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Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Titel: Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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anderer Leute Taten, wird man nie wieder an die Tische der großen Hallen geladen. Es ist eine Frage der Ehre, und es schmerzt und beleidigt mich, wenn Ihr mich für einen Aufschneider haltet.«
    »Das ist es nicht«, sagte Zokora aus ihrer Ecke heraus und lehnte sich gegen die Kabinenwand, während Varosch das Geschirr von der Truhe abräumte. »Es ist egal, was jemand getan hat oder nicht. Nur das, was er tut und tun wird, das zählt.« Sie nahm ihr Buch wieder auf. »Fragt Havald, er kann es Euch erklären.«
    »Ja«, meinte Serafine erheitert. »Erklär du es ihm, Havald.«
    Prompt sah Angus erwartungsvoll zu mir.
    »Nun …«, meinte ich und sah hilfesuchend zu Zokora. »Ich glaube, sie meint wohl, dass der Rest von uns schon länger zusammen ist und wir wissen, dass wir aufeinander zählen können.« Ich schien es richtig getroffen zu haben, denn Zokora hielt es nicht für nötig, ihre Lektüre zu unterbrechen.
    »Es ist in Illian auch etwas anders als in Eurer Heimat«, informierte Varosch unseren Nordmann. »Bei uns gilt es als unfein, ein hohes Lied auf sich selbst zu singen. Dafür ist es bei uns üblich, einen Barden zu bezahlen, dass er es tut.«
    »Wenn man selbst noch lebt?«, fragte Angus erstaunt. »Barden sind dafür da, die Heldentaten derer zu besingen, die es nicht mehr selbst tun können!«
    »Der Vorteil daran ist«, meinte Varosch mit einem Lachen, »dass man es auf den Barden schieben kann, wenn die Heldentaten übertrieben werden. Es ist dann nur etwas, das er tut, damit es besser klingt und sich reimt. Außerdem glaubt man bei uns kaum den zehnten Teil von dem, was dort gesungen wird.« Er grinste nun mich an. »Fragt Havald, wie in unserer Heimat die Balladen übertreiben. Er kann ein Lied davon singen.«
    »Er?«, fragte Angus verblüfft. »Er sagt doch, er kann nicht singen.«
    Ich stand auf. »Ich gehe an Deck«, meinte ich zu niemand Besonderem und warf Varosch einen bösen Blick zu. »Mir ist es hier zu eng.«
    An Deck war zu spüren, wie sehr der Wind aufgefrischt hatte. Die Schneevogel schoss über das Wasser, als könne sie wahrlich fliegen, die Bugwelle schäumte und glitzerte im Sonnenlicht. Achteraus allerdings wurde der Himmel dunkler, und es zogen schwere Wolken auf.
    Wir näherten uns wieder der Küste, Elgata und Mendell standen neben dem Steuermann und berechneten den neuen Kurs. Jetzt, wo alle Segel gesetzt waren und die Schneevogel hart am Wind segelte, die Gischt schäumte und das ganze Schiff mit jeder Welle zu vibrieren schien, machte mir das Meer nichts aus. Es waren die langsamen Bewegungen, die meinen Magen nach oben drückten.
    Ich blieb dort, an die Hecklaterne gelehnt, an der frischen Luft und hing meinen düsteren Gedanken nach. Diesmal wurde ich in Ruhe gelassen, Varosch und Serafine kamen mit Angus zusammen an Deck, aber sie hielten sich abseits und sahen zu, wie Angus das Steuer übernahm.
    Ich selbst konnte kaum beurteilen, wie er sich anstellte, aber ich sah, dass Elgata zufrieden nickte, und hörte Angus befreit lachen. Es fiel mir nicht schwer, mir den Schankwirt als wilden Seemann vorzustellen, er schien tatsächlich dafür geboren.
    Den Rest des Tages flog die Schneevogel nur so dahin. Manchmal neigte sich das Schiff so sehr zur Seite, dass man sich festhalten musste, und gegen Abend begann die Mannschaft kreuz und quer über Deck Seile zu spannen. Hinter uns wurde der Himmel immer dunkler, und als die Abenddämmerung kam, war die schwarze Wolkenfront zu bedrohlichen Ausmaßen herangewachsen. Die See selbst wurde immer härter, immer mehr Gischt stob auf, ich war vollständig durchnässt. Aber alles war mir lieber, als jetzt unten in der Kabine zu verbleiben.
    Als die Nacht aufzog, verzichtete Elgata darauf, die Lampen anzünden zu lassen. Wir fuhren mittlerweile wieder nahe genug an der Küste, um die Signaltürme sehen zu können. Tatsächlich flackerte bald auch in der Ferne ein Licht, Mendell schrieb die lange Nachricht auf, zeigte sie Elgata, und diese winkte mich zu sich heran.
    Wir gingen hinunter in die Kabine, und Mendell breitete eine Karte auf dem Tisch aus. Auch die anderen waren neugierig gefolgt und sahen schweigend zu, wie der Stabsleutnant einen Finger auf die Küstenlinie Aldars legte.
    »Das hier ist Terolheim«, erklärte er. »Ein Fischerdorf mit etwa hundertzwanzig Seelen. Es gibt dort eine alte Burg, die diese Flussmündung hier bewacht. Heute Morgen, direkt bei Sonnenaufgang, wurde das Dorf von See her angegriffen. Es ist die Rede

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