Die Feuerbraut
schmecken.«
Fabian kaute schon auf dem nächsten Stück Speck herum und zuckte als Antwort mit den Schultern. Nach einem weiteren Schluck des bitteren Gebräus grinste er verzerrt. »Warum soll ich mir von Heimsburg das Frühstück vermiesen lassen? Sollte es mein letztes sein, will ich es wenigstens genießen.«
»Das ist sehr klug von Euch!«, sagte Paul zufrieden. »Man soll mit Genuss essen, wenn man genug auf dem Teller hat, wie es derzeit glücklicherweise der Fall ist.«
Dem Offiziersburschen gefiel die ruhige Art, mit der der Schützling seines Hauptmanns diesen Tag begann. Er legte Fabian noch eine Scheibe Schinken vor und schenkte ihm einen anderen Kräutersud ein, dessen Rezept ebenfalls noch von seiner Großmutter stammte. »Wohl bekomm’s!«
Während Fabian heißhungrig den Schinken verputzte, stöhnte Gibichen auf, denn er hatte in seiner Aufregung vergessen, etwas zu sich zu nehmen, und nun knurrte sein Magen vernehmlich.
Fabian drehte sich zu Paul um. »Hast du noch eine Kleinigkeit für meinen Kameraden? Ich will nicht, dass er mich für ungastlich hält.«
»Aber ja!« Paul eilte hinaus und kehrte kurz darauf mit einem halben Laib Brot und einer geräucherten Wurst zurück.
»Mehr habe ich auf die Schnelle nicht auftreiben können«, entschuldigte er sich.
»Unser guter Gibichen wird es dir gewiss nachsehen. Komm, Ludwig, greif zu.« Fabian stand auf, damit sein Kamerad sich setzen konnte, brach sich jedoch das erste Stück von der Wurst ab und steckte es in den Mund.
»Schmeckt gut!«, sagte er während des Kauens.
Gibichen musterte ihn mit widerwilliger Bewunderung, setzte sich dann und begann ebenfalls zu essen. Als er die Hand nach Fabians Becher ausstrecken wollte, stellte Paul ihm einen anderen hin. »Das ist gutes Bier! Der Kräutertrank ist für unseren Heißsporn bestimmt.«
Gibichen lachte auf und sah Fabian an. »Der hilft dir wenigstens, Heimsburg mit klarem Kopf gegenüberzutreten. Der Kerl schreit überall herum, dass er dich deine Eingeweide sehen lassen will. Wahrscheinlich würde er die Sache weniger ernst nehmen, wenn du ihn gestern nicht ins Gesicht geschlagen hättest. So aber hast du höchstens die Chance auf ein nicht allzu klägliches Ende.«
»Der Schlag war die einzig richtige Antwort, da er mein Ehrenwort nicht akzeptieren wollte.« Fabian sagte es in einem Ton, als hätte es für ihn nie einen Zweifel gegeben, seinem Gegner hundertfünfzig Gulden auf den Tisch zu zählen.
Das verwunderte Gibichen, der bisher nur wusste, dass Fabian auf Empfehlung des Herzogs von Pfalz-Neuburg in das Regiment aufgenommen worden war. Er hatte den Kornett für einen armen Narren gehalten, den Heimsburg in eine Falle gelockt und dazu gebracht hatte, um mehr Geld zu spielen, als er sich leisten konnte. Doch der junge Mann trat auf, als wäre sein Vater kein einfacher Gutsbesitzer gewesen, sondern ein hoher Herr mit einem stolzen Stammschloss und einem Dutzend Nebengütern.
»Es ist an der Zeit, zum Treffpunkt zu gehen«, sagte Gibichen mit einem Blick auf den östlichen Himmel, an dem der Rand der Sonnenscheibe sichtbar wurde.
Fabian winkte ab. »Zeit, dein Frühstück zu beenden, muss uns bleiben. Wer weiß, wann du wieder etwas bekommst.«
Dieser Logik konnte Gibichen sich nicht verschließen. Er blieb daher sitzen und verputzte Brot und Wurst bis auf den letzten Krümel. Allerdings beeilte er sich und schluckte die letzten Tropfen Bier bereits im Gehen.
Auf dem Weg musterte Fabian verstohlen den Leutnant, der ihm vom ersten Tag im Regiment an freundschaftlich begegnet war und sich nun Sorgen um ihn machte, als seien sie schon von Kindheit an Kameraden. Gibichen trug bauschige Hosen über hohen Stulpenstiefeln, eine hüftlange Jacke und einen breitkrempigen, federgeschmückten Hut, der so gefertigt war, dass man während des Kampfes eine eiserne Haube einlegen konnte. Auf diesen Schutz hatte er an diesem Tag ebenso verzichtet wie auf den schweren Brustpanzer, der zur Feldausrüstung gehörte. An seiner Seite aber hing ein langer Pallasch mit kunstvoll gebogenem Handschutz in einer ledernen Scheide.
Auch Fabian trug nun anstelle seines mit Einlegearbeiten verzierten Rapiers, mit dem er Irmela und die anderen Flüchtlinge gegen die Plünderer verteidigt hatte, eine für den Krieg geeignetere Waffe. Es handelte sich um ein schmuckloses, aber solides Stück Handwerksarbeit aus dem Passauer Zeughaus. Seine Beine steckten ebenfalls in Stulpenstiefeln; dazu trug er weite, dunkle
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