Die Feuerbraut
verstanden sie umzugehen. Da sie Gibichen und Fabian für die gefährlicheren Gegner hielten, drangen je drei von ihnen auf diese ein, während der Anführer mit erhobener Klinge auf Abdur zutrat, der sich schützend vor Fanny gestellt hatte.
Der Mohr las in den Augen des Angreifers Mordlust und die Gier nach der Frau und schleuderte ihm die nutzlose Pistole ins Gesicht. Der Mann wehrte sie mit seinem Degen ab und verzog seine Lippen zu einem Feixen.
»Jetzt werden wir gleich sehen, ob du inwendig ebenso schwarz bist wie außen!«
Abdur spürte, wie Fanny ihm etwas in die Hand drückte, wagte aber nicht, seinen Gegner aus den Augen zu lassen. Der Mann schien sich seines Sieges sicher zu sein, denn er spielte mit seinem Opfer, drohte ihm und fuchtelte scheinbar sinnlos mit der Waffe herum. Plötzlich zuckte seine Klinge auf Abdur zu. Der Mohr sprang zurück, prallte gegen Fanny, die dicht hinter ihm stand, und konnte sich gerade noch auf den Beinen halten. Dabei drang die Spitze des Säbels, die auf sein Herz gezielt hatte, in seinen Arm.
Sein Gegner sah das Blut, grinste höhnisch und leckte sich die Lippen. Dann stieß er erneut zu. Abdur parierte den zweiten Stoß mit dem Gegenstand, den er von Fanny erhalten hatte. Es war nur ein Stück Holz, das sie aufgerafft hatte, aber es lenkte die feindliche Waffe ab.
Während Abdur versuchte, sich gegen den Anführer der Marodeure zu behaupten, kämpften die beiden Offiziere Rücken an Rücken gegen sechs Männer und nutzten dabei den Vorteil ihrer längeren Klingen. Fabian warf alle Finessen der Fechtkunst über Bord und schwang den Pallasch wie eine Axt. Seine Klinge trafauf Stahl, glitt funkensprühend ab und drang dann tief in den Leib eines Angreifers.
Der Mann stöhnte auf und stürzte zu Boden. Zur gleichen Zeit stach auch Gibichen einen der Kerle nieder und hielt sich dann drei weitere mit wütenden Hieben vom Leib. Für einen Augenblick hatte Fabian es mit nur einem Gegner zu tun und nutzte seine Chance. Bevor der Schwede sich versah, unterlief er dessen Schlag und stach seine Klinge von unten in das Herz des Angreifers. Ohne dem Zusammenbrechenden einen weiteren Blick zu gönnen, zog er den Pallasch zurück, wirbelte herum und traf den Hals eines weiteren Marodeurs.
Für Gibichen, dem Blut von der freien Hand tropfte, war es Rettung im letzten Augenblick. Einer der Männer hatte seine Waffe blockiert, während der Dritte gerade zum tödlichen Hieb ausholte. Mit einem schrillen Aufschrei versuchte Fabian noch in der Bewegung dazwischenzugehen, traf aber nur den Oberschenkel des Angreifers. Der versuchte, seiner Klinge eine andere Richtung zu geben, doch sein Bein gab nach und er stürzte. Während Fabian ausholte, um den Mann endgültig auszuschalten, löste sich der letzte Angreifer von Gibichen, sprang aus der Reichweite der gegnerischen Klingen und rannte davon.
Als der Anführer bemerkte, dass sich das Blatt wendete, suchte er ebenfalls sein Heil in der Flucht. Doch Abdur verwandelte seine Abwehrbewegung in einen Wurf, und sein Knüppel traf den Mann zwischen den Schulterblättern. Noch während dieser seinen Sturz mit den Armen abzufangen versuchte, war Gibichen hinter ihm und schlug mit aller Kraft zu.
»Gesindel!«, lautete seine Grabrede für die toten Marodeure. Er machte sich nicht einmal die Mühe, zu den beiden Kerlen zu treten, die stöhnend am Boden lagen, und sie von ihren Leiden zu erlösen, sondern wies mit einer energischen Handbewegung auf die Pferde.
»Lasst uns aufbrechen, ehe andere Räuber von dem Lärm angelockt hier auftauchen!«
»Du bist verletzt.« Fabian wollte nach Gibichens blutüberströmter Hand greifen, doch der entzog sie ihm mit einer abwehrenden Kopfbewegung.
»Das ist nicht der Rede wert!« Ohne sich weiter um Fabian zu kümmern, hob er Satteldecke und Sattel auf und legte beides auf den Rücken seines Pferdes. Da ihn die Wunde behinderte, wickelte er einen Fetzen Stoff um die Hand und machte mit zusammengebissenen Zähnen weiter.
Fabian wollte seinem Freund die Meinung über so viel Leichtsinn sagen, entschloss sich aber dann, den Mund zu halten. Gibichen musste selbst wissen, was er tat. Daher machte er sich ebenfalls zum Aufbruch fertig. Abdur, dessen Wunde von Fanny notdürftig mit einem sauberen Stück von Irmelas Unterkleid verbunden worden war, sattelte mit angespanntem Gesicht Fannys und sein Pferd und verstaute die Vorräte, die neben dem erloschenen Feuer lagen.
»Vielleicht finden wir unterwegs
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