Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. »Der Regen hilft uns, sonst hätten uns die Schiffswachen schon längst gesehen.«
Angus kniff die Augen zusammen, starrte grimmig in die Dunkelheit und schüttelte dann entschieden den Kopf. »Das ist es nicht. Sie haben keine Wachen aufgestellt, sie fühlen sich hier sicher.« Er deutete auf die fernen Lichter an Land, die durch den Regen gerade so auszumachen waren. Es war zu dunkel, um Genaueres zu erkennen, aber mir kam es vor, als ob es dort etwa ein halbes Dutzend langer niedriger Gebäude gab sowie ein größeres Haus, wie ein großer Bauernhof oder ein Gasthaus. »Sie werden Leute auf dem Schiff zurückgelassen haben, aber keiner hält Wache. Warum auch? Bei diesem Wetter und in der Nacht … wer sollte sich schon durch diese Einfahrt trauen? Dieses Schiff ist größer als unseres. Sie werden ihre liebe Not gehabt haben, die Einfahrt zu durchschiffen. Sie wissen, dass es fast unmöglich ist, sie bei solchem Wetter zu passieren.«
»Uns ist es gelungen«, stellte Angus klar.
Mendell warf ihm einen scharfen Blick zu. »Ja«, sagte er. »Auch wenn ich nie verstehen werde, wie.«
»Weil ich der beste Steuermann bin, den Ihr jemals kennenlernen werdet?«, schlug Angus bescheiden vor.
»Ich glaube, es lag nicht so sehr an Euch«, meinte Mendell und blickte unwillkürlich zu Serafine, die das Geplänkel zu ignorieren schien. Sie schaute mit zusammengekniffenen Augen zum Ufer, wo nur schwach die fernen Lichter zu erkennen waren.
»Wenn es einhundert Soldaten sind, dazu noch die Besatzung des Schiffs, lässt das den Schmugglern nicht mehr viel Platz in ihrem Nest«, befand sie.
»Richtig«, meinte Angus. »Aber nur, wenn es die Schmuggler noch gibt.«
»Was machen wir jetzt?«, stellte Mendell die Frage, die uns allen auf der Zunge lag.
Elgata musterte einen langen Moment den dunklen Schatten vor uns, dann sah sie hinüber zum Land. Sie hob den Kopf zum Himmel, wo nun Blitze die dunklen Massen erleuchteten. Lange würde es nicht mehr dauern, bis der Sturm uns in voller Stärke heimsuchte. »Der Sturm wird uns Deckung geben. Bei solchem Wetter werden sich die meisten unter ein festes Dach zurückgezogen haben. Wir werden sie angreifen.« Sie sah uns der Reihe nach an. »Wir kapern das Schiff und bekämpfen diese Brut an Land.«
»Dann wollen wir hoffen, dass uns Boron geneigt ist«, meinte Varosch. »Ich werde um seinen Segen bitten.«
»Schaden wird es nicht«, meinte Elgata. In der Dunkelheit sah ich ihre Zähne schimmern. »Aber für solche Dinge sind wir Seeschlangen ausgebildet. Unser Gegner wird gar nicht wissen, wie ihm geschieht.«
Zokora tippte Varosch auf die Schulter. »Dort«, sagte sie leise. »Auf dem Schiff, an der Reling. Dort steht einer von ihnen und erleichtert sich ins Wasser. Schnell, bevor er aufsieht.«
Varosch hob seine Armbrust an und ließ sie wieder sinken. »Ich sehe gar nichts«, beschwerte er sich.
»Dann leihe ich dir meine Augen«, sagte Zokora und legte ihm die Hände an die Schläfen. Varosch stutzte, dann lächelte er, hob die Armbrust und schoss. Ich sah nach vorn und erkannte nur dunkle Schatten.
»Er ist ins Wasser gefallen«, teilte uns Varosch zufrieden mit.
»Hübsches Kunststück«, meinte Elgata und sah Zokora neugierig an. »Könnt Ihr das wiederholen?«
»Die ganze Nacht lang«, meinte die Elfe.
»Das hört sich nach einem guten Vorschlag an.«
»Ich habe einen besseren«, sagte Zokora.
»Und der wäre?«, fragte Elgata.
Doch Zokora drehte sich nur wortlos um und ging nach unten. Wir schauten ihr verblüfft nach.
»Ist sie immer so?«, fragte Mendell Varosch.
Der zuckte mit den Schultern. »Meistens erklärt sie gar nichts.«
Elgata rief Korporal Derkin hinzu, dann gingen wir in unsere Kabine, um Kriegsrat zu halten. Dort fanden wir auch Zokora vor, die nur noch eine dünne Hose aus dunklem Leder und eine kurze Weste trug, die ihren Bauch freiließ. Als sie sich bückte, um einen zweiten Ledergurt mit schlanken Dolchen aus ihrem Packen aufzunehmen, und ihn sich über Kreuz über die Schulter legte, sah ich, wie sich ihre Muskeln unter der Haut bewegten. Ich schaute hastig wieder weg, doch Zokora schien sich ihrer Nacktheit kaum bewusst zu sein.
»Ich werde mich um das schwarze Schiff kümmern«, sagte sie, während sie den Sitz ihrer Dolche überprüfte. In jedem Gurt befanden sich zehn dieser tödlich aussehenden Klingen. »Ich werde außerdem ein paar Fragen stellen. Vielleicht finde ich mehr darüber
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