Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
Überraschung auf meiner Seite haben.«
»Nur ein Wahnsinniger würde ein Schiff in der Dunkelheit durch diese Einfahrt führen«, meinte Angus. »Also bin ich Euer Mann.« Er sah zu Serafine und grinste breit. »Wenn sie mir hilft, dann wird es sicher gelingen.«
»So?«, fragte Elgata und musterte Serafine, die den Blick mit sichtbarem Unbehagen erwiderte. »Wie das?«
»Sie fühlt das Wasser, Kapitän«, meinte Angus. »Wenn sie mir hilft, brauchen wir kein Licht und auch kein Lot. In meiner Heimat nennen wir solche wie sie Wasserhexen oder Wegfinder.« Er schenkte Serafine ein strahlendes Lächeln. »Die Größten unter ihnen gebieten sogar Stürmen Einhalt.«
»Eine Hexe?«, fragte Mendell entsetzt und schlug das Zeichen der drei Götter vor seiner Brust.
»Nein«, sagte ich hart und mit einem scharfen Blick zu Angus. »Die Sera kann schwerlich etwas dafür, was Angus vermutet oder wie er sie nennt.« Ich war nur froh, dass keiner der Rekruten gerade bediente. Wegen der Enge hatte Elgata darauf verzichtet, und auch der Erste Maat, Derkin, war nicht am Tisch. Nicht auszudenken, wenn so ein Gerücht unter der Mannschaft seine Runde machen würde. Am Ende würde es womöglich Devon auf den Plan rufen.
»Ich bin keine Hexe«, sagte Serafine leise, aber bestimmt. »Aber es ist, wie er sagt: Ich kann das Wasser fühlen.« Sie schaute Mendell und Elgata eindringlich an. »Ich bitte euch, behaltet für euch, was Angus eben so vorlaut zum Besten gab.«
»Warum nicht stolz sein darauf?«, fragte Angus verständnislos. »Ihr seht mich so zornig an, als wäre es eine Sünde, es auch nur zu erwähnen. Bei uns werden solche wie Ihr hoch geehrt.«
»Und in den meisten anderen Reichen würde sie dafür auf einem Scheiterhaufen enden«, sagte ich kalt. »Es ist nichts, was man eben so mal daherplappert.«
»In der Reichsstadt aber nicht«, widersprach Angus. »Das weiß ich. Und dies ist ein kaiserliches Schiff, hier sollte niemand so denken.«
»Es gibt auch in der Reichsstadt genügend Leute, die abergläubisch sind«, mahnte Elgata. »Es ist besser, es für sich zu behalten.« Sie wandte sich an Serafine. »Seid unbesorgt, von uns wird es niemand erfahren. Wir sind keine Aldaner, und wir laufen nicht vor jedem Schatten unterm Bett davon.« Sie sah uns der Reihe nach an und nickte dann entschlossen. »Gut. Wir setzen Kurs auf Alderloft. Und dann, Varländer, liegt das Schicksal der Schneevogel in Euren Händen. Wenn Ihr mir nur einen einzigen Kratzer in mein Schiff macht, werde ich Euch büßen lassen, verstanden?«
»Ja«, sagte Angus ernst. »Aber das wird nicht geschehen. Ihr werdet auf See nur schwerlich einen besseren Steuermann als mich finden können.« Er sah beinahe flehentlich drein. »Es ist keine Prahlerei, Sera. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr mich vorher prüfen. Es wäre sicher nicht verkehrt, wenn ich ein Gefühl dafür bekäme, wie dieses Schiff sich fährt.«
»Dann erwarte ich Euch zur sechsten Glocke an Deck«, meinte Elgata. Sie schob ihren leeren Teller von sich und stand auf. »Und wir werden sehen, ob Ihr prahlt oder nicht.«
»Ich werde Euch nicht enttäuschen«, sagte Angus leise. »Niemals.«
Elgata, die gerade aufgestanden war und schon die Hand nach dem Türknauf ausstreckte, hielt inne. Einen Moment sah es aus, als wollte sie noch etwas sagen, aber dann ging sie.
Auch Mendell erhob sich, doch bevor er wegtrat, wandte er sich noch einmal an Angus. »Das ist der richtige Weg, Nordmann. Beeindruckt sie mit Taten, nicht mit leeren Worten. Wenn Ihr sie tatsächlich besser kennenlernt, werdet Ihr feststellen, wie großmütig sie darin ist, Euch die Gelegenheit zu geben, Euch zu beweisen. Versaut es Euch nicht, Varländer.«
Angus nickte nur. Mendell folgte dem Kapitän und zog sachte die Kabinentür hinter sich ins Schloss.
»Es tut mir leid«, sagte Angus zerknirscht zu Serafine. »Es kommt mir nur so dumm vor, vor einem Geschenk der Götter Angst zu haben.«
»Tut es einfach nicht wieder«, entgegnete Serafine. »Damit soll es gut sein.« Sie betrachtete ihn nachdenklich. »Ist es Euch ernst mit ihr? Dem Schwertmajor, meine ich?«
»Ja. Aber das gilt nicht nur für sie, sondern für euch alle.« Er hob sein Gesicht, das in allen Farben schillerte. »In meiner Heimat ist es üblich, mit seinen Heldentaten zu prahlen. Es ist eine Kunst, es so zu tun, dass die Leute lachen und zugleich beeindruckt sind. Es verkürzt die langen, kalten Nächte. Aber wenn man mit dem Falschen prahlt oder mit
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