Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
meinen verständnislosen Blick sah. »Und dieser Hohlraum …« Sie trat an die Karte vom Stützpunkt. »Hier ist die Festung eingezeichnet, seht Ihr?«, fragte sie und deutete auf ein Rechteck zwischen der Stützpunktmauer und dem zentralen Vulkankegel der Inseln. »Wenn der Maßstab stimmt, dann befindet sich der Wolfstempel mitten in der Basis des Vulkans, und der Torraum liegt direkt darüber.«
»Im Vulkan?«, fragte ich fassungslos.
Sie nickte. »Ich kann Euch nicht sagen, wie das möglich ist, aber wenn diese Pläne stimmen, dann verhält es sich genau so: Tor und Tempel befinden sich mitten im Krater des Vulkans.« Sie schenkte mir ein übertrieben freundliches Lächeln mit einem gewissen Biss darin. »Aber wie wir dort hingelangen, gehört wohl zu den paar Einzelheiten, die wir vor Ort klären werden.«
Danach sah es mir auch aus. Ein Tor im Vulkan. Und ein Wolfstempel. Ich kratzte mich am Hinterkopf. Irgendetwas hatten diese Wolfstempel mit den Toren zu tun, aber was? Leandra hätte vielleicht eine Idee dazu gehabt. Leandra.
Nun, redete ich mir ein, es war ja nicht so, dass der Gegner uns erwartete. Das war unser Vorteil, und ich gedachte, ihn zu nutzen.
»Hier ist noch etwas«, unterbrach Serafine meine Gedanken. »Es scheint auch einen Ausgang zu geben, der vom Tempel hoch zur Außenwand des Vulkans führt. Wenn wir ihn finden, haben wir Zugang zur Festung.«
»Es dürfte ein Fluchtgang sein«, mutmaßte ich. »Nach all den Jahrhunderten wird es kaum möglich sein, ihn zu finden.« Natalyia hätte es gekonnt. »Wir können es versuchen, aber ich fürchte, wir müssen einen anderen Weg zum Tor finden.«
»Darf ich fragen, von welchem Tor Ihr sprecht?«, fragte nun Elgata neugierig.
»Es gab einst magische Tore, die Askir mit dem Rest der Welt verbanden«, erklärte ich ihr. »Wir hofften darauf, dass sich ein solches Tor auch auf den Feuerinseln befindet.«
Elgata musterte Serafine, die immer noch sorgfältig die Pläne studierte. »Und Ihr habt jetzt eines dieser Tore in diesen Plänen gefunden?«
»Zumindest einen Raum, der so aussieht, als gehöre dort ein Tor hinein«, erklärte ich ihr. »Bislang befand sich jedes Tor in einem Raum mit achteckigem Grundriss. Danach hat sie in den Plänen der Festung gesucht.«
»Hm«, meinte Elgata. »Ich habe schon von diesen Toren gehört, dachte aber bisher immer, dass sie nichts weiter als Legenden sind.«
»In der letzten Zeit habe ich mir abgewöhnt, etwas nur als Legende zu betrachten. Zu oft hat sich herausgestellt, dass sie einen wahren Kern besitzen.«
»Diese Tore existieren, wir haben sie sogar schon benutzt«, erklärte Serafine abgelenkt und sah jetzt mich an. »Das bringt mich auf eine andere Idee. Wir sollten nachfragen, ob jemand auch hier in Aldar etwas von einem achteckigen Raum weiß«, schlug sie vor. »Wir könnten dann von hier aus …« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, wer weiß, womöglich landen wir direkt im Vulkan. Es ist zu unsicher, ohne das Tor auf den Feuerinseln zuvor überprüft zu haben. Aber wenn es noch funktioniert, könnten wir es nutzen, um hierher zurückzukehren. Ich habe nicht die geringste Lust, noch einmal die ganze Strecke übers Meer zu fahren.«
»Das wäre aber der sichere Weg«, meinte ich.
»Das ist wohl wahr«, seufzte sie. »Aber hier ein Tor zu finden, wäre mir lieber.« Dann weiteten sich ihre Augen. »Havald!«, rief sie. »Habt Ihr die Torsteine noch?«
»Ja«, beruhigte ich sie. »Noch einmal werde ich sie nicht verlieren.«
»Gut«, meinte sie erleichtert. »Ich glaube, wir sind hier fertig, oder?«
»Sie hat recht«, sagte nun auch Elgata. »Mehr können wir von hier aus nicht tun. Ihr habt noch immer vor, mit der Ebbe auszulaufen?«
Ich nickte. »Ich glaube nicht, dass wir noch mehr Zeit verlieren dürfen.«
»In Ordnung«, sagte Elgata. »Ich werde das Schiff zur Ausfahrt vorbereiten lassen. Darf ich die Karte mitnehmen? Ich will meine Karten an sie angleichen.«
»Nur zu«, sagte ich.
Sie rollte die Karte sorgfältig zusammen, steckte sie wieder in den Rollenbehälter aus Leder und ging zur Tür.
»Wir sehen uns also spätestens zwei Kerzen nach Mitternacht auf der Schneevogel . Bis dahin sollten wir auch neu verproviantiert sein.« Sie runzelte die Stirn. »Wendis versprach mir, die Verluste unter meiner Mannschaft auszugleichen, doch bislang haben sich nur sieben Rekruten an Bord gemeldet, es fehlen mir noch vier. Ich hoffe sehr, dass er mir noch jemanden mit Erfahrung
Weitere Kostenlose Bücher