Die Feuerbraut
vernehmen zu müssen, hatten sie erfahren, dass Irmela frei und in Sicherheit war. Jetzt eilten die beiden Frauen auf sie zu und umschlangen sie.
»Ich bin so glücklich, dich wohlbehalten wiederzusehen«, schluchzte Stephanie unter Freudentränen.
Auch Frau von Kerlings Gesicht war nass, und man konnte sogar Heimsburg eine gewisse Rührung ansehen. Albert von Rain räusperte sich, als hätte er einen Frosch im Hals, und um die Anspannung zu lindern, fragte er, wo denn der Wein bliebe.
»Der ist heuer arg sauer geraten, zumindest in dieser Gegend.Besseren gäbe es nur in der Residenz, doch Irmela wollte nicht dorthin umziehen. Daher müsst ihr mit Bier vorliebnehmen.« Fabian reichte ihm einen vollen Krug und nahm selbst einen zweiten entgegen, den der Knecht des Wirts ihm hinhielt. Dieser hatte mit dem Durst der Gäste gerechnet und war mit drei Krügen in jeder Hand unaufgefordert in das Privatzimmer getreten. »Auf euer Wohlsein!« Fabian trank Albert von Rain, Gibichen und Heimsburg zu.
»Auf unser aller Wohlsein und darauf, dass wir alle gesund hier stehen!« Gibichen unterdrückte einen Seufzer, denn ihm wurde bei seinen Worten klar, dass ihr Erfolg auf Messers Schneide gestanden hatte. Um die Angst zu verscheuchen, die nachträglich in ihm aufsteigen wollte, blickte er Fabian fragend an. »Was hört man Neues aus der Residenz?«
Fabian wartete, bis alle ihm ihre Aufmerksamkeit schenkten. »Es gibt einige Neuigkeiten, aber keine, die uns missfallen könnten. Helene hat bisher der Folter getrotzt und ihre Verbrechen eisern geleugnet. Aber es ist den Männern, die Lexenthal ausgeschickt hat, gelungen, der Schwarzen Hexe und ihres Kumpans Santini habhaft zu werden. Die Hexe Marthe kann nicht mehr befragt werde, denn sie hat ein gerechtes Schicksal ereilt. Bei einem Gefecht der Unseren gegen die Schweden ist sie mit einigen anderen Trossweibern auf der Flucht niedergemacht worden.«
»Lexenthal wird es freuen, die zwei Personen gefangen genommen zu haben, die unmittelbar am Tod seiner Nichte beteiligt waren.« In Irmelas Stimme lag kein Triumph, sondern nur Trauer um Ehrentraud, die von Helene auf einen falschen Weg gelockt worden war und dies mit ihrem Leben hatte bezahlen müssen.
»Wir hätten auch für sie eine Kerze anzünden sollen«, setzte Gibichen hinzu.
»Das werden wir morgen tun!« Fabians Stimme klang belegt, und er schluckte mehrmals. Ehrentraud hatte ihn geliebt, und der Gedanke, auf welch schreckliche Weise sie ums Leben gekommen war, tat ihm weh. In einem jähen Wutanfall bleckte er die Zähne und drohte mit der Faust in die Richtung, in der er den Kerker wusste, in dem Helene ihrem nächsten Verhör entgegensah.
»Sie werden dafür bezahlen müssen, sie alle!«
Dann entschuldigte er sich bei den Damen, die erschrocken zusammengefahren waren. »Verzeiht mir den Ausbruch, doch die Gefühle haben mich übermannt. Die Schwarze Hexe und ihr Kumpan sollen nach Passau geschafft werden, damit Lexenthal und der hiesige Richter sie verhören und aburteilen können. So wie Helene und Johanna werden sie der irdischen Gerechtigkeit nicht mehr entgehen können.«
»Also befindet Johanna sich ebenfalls in Lexenthals Gewahrsam. Hoffentlich wird sie nicht demselben Kerkermeister übergeben wie ich.« Obwohl Irmela von ihrer fast gleichaltrigen Tante nicht viel Gutes erfahren hatte, tat diese ihr leid.
Fabian vermochte ihre Gefühle nicht zu teilen. »Ich wünsche es ihr sogar! Bei ihr musste nicht einmal die Folter angewendet werden, um sie zu einem Geständnis zu bringen. Man hat ihr einfach die Folterwerkzeuge gezeigt und sie ihr an einem verurteilten Wilddieb vorgeführt. Daraufhin ist sie zusammengebrochen und hat alles gestanden, was Lexenthal wissen wollte.«
Stephanie schauderte es, und als Moni, die Albert von Rain als Kinderfrau mit auf die Reise genommen hatte, mit ihrer Tochter hereinkam, bat sie die Anwesenden, von angenehmeren Dingen zu sprechen.
Irmela unterstützte ihren Vorschlag. Da sie das Grauen des Kerkers am eigenen Leibe erlebt hatte, konnte sie sich besser als dieanderen vorstellen, was Helene und Johanna nun durchmachen mussten. Sie umarmte Moni, die sie seit der gemeinsamen Flucht vor den Schweden als Schicksalsgefährtin ansah, und nahm ihr das Kind ab, um es zu liebkosen.
Albert von Rain zog Fabian und Gibichen in eine Ecke und setzte die Unterhaltung leise fort. »Ich bin froh, dass ich Walburga zu Hause gelassen habe. Sie würde sich trotz allem, was Steglinger ihr
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