Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
durchkommen.«
Ich nickte dankend, sagte aber nichts weiter, sondern schaute nur zu, wie die Soldaten mit der Bahre in Richtung Kommandantur davoneilten, wo sich auch das Krankenquartier befand.
Selten hatte ich mich so hilflos gefühlt wie in diesem Moment. Leandra in der Hand dieses Ungeheuers! Ich fürchtete, dass ich wusste, warum Celan Leandra wollte. Er war ein Nekromant, ein Seelenfresser, und für jemanden wie ihn musste Leandras machtvolles magisches Talent ein Festschmaus sein.
Ich hatte vergessen, dass Angus noch dastand. Nun räusperte er sich.
»Es wird wieder gut werden, Roderic«, sagte er entschlossen. »Wir werden sie befreien und diesen Fürsten bestrafen. Sein Schicksal wird so schrecklich sein, dass man in hundert Jahren noch zittern wird!« Er legte mir die Hand auf die Schulter und sah mir treu in die Augen. »Ich werde an deiner Seite kämpfen, wenn du sie dir zurückholst, Havald.«
»Danke«, sagte ich rau. »Das werde ich Euch nicht vergessen.«
»Dafür sind Freunde da«, meinte er nur und drückte mir die Schulter. »Gut, dass du dir die Haare abrasiert hast«, meinte er dann. »Die Frauen mögen so etwas. Außerdem bekommt man dann seltener Läuse.« Er kratzte sich an einer anderen Stelle. »Wenigstens dort nicht mehr.«
Ich hatte noch nicht die geringste Idee, wie es geschehen würde, aber hier und jetzt wusste ich, dass ich Leandra befreien und Celan töten würde. Endgültig. Ich wandte mich an Wendis, der Angus gerade mit einem außerordentlich zweifelnden Blick musterte. »Lanzenmajor«, begann ich. »Ich brauche ein Schiff!«
Wendis riss seinen Blick von Angus los und sah mich fast schon überrascht an. Eine tiefe Furche erschien auf seiner Stirn. »General, Ser«, begann er unbehaglich. »Ich bin der Kommandant dieses Stützpunkts und eine Seeschlange. Ihr könnt hier nicht so über alles verfügen.«
»Dann bitte ich Euch darum, Lanzenmajor«, sagte ich eindringlich. »Ihr seht doch selbst, dass jemand etwas tun muss. Oder meint Ihr ernsthaft, es gäbe für das alles noch eine friedliche Erklärung?«
Er hob die Hand in einer Geste der Kapitulation. »Ihr hattet recht, General«, sagte er. »Ich habe vor Kurzem noch andere Nachrichten erhalten. Offenbar unternimmt jemand Anstrengungen, den Schiffsverkehr zwischen Janas und Aldar und dem Rest des Alten Reichs zu unterbinden.«
»Sie werden das nicht grundlos tun«, stellte ich fest. »Sie bezwecken etwas damit.«
»Aber was?« Er musterte die Lanze mit gerunzelter Stirn. »Nichts von dem, was mir einfällt, behagt mir.« Er wandte sich wieder mir zu. »Ich hörte, was die Sera Euch berichtet hat. Die Frau, die entführt wurde … Ist das die Botschafterin, von der Ihr gesprochen habt?«
»Ja. Maestra Leandra di Girancourt, Paladin und Botschafterin von Eleonora, der Königin von Illian. Sie ist zudem die Liebe meines Herzens.«
»Ich verstehe, General.« Er zögerte einen Moment und nickte dann steif. »Ich will sehen, was ich tun kann.«
Zokora erschien wieder auf Deck, die zwei Seeschlangen folgten ihr, sie trugen einen regungslosen Varosch auf einer Bahre. Ich wartete, bis er sicher über den Steg an Land gebracht worden war, und trat dann besorgt an die Bahre heran. Jemand hatte eine dünne Decke über ihn gelegt, und er war so still und bleich, dass ich einen Herzschlag lang fürchtete, dass er schon nicht mehr lebte.
»Ich werde ihm nicht erlauben zu sterben.« Zokora funkelte mich mit Augen an, in denen ganz hinten ein dunkles rotes Licht zu glühen schien. »Sie werden mir nicht noch einmal einen Liebhaber stehlen. Rigurd war genug.« Ihr Busen hob und senkte sich, als sie tief einatmete, dann legte sie den Kopf auf die Seite. »Havald«, sagte sie. »Du willst auf die Feuerinseln und diesen Fürsten erschlagen.«
»Das habe ich vor.«
»Gut. Ich komme mit.« Sie wandte sich an die beiden Seeschlangen, die Varoschs Bahre trugen. »Folgt mir!«
Die Seeschlangen wirkten unsicher. »Er ist verletzt. Sollten wir ihn nicht ins Krankenquartier bringen?«, meinte einer von ihnen.
Sie schaute ihn verständnislos an. »Was soll er da?«, fragte sie. »Er ist verletzt, nicht krank!«
Sie ging davon, blieb aber nach ein paar Schritten stehen, um zu den beiden Seeschlangen zurückzusehen. »Seid Ihr taub? Folgt mir!«
Die Soldaten schauten hilflos von ihr zum Lanzenmajor.
Der seufzte. »Bringt ihn dorthin, wo sie ihn haben will.«
Sie nahmen die Bahre auf und eilten ihr nach, und ich erhaschte einen letzten
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