Die Feuerbraut
hier reicht gerade dazu aus, sich nicht auf der Treppe die Beine zu brechen.«
Fanny knickste vor dem Arzt wie vor einem hohen Herrn und blickte ihn mit leuchtenden Augen an. Mit der Tatsache, dass er in Vorleistung gehen wollte, hatte er sich ihre Achtung erworben.
Als sie verschwand, um die gewünschte Lampe zu holen, sah Lohner ihr zufrieden lächelnd nach. So übel fand er diese Wendung nicht. Die Narbe der Magd zu beseitigen war eine durchaus schwierige Aufgabe, doch seine Finger sehnten sich danach,ihre Kunstfertigkeit zu beweisen. Wenn Ehrentraud von Lexenthal das Ergebnis sah, würde sie diesen Narren Portius fortjagen und sich in seine Hände begeben.
XI.
Während Fanny sich erwartungsvoll nach einer besseren Lampe umsah, hockte Helene von Hochberg missmutig in ihrem Lieblingssessel. Sie hatte in dieser Nacht schlecht geschlafen und schob dies auf die Sorgen, die sie bedrückten. Noch war ihr keine Idee gekommen, wie sie Xaver von Lexenthal in den Arm fallen konnte. Sie hatte bereits überlegt, ob sie selbst das Mädchen als Hexe anzeigen sollte, um wenigstens einen Teil des Besitzes als Erbe zu erhalten. Damit aber würde sie sich die Feindschaft aller Freunde und Verwandten der Hochbergs zuziehen und aus jenen Kreisen ausgeschlossen werden, in die sie wieder aufzusteigen hoffte. Auch dürfte sie sich mit einer solchen Handlung jede Möglichkeit verscherzen, Johanna zu einer glanzvollen Ehe zu verhelfen. Der Ruf, die Verwandte einer Hexe zu sein, würde auf immer an ihrer Tochter haften bleiben, und man würde sie beide verdächtigen, sich Irmelas entledigt zu haben, um an deren Vermögen zu kommen.
Nicht zum ersten Mal kam Helene zu dem Schluss, dass sie Irmela vor Lexenthals Zugriff schützen musste. Beinahe wünschte sie sich, Gustav Adolf würde mit seinen Schweden bis Wien marschieren, den Kaiser absetzen und alle Priester und Klosterbrüder aus dem Reich kehren. Da es jedoch nicht in ihrer Macht lag, dies herbeizuführen, konnte sie sich nur auf ihren Verstand verlassen und auf ein gütiges Schicksal hoffen, das die Karten neu mischen würde.
Da sie zu unruhig war, um still zu sitzen, stand sie auf und schrittdurch die Korridore des großen, fast gänzlich aus Holz gebauten Hauses, das von ihrer Tochter verächtlich als Bauernkate bezeichnet wurde. Johanna langweilte sich hier, denn es gab keine Familien von Stand in der näheren Umgebung, die man besuchen oder selbst empfangen konnte. Zudem lähmte die Nähe der Schweden die gesellschaftlichen Aktivitäten, und bis nach Passau war es eine knappe Tagesetappe über ungepflegte Wege, auf denen sich der Wagen die Achsen brechen konnte.
Als sie an Ehrentrauds Schlafraum vorbeikam, vernahm sie ein schreckliches Stöhnen und Ächzen. Rasch öffnete sie die Tür und sah die junge Frau am Boden vor ihrem Bett knien, den Kopf über den Nachttopf halten und krampfhaft würgen.
»Was hast du denn?«, fragte Helene besorgt.
Ehrentraud wollte etwas sagen, doch da rebellierte ihr Magen erneut. Sie spie gelben Schleim aus und sah dann mit matten Augen zu Helene auf. »Mir ist seit einiger Zeit am Morgen so übel!«
Helenes Gedanken rasten. Sie rechnete die Zeit aus, die seit Ehrentrauds Vergewaltigung durch die Schweden vergangen war, und stieß ein Schimpfwort aus. Wenn ihr Verdacht stimmte, sah sie sich einer weiteren unangenehmen Verwicklung gegenüber.
»Geht es wieder?«, fragte sie, während sie Ehrentraud ein Tuch reichte, damit diese sich den Mund abwischen konnte. Als diese nickte, wies Helene auf das Bett.
»Zieh dich aus und leg dich hin! Ich muss etwas nachsehen.«
Ehrentraud sah sie verwundert an. »Ich soll mich ausziehen, ganz nackt?«
»Mach schon!« Helene gab ihr einen Stoß und zog ihr das Nachthemd über den Kopf. Sie musste nur einmal hinsehen, um zu wissen, wie es stand.
»Verflucht noch einmal, du bist schwanger!«
Da Ehrentraud nicht recht zu begreifen schien, wurde sie deutlicher. »Einer der Schweden, der seinen Schwanz in dich gesteckthat, hat dir ein Kind gemacht. Bei Gott, warum muss mir das auch noch passieren?«
Ehrentraud kreischte entsetzt auf und schlug sich mit den Fäusten gegen die Brust. »Ein Kind von einem dieser Ketzer? Das will ich nicht!«
Helene musste ihre ganze Kraft aufwenden, um die Tobende zu bändigen, lächelte aber, denn plötzlich sah sie einen Weg, sich Ehrentraud so zu verpflichten, dass diese nicht mehr ihrem Onkel, sondern ihr als williges Werkzeug dienen musste.
»Ich wüsste ein Mittel,
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