Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
schickt.«
»Ich kann …«, begann ich, doch sie schüttelte den Kopf.
»Besser nicht«, sagte sie. »Lasst das meine Sorge sein. Es ist eine Angelegenheit der Seeschlangen, und ich kann Euch versichern, dass Wendis ungehalten reagieren wird, wenn Ihr versuchen solltet, darauf Einfluss zu nehmen.« Sie erlaubte sich ein schmales Lächeln. »Mit etwas Glück und der Götter Segen werden wir auf dieser Fahrt keine Feindberührung haben.« Sie legte die Hand auf die Türklinke. »Seht Ihr nur zu, dass Ihr alles rechtzeitig erledigt, die Ebbe wartet auf niemanden.« Sie sah uns alle ernst an. »Ihr wollt das wirklich wagen?«
»Es bleibt uns nichts anderes übrig«, sagte ich.
Sie nickte noch einmal knapp und zog die Tür hinter sich zu.
27. Das Tor
Ich dachte über das nach, was Serafine aus den Plänen herausgelesen hatte. Ein Tor in einem Vulkan. Ein Tempel, auf drei schmale Brücken gesetzt. Die Schiffe im Hafen. Den Wind, der auf den Feuerinseln immer aus der gleichen Richtung blies. Schiffe, die dicht an dicht gedrängt im Hafen lagen.
»Wir werden Seil brauchen. Steigeisen, viel Trinkwasser«, stellte ich fest. »Netze, Wurfhaken, zwei Arbalesten und Bolzen aus Stahl.« Ich schaute fragend zu Serafine. »Meint Ihr, das bekommen wir alles noch rechtzeitig?«
Noch hatten wir Zeit, aber ob es reichte, all das auf dem Markt zusammenzutragen, erschien mir fraglich.
Serafine sah mich verblüfft an und lachte dann. »Habt Ihr vergessen, wo wir uns befinden? Dies ist ein kaiserliches Zeughaus! Havald, Ihr habt keine Vorstellung, was sich in einem Zeughaus im Lauf der Jahrhunderte so alles ansammeln kann.«
»Ist das ein Ja?«
»Ich denke, wir sollten sehen, was sich finden lässt«, sagte Serafine entschlossen. »Wollt Ihr mich begleiten?«
»Ich habe meine Vorschriften«, brummte der Zeugwart, ein Schwertsergeant der Seeschlangen, aber dann öffnete er uns doch die schwere, vergitterte Tür. »Sagt, was Ihr braucht, und ich suche es für Euch heraus. Ihr werdet sowieso nichts finden, das Lager ist nach einer bestimmten Ordnung aufgebaut, die man erst erlernen muss, und die Lagerlisten sind in Abkürzungen gehalten, die Ihr nicht versteht.«
Serafine schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln, griff sich eines der schweren Bücher, die in einem Regal seitlich von der Ausgabetheke standen, öffnete es, blätterte und wanderte mit dem Finger eine Reihe von Buchstaben und Zahlen entlang.
»Sondergeschosse, Arbalesten, schwer, Gang dreizehn, Regal acht, Lagerplatz zweiundzwanzig«, las sie mit einem breiten Grinsen vor und zwinkerte dem Zeugwart schelmisch zu. »Habe ich recht?«, fragte sie, und er grummelte nur etwas, das ich nicht verstehen konnte.
»Wofür braucht Ihr stählerne Bolzen?«, fragte sie mich, als sie eine flache Kiste herauszog und den Deckel öffnete. Dort lagen in ölgetränkte Leinen eingewickelt Packen von jeweils fünf Bolzen, so lang wie mein Arm, schwer und mit einer mörderisch aussehenden Spitze. Ein solcher Bolzen würde mit so viel Wucht auftreffen, dass er alles durchschlug.
»Ich will ein Seil an den Bolzen anbringen und sie im Gestein verankern. Es könnte uns in mancherlei Hinsicht nützlich sein.« Nicht nur beim Klettern in Gestein, sondern auch um einen Bolzen fest in einer Schiffswand zu verankern.
Serafine nickte, zog einen flachen Wagen herbei und lud vierzig der Bolzen auf. Steigeisen für Stiefel und Hände, Seile, Wasserflaschen, Wurfhaken, Arbalesten, drei Flaschenzüge, Krampen, all das landete auf den Wagen, und noch andere Dinge, die Serafine für nützlich befand.
»Wer denkt sich so etwas aus?«, fragte ich, als sie mir ein seltsam gewundenes Eisenstück demonstrierte, das man in ein Seil einhängen konnte, ohne dass es abrutschte.
»Die Eulen und der Kaiser selbst. Er verbrachte den größten Teil seiner Zeit bei den Eulen.« Sie hielt inne und schaute etwas traurig hoch zu mir. »Er wollte alles ergründen und verstehen. Er sprach von Schiffen, die fliegen können, von der Kraft des Feuers, von vielen anderen Dingen, die ich nicht verstand. Er wusste so viel, und doch sagte er zu meinem Vater, dass es weitaus mehr gäbe, von dem er keine Ahnung hätte.«
»Woher kam sein Interesse an all dem?«, fragte ich.
»Mein Vater stellte ihm einmal die gleiche Frage. Der Kaiser antwortete, dass er verflucht sei, von allen Dingen immer alle Seiten zu sehen, zugleich den Anfang und das Ende, die Struktur darin, das Wie, das Wann und das Warum. Und da er es sehen
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