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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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angetan hat, zu sehr aufregen.«
    »Der Mann ist ein noch erbärmlicherer Wicht, als ich angenommen habe«, berichtete Fabian. »Er beschuldigt Helene, ihn mit Hexenkünsten zur Heirat gezwungen zu haben. Der Richter will ihm nachweisen, dass sie ihm mit Hilfe des Teufels zu seinem Reichtum verholfen hat. Es könne schließlich nicht mit rechten Dingen zugegangen sein, dass ein Mann, der als mittelloser Flüchtling nach Passau gekommen ist, in zwei Jahren ein Vermögen zusammengerafft hat, welches den seit Generationen angehäuften Besitz der anderen Bürger und Standesherren weit übertrifft.«
    Irmelas Ohren waren so fein, dass sie dem Gespräch der Männer trotz des Schnatterns ihrer Freundin mühelos folgen konnte, und ihr wurde schnell klar, was Erzherzog Leopold von Habsburg, seines Zeichens Fürstbischof von Passau und etlicher anderer Bistümer und Träger vieler weiterer Titel, im Sinn hatte. Ihm ging es weniger um den Vorwurf der Hexerei als vielmehr darum, Steglingers Reichtum an sich zu raffen. Immerhin stellte Fürstbischof Leopold von Habsburg im Namen seines Bruders, des Kaisers, eine neue Armee auf und benötigte viel Geld. Auf welch bedenkenlose Art die hohen Herren sich die Besitztümer anderer aneigneten, wusste sie selbst. Sie hatte noch immer nicht erfahren, was mit ihren Gütern in Böhmen geschehen war, und musste daher annehmen, dass die Herren Gallas, Piccolomini, Aldringer und wie dieGeneräle alle hießen, ihr Eigentum wider alles Recht zusammen mit Wallensteins Vermögen und den Besitztümern seiner Anhänger an sich gerissen hatten.

XIX.
    Zwei Wochen später wurden die Schwarze Hexe und Santini in einem auf einem Fuhrwerk stehenden Holzkäfig in die Stadt gebracht. Während der Schwarzkünstler zitternd und mit grauem Gesicht in einer Ecke hockte und die Schmutzbrocken, mit denen die Passanten ihn und seine Mitgefangene bewarfen, nicht einmal wahrzunehmen schien, schrie die alte Frau ihre Wut und ihren Hass hinaus.
    »Die Hölle soll euch verschlingen, ihr Gesindel! Und die hohen Herren dazu, die so tun, als wären sie alle Heilige. Sie sind doch nur Strauchdiebe und Mörder! Ich habe vielen von denen geholfen, ihre Konkurrenten zu beseitigen, und ihnen den Weg bereitet, auf dem sie hochgestiegen sind. Jetzt wollen sie mich brennen sehen. Aber da haben sie sich geirrt. Meine Dämonen werden mich retten und all jene vernichten, die versuchen, Hand an mich zu legen!«
    Sie klang so überzeugend, dass etliche Frauen ihre Kinder an sich zogen und mit ihnen in den Häusern verschwanden. Andere antworteten mit höhnischem Gelächter und einem verstärkten Hagel verschiedenster Geschosse. Jetzt flogen die ersten Steine, und als einer von ihnen die Schwarze Hexe an der Stirn traf und diese blutig riss, schrie sie so empört auf, als könne sie nicht fassen, dass sie verletzt worden war.
    »Asmodi! Azathot! Azrael! Dämonen der Tiefe, helft mir!«, brüllte sie und fuchtelte so mit ihren gefesselten Armen, dass die Ketten gegen das Holz des Käfigs schlugen. Als ihr Ruf ungehörtverhallte, setzte sie alle Namen ihrer teuflischen Gebieter hinzu, die ihr einfielen.
    Irmela stand mit ihren Freunden in der Nähe des Domes, als die Gefangenen an ihnen vorbeigekarrt wurden. Fabian und Gibichen hatten zwar versucht, ihr zu verheimlichen, auf welche Weise Ehrentraud ums Leben gekommen war, doch sie hatte vieles von dem aufgeschnappt, was die beiden Albert von Rain berichtet hatten. Auch war Fanny dabei gewesen, als Wendelin Portius den Freunden berichtet hatte, was in den Waldbergen geschehen war, und sie hatte Irmela einiges erzählt.
    Hatte Irmela bis zu diesem Tag angenommen, Helenes Handlanger seien widerwärtige, hassenswerte Bestien, begriff sie bei deren Anblick, dass es sich um Menschen handelte, die durch den verheerenden, seit mehr als anderthalb Jahrzehnten andauernden Krieg und seine Folgen geformt worden waren. Da sie Lexenthal kannte, war ihr bewusst, dass die Hexe und ihr Kumpan auf dem Scheiterhaufen enden würden, und sie glaubte den Geruch brennenden Fleisches in der Nase zu spüren.
    Sie schüttelte sich und sah zu Gibichen auf. »Wir sollten in den Löwen zurückkehren!«
    Dieser hob bedauernd die Hände. »Herr von Lexenthal wünscht, dass wir bei dem ersten Verhör der Hexe anwesend sind. Johanna hat angegeben, dass dieses Weib dich tothexen sollte, damit dein Erbe ihr zufiele. Du solltest also nicht zu viel Mitleid mit deiner Tante haben.«
    »Ich will nicht sehen, wie Menschen

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