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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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voller Golddukaten bedurft, um sie für sich zu gewinnen, doch so schlaff, wie seine Börse war, lohnte es sich nicht, einen Gedanken an eine Hure zu verschwenden.
    Er löste seinen Blick von der Frau und sah Heimsburg auffordernd an. »Wir sollten unsere Freunde nicht länger warten lassen. Einige von ihnen haben gewiss noch nicht gefrühstückt.«
    »Gimpel!«, zischte Heimsburg, hob den Pallasch und griff an. Sein Hieb hätte einem Auerochsen den Schädel spalten können, doch Fabian gelang es, dem Angriff die Kraft zu nehmen und die Klinge des Gegners an seiner Waffe abgleiten zu lassen. Obwohl er das Klopfen seines Herzens beinahe lauter wahrnahm als das Kreischen des Metalls, hielt er sich zurück und überließ Heimsburg die Initiative. In seinem Gehirn hallten die Ratschläge nach, die Gibichen und Kiermeier ihm gegeben hatten, und er begriff, dass er in dem Augenblick verloren war, in dem Angst oder Wut ihn übermannten.
    Heimsburg trug seine Attacken immer schneller und härter vor. Die Zähne fest aufeinandergepresst, tat er alles, um Fabians Deckung zu durchbrechen. Dieser war jedoch von seinem Vater ausgebildet worden, und er hatte auch die Lektion gelernt, die Gibichen ihm in der Nacht erteilt hatte. Daher beschränkte er sich zunächst darauf, die Hiebe des anderen abzuwehren, sich im Kreis herumtreiben zu lassen und auf eine Gelegenheit zum Gegenangriff zu warten.
    Seine scheinbar passive Haltung ließ Heimsburg annehmen, seinem Gegner fehle jeglicher Mut, und er vernachlässigte mehrmalsseine Deckung. Fabian ließ zwei, drei scheinbar günstige Gelegenheiten aus, da er sie als Fallen erkannte. In dem Augenblick aber, in dem Heimsburg leichtsinnig wurde, zuckte seine Klinge nach vorne. Doch wie es schien, traf er nur den linken Ärmel seines Gegners und schlitzte ihn auf. Heimsburg zog eine spöttische Miene, so als habe Fabian ihn verfehlt, doch der Stoff unter seiner Achsel färbte sich nach kurzer Zeit rot.
    Paul grinste seinen Hauptmann an. »Der Junge hält sich prächtig, nicht wahr?«
    Kiermeier nickte, drehte sich aber unwillkürlich um, weil er das Rollen von Rädern vernommen hatte, und starrte auf die Kutsche, die sich in langsamem Tempo näherte. Außer ihm nahmen nur wenige Zuschauer wahr, dass sich etwas Ungewöhnliches tat, denn die beiden Kontrahenten drangen gerade mit verbissener Wut aufeinander ein. Die Kutsche hielt nur einige Schritte entfernt an, gleichzeitig sprang ein Diener vom Bock und öffnete den Schlag. Ein Mann in einem dunklen Rock stieg heraus und drehte sein schmales, kränklich wirkendes Gesicht einen Augenblick lang in die Sonnenstrahlen. Dann trat er auf einen Stock gestützt näher. Die Zuschauer, die seine Ankunft bemerkt hatten, wichen unwillkürlich zurück und starrten den Neuankömmling je nach Temperament fassungslos oder erwartungsvoll an. Nun drehten sich auch andere nach ihm um und öffneten ihm eine Gasse, durch die der Mann auf die Fechter zuschritt.
    Heimsburgs Kopf glühte vor Wut und Anstrengung, und langsam schlich Angst in sein Herz, weil es Fabian fast spielerisch gelungen war, ihn mit der ersten ernsthaften Attacke zu verwunden. Sein Schwung verlor sich, und er geriet mehr und mehr in die Defensive. Fabian beging jedoch nicht den Fehler, wild auf ihn einzudringen, sondern blieb auf Distanz und griff nur an, wenn er sich seiner Sache sicher fühlte. Einmal verschätzte ersich, und Heimsburgs Klinge fuhr unter seiner Achsel hindurch, traf aber nur das weit geschnittene Hemd. Heimsburg glaubte, ihn endlich verwundet zu haben, und jubelte auf, doch da schoss Fabians Pallasch auf ihn zu und traf ihn erneut.
    Aufstöhnend wich Heimsburg zurück und presste den zweimal verletzten Arm gegen den Körper. Gleichzeitig schäumte in ihm die Wut über das Bürschchen hoch, das es gewagt hatte, ihm Paroli zu bieten, und er holte aus, um dem Kerl den Schädel zu spalten.
    Bevor er jedoch den Angriff vortragen konnte, erscholl eine befehlsgewohnte Stimme. »Meine Herren, es reicht!«
    Heimsburg fuhr herum wie ein gereizter Stier. »Halte du dich da heraus!« Dann erkannte er den Sprecher und ließ vor Schreck die Waffe fallen. »Euer Gnaden? Verzeiht … Ich ahnte nicht …«
    Albrecht von Wallenstein, Herzog von Mecklenburg und Friedland, Fürst von Sagan, General des Ozeanischen und Baltischen Meeres und zum zweiten Mal Generalissimus der kaiserlichen Truppen, bog seine Lippen zu einem dünnen Lächeln. »Ich verzeihe Euch. Im Kampf und in der Liebe wünscht

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