Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
Leandra Hilfe erhofft hat«, stellte Varosch enttäuscht fest. »Und jetzt erfahren wir, dass es schutzlos ist.« Er schüttelte den Kopf. »Irgendwie bin ich froh, dass Leandra gerade nicht hier ist.«
»Ganz so ist es nicht«, widersprach Elgata. »In acht Wochen könnten wir fünf volle Legionen ins Feld werfen. Bessarein ist von allen Reichen am dichtesten besiedelt, allein dort kann man innerhalb von zwei Wochen fünfzigtausend Mann aufstellen.«
»Wenn der Kalif den Befehl dazu gibt und die Emirate ihm Folge leisten«, meinte Varosch. »Aber es gibt im Moment keinen Kalifen.«
»Und in acht Wochen mag es gut sein, dass der Feind schon in Aldane sitzt. Ich hoffe, sie haben die Wehrmauern instand gehalten?«, fragte Serafine.
»Haben sie«, antwortete Elgata. »Aber Aldane ist die einzige größere befestigte Stadt. Ansonsten verlassen sich die Aldaner darauf, dass ihre Burgen ausreichend Schutz bieten.«
»Burgen? Die werden sie sich einzeln holen oder ignorieren, ganz wie es ihnen passt«, meinte Serafine. »Burgen halten keine Armeen auf.« Sie schüttelte den Kopf. »Es gab doch Festungen in Aldane. Siebenstein und Turmwacht. Dort standen die Dritte und Vierte Legion. Was ist mit denen?«
»Entsprechend der Bedingungen des Vertrags von Askir wurden sie geräumt und an die Aldaner übergeben. Soviel ich weiß, wurden die Festungen abgerissen, da sie an die ungeliebte imperiale Besatzung erinnerten«, klärte Mendell sie auf und sah dabei aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Ich verstand ihn, mir ging es ähnlich. »Ich weiß, dass man jahrelang die Festungswälle abtrug, um den Stein für andere Bauvorhaben zu nutzen«, fügte er hinzu.
»Aber warum hat man die Festungen überhaupt aufgegeben?«, fragte Serafine.
»Aldane bestand darauf, wieder zur Feudalherrschaft zurückzukehren«, erklärte Mendell verärgert. »Wenn man heute mit einem Aldaner über die Zeit des Reichs spricht, reden wir vom Reich und er von der Zeit der Besatzung.«
»Aber das Reich ist aus Aldane hervorgegangen!«, protestierte Serafine.
Mendell zuckte mit den Schultern. »Das scheint man vergessen zu haben.«
Einen Moment lang herrschte betretenes Schweigen.
»Gab es zusammen mit der Nachricht neue Befehle?«, fragte ich, doch zu meiner Erleichterung schüttelte Elgata den Kopf.
»Wir sollen die Augen offen halten, das ist alles.« Sie rollte die Karte wieder ein. »Für uns ändert sich nichts. Allerdings wissen wir jetzt, dass wir schon früher feindlichen Schiffen begegnen können als angenommen.«
»Das erinnert mich an etwas«, sagte ich. »Steht in der Nachricht etwas davon, dass Flugschlangen gesichtet wurden?«
»Nein«, meinte Mendell. »Es war nur die Rede von einer Kampfbestie. Was auch immer damit gemeint ist.«
»Ich fürchte, das werden wir früher herausfinden, als uns lieb ist«, stellte Serafine fest. Niemand widersprach.
Als die Nacht hereinbrach, übernahm Angus das Steuer. Solange der Himmel noch klar war, bestimmte Mendell anhand der Sterne Kurs und Position. Obwohl es noch fast zwei Kerzen dauern würde, bis wir diesen Schmugglerhafen erreichten, wuchs die Anspannung an Bord.
Ich blieb an Deck bei der Hecklaterne, zu meinen Füßen ein stabiles Seil, mit dem ich mich festbinden konnte, sollte es notwendig werden.
Noch war der Sturm nicht da, doch die ersten Böen eilten ihm bereits voraus, ließen die Takelage singen und peitschten die Schneevogel vor sich her, sodass das Schiff bockte und tanzte wie ein stures Pferd. Bald war ich durchnässt bis auf die Knochen und froh um das Seil. Dann kam der Regen, und bald, so verkündete Angus, würde man die Hand nicht mehr vor Augen sehen. Wie er hoffen konnte, in dieser Dunkelheit und bei diesem Wetter eine schmale Einfahrt zwischen Klippen finden zu können, blieb mir unverständlich. Er jedoch schien wenig Zweifel an seinem Können zu hegen, und während den Offizieren der Reichsmarine die Anspannung anzumerken war, schien unser Varländer die Herausforderung zu genießen.
Die Dreieinigkeit der Götter, Soltar, Boron und Astarte, hatte die meisten anderen Religionen verdrängt, jetzt aber, wo sich mir die Macht der Elemente offenbarte, war auch ich geneigt, ein Stoßgebet an Marenil, die Göttin der Meere, zu richten.
Die Einfahrt in den Schmugglerhafen würde mir noch lange in Erinnerung bleiben. Mittlerweile hatte sich der Himmel weiter zugezogen, das Wenige, was vom Licht der beiden Monde noch übrig war, reichte gerade, um eine dunkle
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