Die Feuerbraut
seiner Kameraden die hübsche Gerda nach vorne schoben und Fabian aufmunternd zuzwinkerten. Der Offizier, der mit zwei anderen Kameraden die Hure aushielt, klopfte Fabian lachend auf die Schulter. »Ich glaube, nach diesem Kampf hast du dir eine Belohung verdient.«
Gerda schürzte die Lippen, entdeckte dann aber Wallensteins Börse in seiner Hand. »Lass sehen, wie großzügig der Feldherr gewesen ist.«
Mit diesen Worten wollte sie nach dem Geld greifen, doch Fabian wehrte sie ab und warf Heimsburg den Beutel zu. »Hier! Das wird wohl für die Spielschuld reichen.«
Sein Gegner biss sich auf die Lippen, öffnete die Börse und zählte die Summe von einhundertundfünfzig Gulden ab. Dann ließ er den immer noch gut gefüllten Beutel Gibichen vor die Füße fallen, drehte sich schroff um und ging auf das Lager zu.
»Wie es aussieht, werde ich das nächste Mal zu dir kommen, wenn ich mir Geld borgen muss.« Gibichen reichte Fabian die Börse und grinste dabei bis über beide Ohren, denn im Gegensatz zu den meisten niederrangigen Offizieren im Heer hatte er begüterte und großzügige Verwandte. Ein Onkel, als dessen Erbe er galt, gehörte zum Hofstaat des Herzogs Maximilian von Bayern und vermochte ihm mit größeren Summen auszuhelfen.
Fabian steckte die Börse in den Gürtel, starrte Heimsburg nach, von dessen linker Hand Blut tropfte, und fragte sich, ob sein Gegner sich zufriedengeben oder Rachepläne schmieden würde. Der Mann hatte Freunde im Lager, die sich nun um ihn kümmerten und dem Feldscher Bescheid gaben. Heimsburg musste bis zur nächsten Schlacht wieder einsatzbereit sein, und die würde nun wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Unterdessen hatte sich die junge Hure bei Fabian untergehakt und beugte sich so vor, dass sein Blick auf die beiden samtweichwirkenden Brüste fallen musste, die von dem Spitzensaum ihres Schultertuchs eingerahmt wurden.
»Nun, junger Herr, meine Freunde glauben, Ihr hättet eine kleine Belohnung verdient. Wie steht Ihr dazu?« Ihr Blick streifte die Börse und verriet, dass sie sich einen Teil des Goldes aneignen wollte, das hier so großzügig geflossen war.
In Fabians Kopf kreiste noch immer das Bild von Wallensteins schöner Begleiterin, doch ihm wurde schmerzlich klar, dass er sich genauso gut den Mond herbeiwünschen konnte wie diese Frau. Mit einem entsagungsvollen Seufzer sah er auf Gerda hinab. Diese war ebenfalls blond und hübsch genug, sein Verlangen anzuheizen. Da er die fremde Schöne nicht haben konnte, musste er sich eben mit einer Hure zufriedengeben. Er nickte zustimmend und ließ es zu, dass die Frau sich girrend an ihn drängte.
»Reitet mir Gerda aber nicht zuschanden, Birkenfels, denn spätestens am Abend will ich sie zurückhaben«, rief ihr Gönner ihm nach. Die Hure lachte auf, denn sie hatte genug Erfahrung, um einen jungen Burschen wie diesen nicht zu übermütig werden zu lassen.
X.
Die Ärzte befanden sich nun schon etliche Tage im Haus, ohne mehr getan zu haben, als sich zu streiten, wie Ehrentraud von Lexenthal behandelt werden musste. Während Wendelin Portius auf Salben und Tränke schwor, über deren Herstellung er Stillschweigen wahrte, erklärte Bertram Lohner, die einzige Methode, die hässlichen Narben zum Verschwinden zu bringen, stelle eine chirurgische Operation dar. Ehrentraud hörte sich die Argumente der beiden Herren an und tendierte bald zu Portius’ Vorschlägen, da Lohners Methode mit Schmerzen und größeren Risiken verbunden zu sein schien. Helene riet ihr ebenfalls zuPortius, denn sie hätte den langen Chirurgen lieber heute als morgen scheiden gesehen.
Während Ehrentraud wieder einmal von den Ärzten untersucht wurde, blieb Helene unter dem Vorwand der Schicklichkeit im Zimmer und ließ sich keine Einzelheit entgehen. An diesem Tag starrte sie fasziniert auf den entstellten Busen, den das Mädchen zum ersten Mal in ihrer Gegenwart enthüllte.
Portius keuchte entsetzt auf, als er die tiefen Einschnitte sah, und Lohner schüttelte den Kopf. »An dieser Stelle ist nichts mehr zu retten, aber das ist nicht so tragisch wie die Entstellung Eures Gesichts. Am Tag verhüllt ein Kleid Eure Brüste und des Nachts ein Hemd.«
»Aber was ist, wenn Fräulein Ehrentraud heiratet?«, wandte Helene ein, um das Mädchen gegen den Arzt aufzubringen.
Lohner antwortete mit einem kurzen Auflachen. »In einer normalen Ehe hebt ein Weib sein Nachthemd selten höher als bis zum Bauch. Das Fräulein sollte es dabei belassen,
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