trost, dass es Leutnant Birkenfels und der Gräfin, die tief unten im Fels eingesperrt waren, noch schlechter ging. Harlau würde auch ihn wohl kaum am Leben lassen. Doch statt sich selbst zu bedauern, musste er an das Kind denken, mit dem die Gräfin schwanger ging. Das unschuldige, kleine Wesen war der Rache des gehörnten Ehemanns ebenso ausgeliefert wie die untreue Ehefrau und deren Liebhaber. Angesichts dieser Entwicklung war sein Streit mit Fabian von Birkenfels nicht mehr von Bedeutung. Wenn Harlau nicht vor einem Mord an seiner Frau und dem Kind zurückschreckte, würde er auch sämtliche Mitwisser beseitigen.
Bald drehten Heimsburgs Überlegungen sich weniger um die Frage, wie er von hier entkommen konnte, als vielmehr darum, auf welche Weise Harlau ihn für den Dienst, den er ihm erwiesen hatte, belohnen wollte. Würde es ein Stich in den Rücken sein? Ein starkes Gift? Oder ein fingierter Unfall, bei dem er in der Donau ertrank? Eines wusste er gewiss: Er würde nicht wie ein Schaf hier warten, bis man ihn zur Schlachtbank führte. Mit einem Mal lachte er auf. Es wäre die gerechte Strafe für Harlaus Arroganz und seine Menschenverachtung, wenn er von hier floh und die beiden anderen Opfer mitnahm. Zuerst tat er die Idee noch als Ausfluss seines Zorns ab, doch dann nahm sie mehr und mehr Gestalt an.
Während er sich allerlei Pläne zurechtlegte, wie er den Kerkerwächter der beiden Gefangenen übertölpeln konnte, sah er einen Bauernknecht mit zwei Eseln den Weg zur Burg heraufkommen. Schon bald erkannte er Kiermeiers ehemaligen Burschen, den er schon zwei- oder dreimal hier in der Burg gesehen hatte, ohne ihn an die anderen zu verraten. Was für einen Grund mochte Paul haben, sich hier herumzutreiben? Wusste der Kerl, was hier vorging, oder suchte er nur nach einem Weg, Harlau für den Tod seines Herrn büßen zu lassen? Leute wie ihn, die mit hündischer Treue an ihren Herren hingen, gab es im Heer immer wieder. Stieß ihren Offizieren etwas zu, versuchten sie, diese zu rächen, und gingen dabei oft in den Tod. Er konnte nur hoffen, dass der Mann so vernünftig war, sich mit einer Gefangenenbefreiung zu begnügen, und auch bereit sein würde, mit ihm zusammenzuarbeiten.
Heimsburg wartete, bis Paul seine widerspenstigen Tragtiere die letzte Wegkehre hinaufgezerrt hatte, verließ dann seinen Aussichtsposten und stieg in den Burghof hinab. Er erreichte das Tor im selben Augenblick, als die kleine Eselskarawane es passierte.
»Hat Er den Wein dabei, Kerl?«, brüllte er.
Paul deutete eine ungeschickte Verbeugung an und wies auf zweikleine Fässer, die an der Seite des vorderen Esels hingen. »Sehr wohl, edler Herr! Ich habe alles heraufgebracht, was ein hochwohlgeborener Herr wie Ihr benötigt.«
Ein Unterton in Pauls Stimme ließ Heimsburg
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