Die Feuerbraut
Hosen und ein noch halbwegs weiß zu nennendes Hemd. Auf eine Weste oder gar eine Jacke hatte er trotz der Morgenkühle verzichtet.
Gibichens Unkenrufen zum Trotz trafen sie als Erste bei der Trauerweide am Teich ein. Hinter ihnen tauchten die jungen Offiziere auf, die dem gestrigen Spiel beigewohnt hatten, sowie eine stattliche Anzahl von Soldaten, die sich das Schauspiel nicht entgehen lassen wollten.
Heimsburg, der bewusst ein paar Minuten zu spät erschien, umdie Spannung der Zuschauer zu erhöhen, musste sich durch den dichten Kordon drängen. Statt als Favorit begrüßt zu werden, bekam er etliche spöttische Zurufe zu hören, denn es hatte sich herumgesprochen, dass es sich bei seinem Gegner um einen Frischling von gerade einmal achtzehn Jahren handelte. Dennoch schritt niemand ein, um den ungleich erscheinenden Kampf zu verhindern. Der Kornett, so war die allgemeine Meinung, hatte sich diese Suppe eingebrockt und sollte sie gefälligst auslöffeln.
Einigen Trossweibern und Offiziershuren war es gelungen, einen guten Platz zu ergattern, von dem aus sie den Zweikampf verfolgen konnten. Auch sie wetzten ihre Zungen und verspotteten sowohl Heimsburg als auch Fabian, der in ihren Augen noch nicht ganz trocken hinter den Ohren war.
»He, Junge, hast du dich überhaupt schon einmal als Mann erwiesen?«, fragte eine recht hübsche Blondine mit auffallend schweren Brüsten und beugte sich vor, damit Fabian in ihr Dekolleté schauen konnte.
Einer ihrer Gönner hatte sich an ihre Seite gestellt, griff ihr in den Ausschnitt und legte eine Brust frei. »So an dem Hänfling interessiert, Gerda? Sollte das Bürschchen überleben, kannst du ihm ja zeigen, wie es geht.«
Gerda zog ihr Kleid wieder zurecht und wölbte die Lippen zu einem Schmollmund. »Von dem wird nicht viel übrig bleiben, wenn Heimsburg Ernst macht. Der wäre ein großer Held, hätte er so viele Schweden erschlagen wie eigene Kameraden.«
Einige Männer lachten, Heimsburg aber bleckte die Zähne. »Sind wir zum Schwatzen hergekommen, oder wollen wir für unsere Ehre einstehen?«, blaffte er Fabian an.
»Ich warte schon seit geraumer Zeit, um festzustellen, ob Ihr mit der Klinge tatsächlich besser seid als mit dem Mund!«
Fabians Gelassenheit verwunderte Heimsburg. Er erinnerte sich nun daran, dass der Kornett ein Sohn jenes Anton von Birkenfelssein sollte, der bis zu seiner Verletzung in der Schlacht von Breitenfels einer der fähigsten Reiteroffiziere unter dem Kommando des Gottfried Heinrich zu Pappenheim gewesen war. Daher mochte das Jüngelchen gefährlicher sein, als sein Alter es vermuten ließ.
Heimsburg, der im Gegensatz zu Fabian eine Weste trug, löste den Gurt seines Pallaschs, zog die Waffe und schleuderte die Scheide fort, um während des Zweikampfs nicht von ihr behindert zu werden. Auch Fabian zog nun blank, und in die Stille hinein erklang die Stimme eines Mannes, der neben dem Offizier und seiner blonden Hure stand und beide neidvoll betrachtete.
»Also, Mädchen, wenn der Kleine diesen Strauß überlebt, solltest du ihn an deine Brust legen.«
Gerda lachte schallend auf, während eine ihrer Freundinnen dem Sprecher zuzwinkerte. »Gib doch zu, dass du am liebsten selbst an diese Stelle gebettet würdest!«
Gerda hob die Nase fast bis zum Himmel. »Das würde dem Herrn so passen! Erst soll er mir das Schmuckstück kaufen, das er mir versprochen hat. Eher kommt er mir nicht an die Pelle.«
»Darunter meinst du wohl«, wandte ein Feldweibel mit einer schlüpfrigen Geste ein.
Der angesprochene Leutnant rollte in schierer Verzweiflung mit den Augen. »Wie soll ich an ein Schmuckstück kommen? In den letzten Wochen gab es doch nichts zu plündern!«
»Ich würde es zur Abwechslung mal mit Kaufen probieren«, gab Gerda zurück.
»Gerne, wenn du mir das Geld dafür leihst!« Der junge Offizier tatschte der Blonden lachend auf den Hintern und wandte sich Fabian und Heimsburg zu, die dem Wortwechsel in unterschiedlicher Haltung gefolgt waren. Der Ältere glühte vor Wut, weil er sich missachtet fühlte, während Fabian der schmucken Hure einenneugierigen Blick zuwarf. Mit ihrem blauen Kleid, dem rosa Unterrock und dem kostbaren Schultertuch, das ihre Brüste allerdings kaum verdeckte, stellte sie auch für ihn eine Verlockung dar. Doch er wusste, dass sie als eine der besseren Huren über eine Gruppe persönlicher Beschützer verfügte, die sich ihrer abwechselnd bedienten und sie dafür aushielten. Es hätte schon eines Beutels
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