Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
mir direkt in die Augen. »Der Botschafter ist, wie die meisten Botschafter der Reichsstadt, eine Feder. Er hält den Rang eines Stabsmajors. Ich will damit sagen, dass er ein Soldat ist und kein Zivilist, er also Verständnis für Eure Lage besitzt.«
Gut. Dafür verstand ich jetzt umso weniger. »Mag sein. Aber ich weiß noch immer nicht, worum es geht.«
»Der Botschafter ist besorgt, weil ihm zu Ohren gekommen ist, dass Baron di Cortia von der königlichen Garde Euch für heute Abend ins Theater geladen hat.«
»Das Lamento des Buro «, sagte ich. »Richtig. Was ist damit?«
»Der Baron ist ein Vertrauter des Prinzen und wird sich in der Loge aufhalten. Aber auch dieser Baron Riburk wird anwesend sein. Vielleicht sogar der Prinz selbst oder der Herzog und seine Tochter. Der Botschafter ist in Sorge, dass …«
»Dass ich etwas Unschickliches tun werde?«, fragte ich und war wider Willen amüsiert. Was dachte sich der Botschafter? Dass ich mein Schwert ziehen und auf diesen Baron losstürmen würde?
»Richtet dem Botschafter aus, dass er ganz beruhigt sein kann«, sagte ich. »Ich habe ein paar Zeilen des Lamento gelesen, es war genug für mich, ich denke, ich werde heute Abend auf das Theater verzichten können. Keine Angst«, fuhr ich fort, als ich die Erleichterung im Blick des Lanzenmajors sah. »Ich werde die Reichsstadt nicht blamieren.« Ich stand auf. »Ich nehme an, Lanzenmajor, dass das alles war?«, fragte ich knapp.
Wendis erhob sich ebenfalls und nickte unbehaglich. »Ja, General«, sagte er. »Ihr müsst verstehen …«
»Keine Sorge«, sagte ich, als ich den Salut des Majors erwiderte. »Das tue ich.«
Ich verstand ihn. Er wusste nichts weiter über mich, als dass hier ein Mann vor ihm stand, der behauptete, der General der Zweiten Legion zu sein, um die sich Legenden rankten. Der Lanzenmajor kommandierte diesen Stützpunkt, es konnte ihm nicht gefallen, dass ich hier war. Die Wachen auf dem Stützpunkt waren Bullen, zudem war die zweite Lanze der Dritten Legion hier stationiert. Ich nahm an, sie waren ihm unterstellt, aber wie gestaltete sich die Befehlskette, wenn ein General der Bullen anwesend war? Außerdem war der Lanzenmajor kein Mann, der seine Gedanken gut verbergen konnte. Er mochte widerwillig zugegeben haben, dass der Ring echt war, aber das bedeutete nicht, dass er seine Zweifel an dem Mann, der den Ring trug, beiseitelegte.
Es sprach sehr für die Disziplin und den Glauben der Soldaten der Reichsstadt an Askannons Unfehlbarkeit, dass man mir überhaupt die Höflichkeiten zukommen ließ, die ich hier empfangen hatte.
Umgekehrt, Ring oder nicht, hätte ich mir selbst kein Wort geglaubt.
Einen Moment zögerte ich, dann betrat ich die Schreibstube der Federn. Es war wohl nur höflich, Baron di Cortia eine persönliche Nachricht zukommen zu lassen, mich für die Einladung zu bedanken und ihm mitzuteilen, dass mich neuere Verpflichtungen daran hindern würden, die Ehre seiner Gesellschaft zu genießen. Oder so. Ich war mir sicher, der Schreiber würde wissen, wie man so etwas angemessen formulierte.
25. Die Rückkehr der Lanze
Nachdem ich die Kommandantur verlassen hatte, stand ich einen Moment lang unschlüssig da und blinzelte gegen die Mittagssonne an, dann suchte ich mir einen großen Steinpoller aus, ganz ähnlich dem, den ich mir auf den Feuerinseln als meinen Beobachtungsplatz gewählt hatte, lehnte mich dagegen und stopfte meine Pfeife mit dem Apfeltabak des Schwertmajors.
Am liebsten wäre ich auf und ab gelaufen, doch ein General tat so etwas nicht. Wenigstens nahm ich das an.
Wieder, wie so oft zuvor, beäugte ich den Ring und versuchte ihn zu lösen, aber er steckte fest, schien untrennbar mit dem Finger verbunden. Damals, als wir die Flagge der Zweiten Legion gefunden hatten, schien es eine gute Idee, diesen alten Geist wiederzubeleben, doch ich hatte nie daran gedacht, dass ich es sein sollte, der diese Legion führte. Welcher üble Geist hatte mich nur geritten, diesen Ring anzustecken?
Esen hatte mich wenig beeindruckt, dafür Elgata umso mehr. Auch Wendis kam mir in seiner steifen Art wie ein fähiger Mann vor, und dieser Blix … Ich mochte wetten, dass die Reichsstadt ihre Offiziere sorgfältig auswählte. Sie hatten wohl lange und hart für ihren Rang gearbeitet, sie steckten ihn sich nicht einfach an den Finger und glaubten dann ein General zu sein!
Ein Ring machte noch keinen General, das wusste ich genauso gut wie Wendis.
Einen kurzen Moment
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