Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
ab, dann hielt ich es nicht mehr aus, verließ mein Quartier, ging hinüber zu dem Signalturm mit der Semaphore und bestieg ihn. Oben angekommen, fand ich eine kleine Plattform vor, einen älteren Sergeanten der Federn und einen jungen Rekruten, der eifrig das mitschrieb, was der Sergeant ihm diktierte.
Er saß bequem auf einem Stuhl und hielt ein Auge an ein Sehrohr, das gut und gern zehnmal so groß war wie das, über welches Leutnant Mendell so sorgsam wachte. Der Mann ließ sich durch meine Anwesenheit nicht stören, diktierte weiter und gab dann dem Rekruten Anweisung, ein Signal zu senden, dass die Nachricht verstanden worden war. Jetzt erst wandte er sich mir zu und zog eine Augenbraue hoch, als er das Rangabzeichen bemerkte.
»Ein General?«, fragte er mit freundlicher Neugier. »Was verschafft uns die Ehre? Wenn Ihr ein Signal senden lassen wollt, müsst Ihr es unten in der Kommandantur diktieren, es muss in den Nachrichtenbüchern vermerkt werden.«
»Ich komme aus einem anderen Grund«, erklärte ich und wies auf das schwere Sehglas. »Ich kam heute Nacht mit der Schneevogel hier an und sah, wie Signale ausgetauscht wurden. Ihr habt von hier oben einen weiten Blick über das Meer. Seht Ihr alle Schiffe, die Aldar passieren?«
Er lachte und schüttelte den Kopf. »Die Sicht ist gut hier oben, da habt Ihr recht, aber alle Schiffe sehen wir trotzdem nicht. Nur jene, die klug genug sind, sich nahe der Küste zu halten.«
Nach dem, was ich wusste, hatte Deral vorgehabt, entlang der Küste zu segeln. »Könnt Ihr Euch zufällig daran erinnern, ob in den letzten drei Tagen eine Dhau Aldar passierte?«
»Nein, aber das will nichts heißen. Der Turm wird in vier Schichten besetzt, manchmal sind wir sogar zu dritt hier oben. Vielleicht hat einer der anderen etwas gesehen. Gebt mir einen Moment, und ich werde es Euch sagen können.« Er erhob sich von seinem Stuhl, um einen dicken, ledergebundenen Folianten aus dem Regal neben der Tür zum Balkon zu nehmen, und legte das schwere Buch auf den Tisch, an dem der andere Soldat noch immer eifrig schrieb.
»Eine Dhau verirrt sich selten genug in unsere Gewässer. Sie sind meist nicht hochseetüchtig«, informierte er mich, während er die engbeschriebenen Seiten durchblätterte. »Selbst wenn wir nicht wissen, welches Schiff wir sehen, schreiben wir doch Art, Größe, Masten, eben alles Erkennbare auf. Also sollte es nicht schwer sein …« Er blätterte zur nächsten beschriebenen Seite, dann sah er hoch zu mir und schüttelte den Kopf. »In den letzten zwei Wochen ist hier keine Dhau vorbeigekommen. Der Kapitän könnte sich entschieden haben, die Küste zu meiden, aber das wäre mehr als unüblich. Was ist der Ursprung und der Zielhafen dieses Schiffs?«
»Es kam aus Gasalabad und wollte nach Askir.«
»Dann wäre es erst recht unüblich, wenn es nicht in Aldar haltmachen würde. Üblicherweise frischen die Schiffe hier ihre Vorräte und das Wasser auf, bevor sie wieder in See stechen. Wie heißt das Schiff? Vielleicht wurde irgendwo etwas vermerkt.«
»Die Lanze des Ruhms .«
Er klappte dieses Buch zu und zog ein anderes aus dem Regal, öffnete es und überflog rasch die letzten Seiten. Ich war nahe genug, um die Schrift zu sehen, aber sie ergab für mich keinen Sinn, kein einziges Wort kam mir bekannt vor.
Der Mann bemerkte meinen Blick und lächelte. »Wir Federn haben eine eigene Schriftsprache, zum einen ist es eine Art, schnell zu schreiben, wir kürzen vieles auf spezielle Weise ab, zum anderen verschlüsseln wir unsere Texte nach dem Tagesschlüssel. Mit der Zeit allerdings kann man lernen, es zu lesen wie die Reichssprache.« Auch hier hatte er das Ende der beschriebenen Seiten erreicht und schüttelte bedauernd den Kopf. »Nichts, General, tut mir leid. Das Einzige, das Ihr noch tun könntet, wäre eine Nachricht nach Askir zu schicken, um dort anzufragen, ob das Schiff eingelaufen ist. Ich will ehrlich sein, General, die Wahrscheinlichkeit ist höher, dass die Piraten es gekapert haben, denn in den letzten fünf Tagen ist kein einziges Schiff aus Richtung Janas mehr hier im Hafen eingelaufen.«
Das hatte ich befürchtet. »Wie sende ich eine Nachricht? An wen wende ich mich?«, fragte ich ihn.
Er zeigte mit der linken Hand hinab auf die Kommandantur. »Dort unten. Geht hinein, ins Haupthaus, an der Messe vorbei, die Stiege hoch und dann den Gang entlang, der Euch zu Wendis führt. Die erste Tür rechts, dort befindet sich die Schreibstube der
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