Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
zerschlagen musste. Wenn man das bedachte, gab ich Elgata recht: Es war eine Köstlichkeit.
Es klopfte an der Tür. Devon, der Schiffsarzt. Er hatte sich umgezogen, ich war froh darum, denn ich erinnerte mich noch zu gut daran, wie ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, von oben bis unten mit Blut verschmiert.
»Was gibt es, Devon?«, fragte Elgata. Ich hatte mittlerweile erfahren, dass der Schiffsarzt zu den Federn gehörte, also zu dem Teil der kaiserlichen Streitkräfte, der sich hauptsächlich um Verwaltung und Logistik kümmerte. Sein Rang war der eines Schwertleutnants der Federn, und als solcher stand er, wie ich auch, außerhalb der Rangfolge hier an Bord. Ich wusste mittlerweile auch, dass die Federn mehr als Schreiber waren, sie stellten auch die Ingenieure, Militärbaumeister und die Feldscher oder Ärzte. Seitdem er mir mitgeteilt hatte, dass er mich für einen Nekromanten hielt, waren wir nicht mehr dazu gekommen, uns zu unterhalten. Ich nahm an, dass er informiert war. Das ganze Schiff wusste von dem General. Jetzt nickte er mir und Mendell knapp zu, bevor er sich Elgata zuwandte.
»Ich habe vier Leute im Krankenquartier liegen, die sterben werden, wenn sie nicht bald einen Tempelsegen erhalten«, teilte er Elgata schroff mit. »Ich hörte, dass Ihr die Mission abgebrochen habt und wir nun Kurs auf Askir nehmen. Askir ist zu weit, wir müssen nach Aldar. Dort gibt es Tempel. Ein Freund von mir, Stabsmajor Bendrik, hat Borons Weihen empfangen und dient als Heiler im Tempel dort. Er steht hoch in der Gunst des Gottes und ist zumindest für Kosla die einzige Rettung.«
Mendell und Elgata wechselten einen Blick, dann wandte sich Elgata mir zu. »General, wir …«
Devon unterbrach sie und sah mich zornig an, obwohl ich bislang nichts anderes getan hatte, als weiterzuessen. »Wenn Ihr Euch für so wichtig haltet, dass Ihr drei Männer und eine Frau dafür sterben lasst, um vier Tage früher in Askir zu sein, dann verdient Ihr es nicht, diese Uniform zu tragen!«, fauchte er. »Denkt daran: Auch Ihr werdet Eure Entscheidungen vor Boron verantworten müssen!«
»Ich habe nichts dagegen«, sagte ich milde. »Ich werde dem Lanzenkapitän nicht in seine Entscheidungen hineinreden.«
»Devon«, sagte Elgata, »wir folgen Eurer Empfehlung und setzen Kurs auf Aldar. Ich will keine weiteren Leute verlieren. Aber Euer Ton ist unangebracht.«
»So?«, fragte Devon bitter. »Seitdem er an Bord ist, sterben die Leute wie die Fliegen!«
»Was wollt Ihr damit unterstellen?«, fragte Mendell gefährlich leise. »Denkt Ihr immer noch, er sei ein Nekromant?«
»Ich weiß nicht, was ich denken soll«, meinte Devon. »Er trägt einen Ring, den er anders nicht tragen könnte. Wenn er echt ist …«
»Er ist echt«, sagte Elgata hart. »Mein Ring hat seinen erkannt. Was werft Ihr ihm vor?«
Devon holte tief Luft und schüttelte den Kopf. »Ich bin zu alt, um abergläubisch zu sein. Und doch ist es … Ser Roderic ist mir unheimlich.« Er sah mir direkt in die Augen. »Ich weiß nicht, was es mit Euch auf sich hat, aber kommt meinen Verwundeten nicht zu nahe.«
»Warum?«, fragte ich ruhig.
»Sie sterben mir dann zu schnell«, antwortete er und deutete eine Verbeugung vor uns an. »Entschuldigt mich, ich habe noch mit Soltar zu kämpfen.« Mit diesen Worten drehte er sich um und stapfte hinaus. Hätte ein Schwertkadett die schwere Tür nicht aufgefangen, wäre sie wahrscheinlich hart ins Schloss geschlagen.
Elgata schaute auf ihren Teller, der fast noch unberührt war, dann seufzte sie und tupfte sich mit einem Tuch die Lippen ab. Sie erhob sich, nickte mir zu und begab sich hoch an Deck. Kurz darauf hörte ich durch die Planken über uns, wie sie Befehle gab. Mittlerweile war ich lange genug an Bord, um zu spüren, wie die Schneevogel ihre Bewegungen vor Wind und Seegang veränderte. Es war nur ein leichtes Knarzen, und die Lampe pendelte etwas weiter nach Steuerbord als zuvor.
Mendell sah mich aufmerksam an. »Ihr wirkt betroffen«, sagte er leise. »Warum? Selbst Devon kann nicht ernstlich glauben, dass Ihr ein Nekromant seid.«
»Doch in einem hat er recht«, entgegnete ich und schob meinen Teller von mir weg; ich hatte genug. »Wenn ich in der Nähe bin, stirbt es sich leicht.« Ich erhob mich. »Ich denke, ich brauche etwas frische Luft.«
Ich spürte Mendells Blicke in meinem Rücken, als ich die Tür hinter mir schloss.
Ich ging zum Bug und rauchte meine Pfeife, einer der Seeleute hatte mir etwas von
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