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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Gewiss hat er schon erfahren, dass der Herzog von Friedland uns anführt. Wallenstein weiß zu kämpfen, aber auch seine Armeen zu manövrieren. Solange Gustav Adolf ihn im Rücken weiß, wird es ihm zwischen den Schulterblättern jucken. Wir sind nun in der besseren Position! Will der Schwede die Donau entlangmarschieren, um in Österreich einzufallen, können wir ihm jederzeitfolgen und ihn an jedem Ort angreifen, den Wallenstein für geeignet hält. Wir selbst aber vermögen uns den Schweden vom Leib zu halten, bis es unserem Oberbefehlshaber gefällt, gegen Gustav Adolf vorzurücken.
    Außerdem sind wir so, wie wir jetzt stehen, jederzeit in der Lage, die Nachschublinien des Feindes zu unterbinden. Auch könnten wir nach Norden ziehen und gegen die schwedischen Verbündeten vorgehen. Genau das aber darf Gustav Adolf nicht zulassen. Verstehst du nun, warum Wien und Österreich auf diese Weise besser geschützt sind, als wenn wir fieberhaft versuchen würden, sie zu verteidigen?«
    Fabian wurde ernst. »So weit habe ich nicht gedacht.«
    »So ein junger Kampfhahn wie du will seine Klinge natürlich möglichst rasch mit den Schweden kreuzen. Zum Kriegführen gehört jedoch mehr, als sich blindwütig auf den Feind zu stürzen.« Kiermeier beugte sich zu seinem jungen Freund hinüber und klopfte ihm auf die Schulter. »Sei unbesorgt! Die Stunde, in der wir die Waffen ziehen, kommt gewiss schon bald. Ich hoffe nur, du wirst dann genauso mutig sein wie jetzt. Denk aber daran: Eine Prise Angst hat noch keinem Soldaten geschadet, denn sie macht vorsichtig. Tote Helden mögen zwar besungen werden, aber lebendig hat man mehr von einem Sieg!«
    Der Hauptmann fand, dass seine letzten Worte feige geklungen hatten, und versuchte, diesen Eindruck wieder wettzumachen. »Dem Gegner bis zum Ende der Schlacht die Stirn zu bieten ist wichtiger, als einmal wild zu attackieren und zu fliehen, wenn man zurückgeworfen wird!«
    Fabian nickte nachdenklich. »Da habt Ihr gewiss recht. Entscheidend ist, wer das Schlachtfeld behauptet, nicht wer als Erster angreift.«
    »Wenn du dir das merkst, kann noch ein umsichtiger Kommandeur aus dir werden, mein Junge.« Kiermeier horchte in sich hinein undfand seine Bereitschaft, für Kaiser und Reich zu sterben, geringer ausgeprägt, als er selbst erwartet hatte. Unwillkürlich schweiften seine Gedanken zu Meinarda von Teglenburg, an die er sein Herz verloren hatte, und er fragte sich, was er tun konnte, um diese schöne, stolze Frau zu erringen. Bei dem Gedanken packte auch ihn der Wunsch, sich in der nächsten Schlacht auszuzeichnen. Wenn es einem einfachen böhmischen Landedelmann gelungen war, der mächtigste Mann im Reich zu werden und die einzige Stütze, die Kaiser Ferdinands wackeligen Thron noch hielt, müsste es auch ihm gelingen können, eine Standeserhöhung zu erlangen, so dass er der Freiin von gleich zu gleich in die Augen schauen konnte.

XIII.
    Die Möglichkeit, in der Schlacht Mut und Umsicht zu beweisen, ließ auf sich warten. Fabian und Kiermeier erfuhren während des Marsches, dass die Schweden Wallensteins Hauptarmee in ihren Verschanzungen bei Nürnberg angegriffen hatten und nach einem harten Abwehrkampf zurückgewiesen worden waren. Auf die entscheidende Schlacht hatte sich der Herzog von Friedland jedoch nicht eingelassen. Stattdessen hatte er sein Lager aufgehoben und sich noch weiter nach Norden zurückgezogen. Da Gustav Adolf nicht zulassen durfte, dass sein wankelmütiger Verbündeter Johann Georg von Sachsen mit Wallenstein einen Separatfrieden schloss und sich Ferdinand II. unterwarf, damit sein Land nicht von kaiserlichen Truppen verheert wurde, blieb ihm nichts anderes übrig, als seine Pläne im Süden des Reiches vorerst aufzugeben. Er folgte Wallensteins Truppen und ließ in den eroberten Städten wie Regensburg und Neuburg Garnisonen zurück.
    So geschickt Wallenstein auch manövrierte, der stete Rückzugblieb nicht ohne Auswirkungen auf die Moral der Soldaten. Mittlerweile war es November geworden, und nicht wenige glaubten, das Jahr würde ohne eine weitere Schlacht enden, so dass sie in einem lausigen Quartier überwintern mussten, in dem es ihnen an allem mangelte.
    Als Fabian an diesem Morgen sein Zelt verließ, sah er nicht weit entfernt Heimsburg stehen und eifrig auf Gibichen und andere Kameraden einreden. Neugierig trat er näher, um zu hören, was der von ihm verabscheute Hauptmann von sich gab.
    »Ich sage euch, Wallenstein ist ein Feigling geworden!

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