Die Feuerbraut
behandelt, im Gegensatz zu anderen.« Ein tadelnder Blick streifte Fanny, die sofort rot wurde.
»Du weißt doch genau, dass ich es nicht so gemeint habe.«
»Und wie war es dann gemeint?« Abdur grinste Fanny herausfordernd an.
»Auf jeden Fall nicht böse! Aber sag, worauf kommt es an, ob du bei uns bleiben willst oder nicht?«
Abdur rieb sich über sein dunkles Kinn und wirkte auf einmal verlegen. »Darüber will ich eigentlich nicht sprechen.«
»Du hast damit angefangen! Also heraus mit der Sprache!« Fanny bohrte so lange, bis Abdur tief durchatmete und sich ihr zuwandte.
»Ich würde gerne eine Frau haben, aber ich weiß nicht, ob ich bei meinem Aussehen eine bekomme.«
»Wie siehst du denn aus? Du hast zwei Arme, zwei Beine und einen Kopf wie jeder andere Mensch auch.«
»Es gibt ein Mädchen, das gesagt hat, ich sähe aus, als würde ich im Kamin schlafen – oder wie ein verbrannter Laib Brot.«
»Meinst du vielleicht mich?« Fanny tat überrascht, doch ihre Augen glitzerten. In den letzten Wochen war sie immer besser mit Abdur ausgekommen, und Irmela würde ihnen gewiss erlauben zu heiraten und in ihren Diensten zu bleiben. Vorher gab es jedoch noch eine Sache zu klären, die ihr auf der Seele brannte.
»Also, wenn aus uns beiden etwas werden soll, musst du ein richtiger Christenmensch werden. Ich weiß ja nicht einmal, zu welchem Gott du betest.«
»Zu dem einzigen Gott, dem auch du angehörst. Der Offizier, der mich als Kind kaufte, hat mich von einem Priester erziehenund taufen lassen. Deshalb bin ich ein ebenso guter Katholik wie alle anderen in diesem Land.«
Abdurs Bekenntnis überraschte Fanny, denn sie hatte ihn wegen seiner dunklen Hautfarbe für einen Heiden gehalten. Sie war so erleichtert, dass sie nach seiner Hand fasste. »Du willst mich ungebackenes Brot also nehmen?«
»Das war doch nicht ernst gemeint!« Abdur grinste über das ganze Gesicht und sah aus, als wolle er Fanny in die Arme schließen und küssen. Sie wehrte schnell ab. Als Bedienstete durften sie beide sich nicht gehen lassen, denn das wäre auf Irmela zurückgefallen. Auch so trafen sie schon tadelnde Blicke aus einer Gruppe von Wallfahrern, die einem Mann mit einer Fahne folgten und laut zur Gottesmutter beteten.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, sagte Abdur sich und begnügte sich damit, sanft über Fannys Wange zu streichen. Es war die mit dem weißen Mal, das aus dem jetzt sonnenverbrannten Gesicht hervorstach. Auch diesen hellen Fleck liebte er und war glücklich, dass die junge Frau seine Gefühle zu erwidern schien. Während er und Fanny zu Irmela und Gibichen aufschlossen, pries er Gott und die Heiligen, die ihm gewiss geholfen hatten, in die Dienste der Komtesse zu treten. Steglinger hätte ihm niemals eine Heirat erlaubt oder zumindest nur mit einer dunkelhäutigen Sklavin, um weitere Mohren zu erhalten, die er hätte verkaufen können.
Irmela ahnte nichts von den Gedanken und Gefühlen ihrer Bediensteten und achtete auch nicht auf sie, sondern trat an Gibichens Seite in das Innere der Wallfahrtskirche und beugte ihr Knie. Ihr Begleiter griff in die Schale mit dem Weihwasser und benetzte damit ihre Stirn. Es war eine derart intime Handlung, dass sie ihn beinahe zurechtgewiesen hätte. Gleichzeitig freute sie sich, weil er ihr diese Aufmerksamkeit erwies, und schüttelte dann innerlich den Kopf darüber, dass ihre Gefühle wie Zweigeim Wind zu schwanken schienen. Sie eilte so hastig zum Marienaltar, als wolle sie vor sich selbst davonlaufen, und zündete dort eine Kerze an. Während sie in die Flamme blickte, bat sie die Himmelsjungfrau, in dieser schlimmen Zeit all jenen beizustehen, die sie liebte.
Gibichen sprach seine Begleiterin nicht an, sondern überließ sie ihrer stummen Andacht und versenkte sich selbst ins Gebet. Es gab so viel, für das er den himmlischen Mächten danken musste. Er hatte seine linke Hand noch, wenn auch nur mit vier Fingern, und wie durch ein himmlisches Wunder war es ihm und Fabian gelungen, Irmela zu retten. Dazu erfüllte ihn die Nachricht mit Freude, dass die kaiserlichen Heere endlich wieder gegen die verdammten Ketzer vorrückten und hoffentlich bald seine Heimat befreien würden.
XVIII.
Als Irmela mit ihrer Begleitung in den Löwen zurückkehrte, warteten neben Fabian noch andere Freunde auf sie. Stephanie und Dionysia von Kerling waren von Albert von Rain und Heimsburg nach Passau geleitet worden und vor wenigen Stunden eingetroffen. Anstatt schlimme Nachrichten
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