Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
Hafen lag. Das Jagdboot löste erst die Schleppleine, ruderte dann zurück, setzte den stumpfen Bug an die Flanke meines Schiffs und schob es über das Wasser.
Es war der Liegeplatz neben der Schneevogel , und als ich ankam, standen Lanzenmajor Wendis und Schwertleutnant Mendell schon dort.
Meine Freunde befanden sich an Deck und schauten in meine Richtung, aber noch schienen sie mich nicht erkannt zu haben. Ich winkte, Zokora merkte auf, und dann sah ich sie lachen, was selten genug vorkam. Sie stieß Serafine in die Seite und deutete auf mich.
»Der Ausguck im Turm sah es herankommen. Als er die Flagge beschrieb, sandte ich das Jagdboot los«, erklärte mir Wendis. »Ist das Euer Schiff?«
»Das ist es«, antwortete ich und suchte das Deck nach Leandra und Varosch ab. Noch hatte ich sie nicht gesehen, auch Deral blieb verborgen.
»Götter«, sagte Wendis ergriffen, als die Steuerbordseite der Lanze in Sicht kam. Auch mir stockte fast der Atem. Sie war mittschiffs eingedrückt, eine große Bresche war dort geschlagen worden, fast bis auf die Wasserlinie hinab. »Ein Wunder, dass sie noch schwimmt! Euer Schiff sieht aus, als hätte es sich mit allen Dämonen des Meeres angelegt.« Er runzelte die Stirn. »Ich hoffe nur, General, dass die Verluste nicht hoch sind.«
Bevor ich etwas dazu sagen konnte, weiteten sich seine Augen, als sich das Wasser plötzlich hob, die Lanze nach vorn schwang, sich drehte und dann längsseits gegen die Mole getrieben wurde, dass Wasser überschwappte und die Seeschlangen durchnässte, die dort bereitstanden, um die Leinen aufzunehmen.
»Was, bei allen Göttern …«, begann Wendis, aber mich kümmerte es nicht, was Serafine mit ihrer Gabe da tat. Ich lief schon los, ihr entgegen. Sie hatte wohl nicht mehr warten wollen, bis das Schiff endlich richtig lag oder den Steg ausgebracht hatte. Sie kam mit strahlenden Augen auf mich zugerannt und sprang mich so heftig an, dass ich sie auffangen musste und dabei taumelte.
»Du lebst!«, rief sie glücklich. »Ich wusste, dass du nicht tot bist! Aber … wie …« Dann vergrub sie ihr Gesicht in meiner Halsbeuge und weinte, während ich sie hilflos hielt und an mich drückte.
Über ihre Schulter hinweg sah ich Angus und Zokora näher kommen, Angus grinste breit, während Zokora ernster dreinblickte. Zokora trug ihre schwarze Rüstung, Angus nicht viel mehr als eine verdreckte Lederhose und seine Axt. Serafine eine dunkle Jacke mit Hosenrock und weichen Stiefeln und ein Schwertgehänge mit Steinherz darin hoch über der Schulter. Wieso trug sie Steinherz? Wo war Leandra? Jetzt, aus der Nähe, bemerkte ich, dass sie allesamt verwundet waren, Angus hatte mehrere üble Schnitte, Zokora musste ihn verarztet haben, denn ich erkannte die Art der Nähte. Auch unter dem Stoff von Serafines Jacke spürte ich einen Verband, und sie verzog leicht das Gesicht, als sie sich von mir löste. Ich sah hoffnungsvoll zu dem Schiff hinüber, aber dort regte sich nichts weiter.
»Was … was ist passiert?«, fragte ich leise, während ich das Schlimmste befürchtete. Wo war Leandra? Warum stand sie nicht mit den anderen hier und begrüßte mich?
»Wir wurden geentert und gefangen genommen«, teilte mir Zokora in hartem Tonfall mit. »Wir befreiten uns und segelten hierher.« Sie sah mich ungehalten an. »Ist das nicht offensichtlich?«
»Du hättest nicht über Bord gehen dürfen«, sagte Angus grimmig. »Du hast einen harten Kampf verpasst.«
»Wo sind Leandra, Varosch, Deral und seine Leute?«, fragte ich, während sich mir der Magen zusammenkrampfte und mein Puls zu rasen anfing.
»Da gibt es ein Problem«, meinte Angus und kratzte sich am Hinterkopf. »Deral lebt noch, aber von seinen Leuten hat nur ein weiterer überlebt. Varosch hat es übel erwischt. Und Leandra ist weg.«
»Wie, weg?«, rief ich aufgebracht.
»Havald«, sagte Serafine beschwichtigend. »Ich glaube, sie lebt noch.«
»Was … was ist mit ihr? Wie kannst du glauben und nicht wissen?«
»Wir wurden geentert und gefangen genommen. Als ich Leandra das letzte Mal sah, lebte sie und war mit magischen Fesseln gebunden. Ein Halsreif, der ihr jeden Widerstand nahm. Viel mehr kann ich dir nicht sagen, ich sah sie nur kurz, bevor man sie auf ein anderes Schiff brachte. Havald … man hat sie auf die Feuerinseln gebracht.«
Auf die Feuerinseln? Mit einem dieser verfluchten Halsreifen gebannt? Götter!
»Du bist sicher, dass sie lebt?«, fragte ich angespannt.
Serafine nickte.
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