Die Feuerbraut
ein Mann nun einmal nicht gestört zu werden. Trotzdem ist es genug! Der Kaiser braucht jeden tapferen Krieger, um den Schweden aus dem Reich hinauszukehren. Also haltet ein. Tot oder verwundert nützt ihr beide mir nichts.«
Wallensteins Ton ließ keine Widerrede zu. Obwohl Fabian sich bis jetzt erfolgreich zur Wehr gesetzt hatte, war er so erleichtert, dass er sich beinahe vor Erschöpfung auf den Boden gesetzt hätte. Wäre der Oberkommandierende nicht dazwischengetreten, hätte es böse für ihn geendet, dessen war er sich bewusst. Bisher hatte er es nur Heimsburgs Verachtung für ihn zu verdanken, dass er noch lebte. Nun war sein Gegner verwundet und doppelt so gefährlich.
Ein Wink Wallensteins hieß die beiden Kampfhähne, vor ihn zutreten. Das Gesicht des Feldherrn zeigte keine Regung, als er sie betrachtete und dann nach dem Grund des Streites fragte.
»Es geht um eine Spielschuld, die Birkenfels nicht bezahlen kann.« Heimsburg bedachte Fabian mit einem giftigen Blick.
Dieser biss die Zähne zusammen und sah Wallenstein ins Gesicht. »Herr von Heimsburg wollte mein Ehrenwort nicht annehmen, dass er sein Geld erhalten würde.«
»So? Hattet Ihr denn die Aussicht auf eine größere Summe?« In Wallensteins Stimme schwang eine gewisse Warnung mit. Er liebte keine undisziplinierten Männer und war Aufschneidern stets mit eisiger Kälte begegnet.
Fabian schien kein Ohr für Nuancen zu haben, denn auf seinem Gesicht zeichnete sich ein breites Grinsen ab. »Natürlich hätte ich bald genügend Gold in den Händen gehalten, General. Da Ihr wieder unser oberster Feldherr seid, wird es in Kürze reiche Beute geben.«
Es war kühn, so mit Wallenstein zu reden. Doch bevor der General etwas erwidern konnte, erschien im Schlag der Kutsche ein geradezu zauberhaftes Wesen. Es hatte einen blonden Lockenkopf, dessen Anblick einige Männer aufseufzen ließ, und zwei kornblumenblaue Augen, die Fabian mit einem nachsichtigen Interesse musterten. »Der junge Mann ist ungewöhnlich beherzt, findet Ihr nicht, Euer Gnaden? Wenn Ihr ihn gewähren lasst, wird er den Schweden gehörig heimleuchten!«
»Und ob ich ihn lasse!« Wallenstein lachte amüsiert auf, trat an die Kutsche und griff an der Dame vorbei ins Innere. Als er sich wieder umdrehte, hielt er einen Beutel aus dunkelblauem Samt in der Hand und warf ihn Fabian zu. »Hier, Bursche, zahle damit deine Spielschulden und gib das nächste Mal besser acht!« Fabian fing den Beutel auf und wollte sich bedanken. Doch Wallenstein war schon eingestiegen und gab seinem Kutscher den Befehl weiterzufahren. Das Letzte, was Fabian erblickte, war dasGesicht der jungen Dame, das ihm lieblicher erschien als Ehrentraud von Lexenthals Antlitz vor dem Überfall der Schweden.
Während er Wallensteins Kutsche nachstarrte, kam Gibichen auf ihn zu und packte ihn bei den Schultern. »Bei Gott, du musst unter einem wahren Glücksstern geboren sein! Ich sah dich schon am Galgen baumeln. Unser Feldherr kennt nämlich kein Erbarmen, wenn es um die Disziplin geht, und deine Antwort war schon sehr frech.«
»Aber sie hat ihm gefallen! Glückwunsch, Fabian, du verstehst, schnell zu reagieren, sowohl mit dem Mundwerk wie auch mit der Waffe.« Kiermeier drängte sich durch die Zuschauer und blieb vor Fabian stehen. Dieser beachtete seine Freunde jedoch nicht, sondern blickte immer noch der Kutsche nach. »Wer mag sie gewesen sein?«
Gibichen sah Kiermeier an und verdrehte die Augen. »Er meint die junge Dame in Wallensteins Gesellschaft. Wahrscheinlich ist sie dessen Geliebte oder die eines seiner Kommandeure.«
»Eher die Ehefrau eines seiner Offiziere. Wallensteins Abneigung gegen Disziplinlosigkeit macht auch vor ihm selbst nicht Halt, und er würde niemals ein loses Frauenzimmer ins Feldlager mitnehmen.« Kiermeier hoffte, Fabian würde die blonde Schöne schnell vergessen, denn seiner Ansicht nach war es verderblich, nach unerreichbaren Sternen zu streben. Bei dem Gedanken tauchte das Gesicht Meinarda von Teglenburgs vor seinem inneren Auge auf. Die junge Witwe hatte einen tieferen Eindruck bei ihm hinterlassen, als er sich zunächst hatte vorstellen können, und er schalt sich einen Narren, seine Wünsche auf eine so hochgeborene Dame zu richten. Dennoch beschloss er, ihr und ihrem Sohn von der ersten Beute, die er auf dem kommenden Feldzug erringen würde, ein Geschenk zu kaufen und ihnen zu schicken.
Mühsam schüttelte er seine Gedanken ab und musste grinsen,als er sah, wie einige
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