Die Feuerbraut
das dir helfen könnte. Aber davon darf der Prior, dein Oheim, niemals erfahren. Er würde sehr zornig werden und dich und natürlich auch mich schwer bestrafen lassen.«
Ehrentraud sah wie befreit auf und fasste nach Helenes Händen wie nach einem rettenden Strohhalm. »Ein Kind wäre mein Ende! Kein Mann würde mich dann noch zum Weib nehmen wollen. Es wird schon schwer genug werden, den Mantel des Schweigens über das bisher Geschehene zu breiten.«
»Dann werden wir das Kind wegmachen!« Helene lächelte scheinbar mitleidsvoll, doch innerlich triumphierte sie. Wiederum hatte ihr das Schicksal eine unerwartete Wendung zum Guten beschert. Mit der Abtreibung bekam sie eine Waffe in die Hand, mit der sie den Prior notfalls erpressen konnte. Wenn ihm etwas am Ruf seiner Nichte lag, würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als ihr zu willfahren.
XII.
Wallensteins Rückkehr als Oberbefehlshaber wurde von den Soldaten begeistert gefeiert, versprach sie ihnen doch die Aussicht auf einen vollen Magen und festes Schuhwerk. Auch die Offiziere waren zufrieden, denn sie hofften auf Siege und lohnendeBeute. Einige höhere Herrschaften, die den Posten eines Generalissimus für sich selbst oder für Freunde angestrebt hatten, zogen zwar saure Gesichter, doch da die Gefahr bestand, dass Gustav Adolf mit seinen Schweden bis nach Wien marschieren und sich selbst die Krone des Heiligen Römischen Reiches aufsetzen würde, zählte für Kaiser Ferdinand nur das Schlachtenglück, das dem böhmischen Feldherrn bisher in reichem Maße zuteil geworden war, und weniger der Vorwurf übermäßigen Stolzes, den die Herren von hohem Geblüt dem aus niederem Adel emporgestiegenen Mann nachsagten, den sie verächtlich Valdštýn nannten.
Ein neuer Geist erfasste die Truppe, die nach Tillys Tod meist vor den Schweden davongelaufen war, anstatt diese daran zu hindern, das Land im weiten Umkreis auszuplündern und zu verwüsten. Während die Soldaten bis hoch zu den Hauptleuten glaubten, Wallenstein würde sich mit dem Heer von den Schweden absetzen und nach Osten ziehen, um Österreich zu schützen, umging dieser den Feind mit harten Märschen und tauchte in dessen Rücken auf.
Als die Nachricht kam, die Schweden würden ihnen folgen, erwarteten Fabian, Gibichen und Kiermeier wie die meisten anderen eine baldige Schlacht, doch der Befehl, den Wallenstein ausgeben ließ, lautete Rückzug nach Norden. Um rascher voranzukommen und das Heer gleichzeitig besser versorgen zu können, teilte Wallenstein es auf und ließ die einzelnen Abteilungen auf verschiedenen Wegen abrücken. Dabei wurde das Regiment, in dem Fabian diente, Gottfried Heinrich von Pappenheim unterstellt.
Fabian wusste von ihrem neuen Kommandanten nicht mehr, als dass dessen Familie seit vielen Generationen Heerführer für das kaiserliche Heer stellte und Anton von Birkenfels unter ihm gefochten hatte. Zu seinem Leidwesen war ihm nicht die Zeit geblieben, mit seinem Vater über dessen Erfahrungen zu reden.Würde er noch leben, hätte er mit seiner Hilfe rasch Karriere gemacht. Nun musste er sich in einer Schlacht auszeichnen, um zu einem Offizier befördert werden zu können.
Aus dem Grund gefiel es Fabian überhaupt nicht, dass Wallenstein, wie er es in einem bitteren Moment Kiermeier gegenüber ausdrückte, sich in die Hosen machte.
Der Hauptmann sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Was würdest du anstelle des Oberkommandierenden tun?«
Die beiden ritten nebeneinander auf einer schmalen Straße, die nach Nürnberg führte, dem nächsten Ziel ihres Befehlshabers, und ihre Pferde waren bestenfalls von mittlerer Qualität. Diesen Umstand nutzte Fabian nun, um sich aus der Affäre zu ziehen. »Wenn ich mir unsere Zossen so ansehe, muss ich sagen, dass wir dringend Ersatz brauchen. Dafür aber müssen wir mit den Schweden kämpfen und Beute machen.«
»Wenn ich dich recht verstehe, soll Wallenstein die Schlacht suchen, damit du Gold und Pferde erbeuten kannst? Ich glaube, der Grund wird ihm nicht stichhaltig genug sein«, erwiderte Kiermeier mit einem spöttischen Grinsen.
Fabian lachte amüsiert auf. »Nein, natürlich nicht deswegen! Aber was bringt es uns, wenn wir den Schweden hinter uns freie Hand lassen? Was ist, wenn sie bis nach Wien marschieren und den Kaiser gefangen nehmen?«
»Herr Ferdinand wird wohl klug genug sein, sich rechtzeitig aus dem Staub zu machen. Außerdem glaube ich nicht, dass der Schwede drauflosmarschiert, ohne sich um uns zu scheren.
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