Die Feuerbraut
ein Gesicht über sich, das sich kaum von der Dunkelheit der Nacht abhob.
»Rück ein wenig, damit ich dich wärmen kann!«, sagte Abdur sanft.
»Wohl, damit du mir zwischen die Beine steigen kannst!« Fanny versetzte ihm einen heftigen Stoß, brachte ihn damit aber nur zum Lachen.
»Glaubst du, mir steht der Sinn nach einem Laib ungebackenen Brotes?« Ohne auf ihre Proteste zu achten, schlüpfte er unter ihre Decke und zog seinen weiten, mit Wachs getränkten Filzmantel über sie beide.
»Der hilft besser gegen den Regen als deine Wolldecke«, erklärte er ihr im gleichen, nach einem Lachen klingenden Tonfall.
Fanny antwortete nicht, sondern blieb steif liegen und kämpfte mit seiner Bemerkung, sie wäre für ihn nicht mehr als ein Stück ungebackenen Brotes.
Abdur drängte sich nun enger an sie und legte ihr den Arm um die Taille, bemühte sich dabei aber, keiner der empfindlicherenRegionen ihres Leibes zu nahe zu kommen. Sein Körper strahlte eine angenehme Wärme aus, und beinahe gegen ihren Willen kuschelte sie sich an ihn. Noch während sie überlegte, ob sie nicht doch einmal versuchen sollte, Abdur bei einer besseren Gelegenheit zu verführen, fiel sie in einen tiefen, von angenehmen Träumen erfüllten Schlaf und wachte erst auf, als es hell wurde. Sie starrte in den feuchten, nebelverhangenen Morgen und stellte ein wenig enttäuscht fest, dass der Platz an ihrer Seite leer war. Dann vernahm sie einen leise gezischten Fluch und blickte auf.
Nicht weit von ihr versuchte der Mohr, mit Baumschwamm und trockenem Gras feuchtes Holz zu entzünden, um die Vorräte anzuwärmen. Die beiden Offiziere schliefen noch, bewegten sich aber unruhig und würden wohl bald erwachen.
Fanny stützte sich auf die Ellbogen und sah Abdur an. »War das dein Ernst, was du gestern Abend gesagt hast? Bin ich für dich zu hässlich?«
Ein Lächeln huschte über Abdurs Gesicht, und er gluckste vor sich hin. »Manchmal muss man zu Frauen Dinge sagen, die ihnen nicht gefallen, damit sie vernünftig bleiben. Hätte ich gesagt, ich fände dich schön, hättest du mir falsche Absichten unterstellt und mich nicht unter deine Decke gelassen. Dann aber hättest du die ganze Nacht über gefroren und wärst heute so erkältet, dass du nicht weiterreiten könntest.«
»Also gefalle ich dir doch!« Fanny sprang geschmeidig auf und strich die Falten aus ihrem Kleid. Am Abend war es feucht geworden, doch unter Abdurs wasserundurchlässigem Mantel hatte es trocknen können, und Fanny spürte nicht einmal den Anflug eines Schnupfens.
»Glaube nur nicht, dass ich so verzärtelt bin wie die Dienerinnen auf Burg Rain!«, sagte sie selbstgefällig und drehte sich hüftenschwingend um.
Abdur beobachtete sie lächelnd, dann wandte er sich wieder seinem Feuer zu, das einfach nicht brennen wollte.
»Warum nimmst du kein Pulver, um es zu entzünden?«, fragte Fanny.
»Keine schlechte Idee.« Abdur stand auf und öffnete Gibichens Satteltasche.
Gerade als er nach dem Pulverhorn griff, hob Fanny den Kopf. »Ich glaube, ich habe etwas gehört!«
»Wahrscheinlich ein Hirsch oder eine Wildsau auf ihrem Wechsel.« Abdur wollte sich abwenden, als er Stimmen vernahm.
»He, seht mal die Gäule dort! Ich wette, da ist noch mehr zu holen! Zieht die Messer und seid leise. Da wartet ein Geschenk des Himmels auf uns.«
»Oder des Teufels, aber das wäre mir auch wurscht. Los, Kameraden!«
Abdur schrie zornig auf, als er die sieben zerlumpten Kerle aus dem Wald kommen sah, und reckte die Pistole in deren Richtung. Nun wurden auch Gibichen und Fabian wach und griffen mit der Erfahrung ihrer Kriegszüge sofort zu den Waffen.
Die Marodeure dachten jedoch nicht daran, sich von drei Männern und einer Frau einschüchtern zu lassen. Der Anführer, der mit einem zerfetzten schwedischen Uniformrock bekleidet war, gab seinen Kumpanen mit der Hand ein Zeichen. Während diese sich zerstreuten, um Fabian und die anderen einzukreisen, grinste er dreckig und wies auf Fanny.
»Das Weibsstück wird uns viel Freude bereiten, meint ihr nicht auch, Kameraden?«
Zustimmendes Gejohle antwortete ihm. Abdur riss die Pistole hoch und drückte ab. Der Hammer schlug auf die Platte, brachte jedoch nur ein leises Zischen zustande.
»Dir ist wohl das Pulver nass geworden, du Kaminkehrer«, spottete der Anführer der Marodeure. Seine Männer sahen esals Signal an und stürmten auf Abdur und die beiden Offiziere los. So zerlumpt die Kerle auch aussehen mochten, mit ihren Waffen
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