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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Er hat sich in Naumburg verschanzt und wird dort wohl den Winter verbringen. Uns hat er nach Halle geschickt, damit wir uns dort versorgen. Doch ob der Schwede auch brav die Winterruhe einhält, wage ich zu bezweifeln. Die Kerle kommen aus einem kälteren Land als dem unseren und kämpfen auch noch, wenn die Schneeflocken so dicht um sie herumtanzen, dass sie gerade noch die Spitze ihrer Waffe erkennen können. Ich sage euch, Gustav Adolf wird seine Armee zusammenhalten und uns in unseren Winterlagern knacken wie Läuse.« Heimsburg sah sich Zustimmung heischend um, doch seine Worte überzeugten die Zuhörer nicht.
    Gibichen winkte ab, und Fabian stemmte die Arme in die Seiten und schüttelte wild den Kopf. »Führt Euch nicht auf, als wärt Ihr klüger als Wallenstein. Der Feldherr wird schon wissen, was er tut. Bislang hat er den Schweden brav hinter sich hergehetzt und damit den Süden des Reiches von diesem Gesindel befreit.«
    Heimsburg fuhr auf. »Dafür sitzen wir in diesem verfluchten Sachsen fest und wissen nicht, was uns der morgige Tag bringt.«
    »Doch, das wissen wir!« Unbemerkt war Kiermeier hinzugetreten. Seine Miene wirkte ernst und entschlossen. Er hob die Hand, um noch mehr Männer heranzuwinken, und gab, als diese sich nur zögerlich näherten, seinem Hornisten den Befehl, zum Sammeln zu blasen.
    Beim Erklingen des Signals sprangen die Soldaten auf und rannten herbei. Kiermeier verschränkte die Arme vor der Brust und sah die Männer mit einem nicht gerade freudvollen Grinsen an. »Wir haben Befehl erhalten, das Lager abzuschlagen und in aller Eile nach Süden zu reiten. Dort unten braut sich etwas zusammen. Wallenstein wollte sich von den Schweden absetzen, doch die erweisen sich als allzu anhänglich. Wie es aussieht, werden wir dem Generalissimus ein wenig beistehen müssen.«
    Im ersten Augenblick herrschte Stille. Dann aber rissen die Männer ihre Hüte von den Köpfen und brachen in Jubel aus. »Es geht los!«, rief einer. »Endlich!«, ein anderer.
    Kiermeier sah ihnen grimmig lächelnd zu und sagte sich, dass er sich auf seine Kompanie verlassen konnte. Nach dem langen Marsch brannten die Männer auf den Kampf. Sie wollten den Schweden zeigen, dass sie nicht die Feiglinge waren, für die jene sie halten mussten.
    »Macht euch an die Arbeit, Leute. Wir wollen Wallensteins Truppe erreichen, bevor sie in der Bratpfanne der Schweden gesotten wird!« Die Worte des Hauptmanns machten den Männern klar, dass es auf jede Stunde ankam.
    Nur Heimsburg schien nichts zu begreifen, denn er stand wie angewurzelt da. Schließlich blaffte Kiermeier ihn an, sich endlich zu seiner eigenen Kompanie zu begeben und diese marschbereit zu machen.

XIV.
    Der Tag begann mit Nebel und Frost. Fabian rieb sich die Arme, um sich ein wenig aufzuwärmen, doch das nützte nicht viel. Es war nicht das unfreundliche Wetter an diesem Novembermorgen, welches ihn frieren ließ, sondern eine Kälte, die aus seinem Inneren kam. Monatelang hatte er sich danach gesehnt,den Schweden gegenüberzutreten und sie für den Tod seiner Eltern bezahlen zu lassen. Doch nun, da es jeden Augenblick losgehen konnte, zitterten seine Finger so stark, dass er eine Hand um den Knauf seines Pallaschs gepresst hielt und die andere unter den Gürtel steckte, damit seine Kameraden nicht bemerkten, wie es um ihn stand. Er fragte sich, ob es Angst, Aufregung oder gar Kampfesgier war, die ihn schüttelte, doch ihm blieb keine Zeit, darüber nachzudenken. Die Unteroffiziere trieben ihre Männer auf die Pferde, und ein Knecht brachte seinen Braunen. Fabian ließ den Knauf der Waffe los, fasste den vorderen Sattelbogen und schwang sich auf den Rücken des Tieres. Als er auf dem Pferd saß, nahm er die Zügel entgegen und wartete, bis der Knecht ihm in die Steigbügel geholfen hatte. Im gleichen Augenblick trat Paul auf ihn zu und reichte ihm eine Pistole. »Für Euch, mit den besten Grüßen von meinem Hauptmann.«
    »Danke.« Bei Fabians Ausrüstung hatten die zuständigen Herren in Passau auf Schusswaffen verzichtet. Andere Offiziere und auch einfache Soldaten, die es sich leisten konnten, führten bis zu sechs Radschlosspistolen mit sich. Für die Reiter waren sie praktischer als Musketen, deren Lunten sie zu Pferd nicht entzünden konnten. Fabian hatte einige Male mit Kiermeiers oder Gibichens Pistole geschossen, aber das Ziel meist verfehlt. Trotzdem schwor er sich, als er den Kolben der Waffe ergriff und sie in seinen Gürtel steckte, wenigstens

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