Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
heraus, was dieser Fürst von Leandra will.«
»Aber …«, begann Serafine und stockte. »Ist es tatsächlich die Dornenblut ?«
Zokora nickte. »Ja.« Sie fixierte Elgata. »Ich kümmere mich um das Schiff, Ihr um die Soldaten auf dem Land.«
»Wir wissen nicht, wie viele Leute auf dem Schiff sind«, gab Elgata zu bedenken. »Seid Ihr sicher, dass …«
Zokora lächelte bösartig. Sie tippte mit dem Finger auf eines ihrer Wurfmesser. »Man kann sie auch mehrfach verwenden«, sagte sie, drehte sich um und schob den Vorhang vor den Fenstern zur Seite, um eines zu öffnen. »Es ist dunkel«, befand sie und glitt wie ein Schatten durch das Fenster. Varosch und ich traten gleichzeitig heran, um hinauszusehen, doch sie war bereits in Dunkelheit und Regen verschwunden, als hätte es sie nie gegeben.
Derkin pfiff leise durch die Zähne. »Sie fackelt nicht lange, was?«
»Scheint so«, meinte Elgata, doch sie schien wenig erfreut darüber. »In solchen Fällen ziehe ich es allerdings vor, unsere Handlungen zu koordinieren. Ich hoffe dennoch, dass Boron ihr beisteht.«
»Ihr erinnert mich ein wenig an Santer«, meinte Derkin, als er mühevoll die Laschen meiner Lederrüstung zuzog. »Manche lästern, dass wir die großen Größen nur wegen ihm an Bord haben.«
Wie alle anderen trug nun auch ich die Rüstung einer Seeschlange. Angeblich konnte man darin sogar schwimmen. Was das anging, hätte ich auch einen schweren Kampfharnisch tragen können.
»Wer ist dieser Santer?«, fragte Serafine, die gerade Varosch half, die Schnallen seiner Rüstung zu schließen.
»Eine Legende bei den Seeschlangen. Er ist fast so groß wie der General und genauso breit. Er ist unverwüstlich, so ziemlich der zäheste Bursche, den ich kenne. Amos kannte ihn gut, er hielt große Stücke auf ihn.« Derkin lachte leise. »Eigentlich hätte so jemand wie er zu den Bullen gehen sollen, aber er zog es vor, etwas Anständiges zu werden.« Er trat zurück und nickte zufrieden. »So, das sitzt. Als Santers letztes Schiff unterging, schwamm er gute zwölf Meilen in kalter See zur nächsten Küste. Nicht nur das, die ganze Strecke über zog er noch einen verwundeten Kameraden mit sich. Außerdem ist er der beste Scharfschütze der Seeschlangen. Seit vier Jahren gewinnt er jedes Mal die Legionsmeisterschaften.« Er seufzte. »Ich würde mir weniger Sorgen machen, wenn er bei uns wäre.«
Als wir ins Boot stiegen, fragte mich Serafine leise, wer denn Amos sei. »Der Erste Maat sprach von ihm, als ob du ihn kennen würdest.«
»Ja«, sagte ich knapp. »Ich kannte Amos. Er starb beim Gefecht mit dem schwarzen Schiff, dem Schiff, das diese Flugschlangen an Bord hatte.« Aber im Moment hatte ich wenig Zeit für Erklärungen, sondern war zu sehr damit beschäftigt, das tanzende Boot zu erreichen, ohne ins Wasser zu fallen.
Das Jagdboot der Schneevogel war kieloben zwischen den beiden Masten auf Deck verzurrt gewesen, ich hatte mich schon öfter gefragt, wie es möglich sein sollte, das Boot, das gut und gern zwanzig Mann Platz bot, ins Wasser zu bekommen.
Tatsächlich dauerte es kaum einen Docht, bis das Boot an den Mastarmen über die Seite gehievt und ins Wasser abgelassen worden war. Dann ging es für uns über eine Strickleiter an der Bordwand hinab.
Mendell, der den Angriff leitete, ließ es einfach aussehen, als ob er bloß eine Treppe hinabging und nicht über eine glitschige Bordwand bei Sturm, Regen und tiefster Dunkelheit in ein tanzendes Boot stieg.
Dagegen scheiterte mein erster Versuch kläglich. Gerade als ich den Fuß ausstreckte, sank das Boot unter mir weg und kam hart wieder hoch. Ich versuchte das Gleichgewicht zu halten, es misslang, und ich fiel ins tiefschwarze Wasser.
Doch bevor ich Zeit genug hatte, in Panik zu geraten, zogen mich feste Hände grob ins Boot hinein.
»Kann jedem passieren, General«, meinte Derkin. »Seht es so: Ich kann dafür nicht reiten.«
»Danke«, sagte ich rau, während ich mich mit aller Gewalt an der Ruderbank festhielt. Angus sparte sich die ganzen Umstände. Er sprang einfach vom Deck der Schneevogel ins Wasser und zog sich mit einer flüssigen Bewegung hoch ins Boot. Er schüttelte sich wie ein nasser Hund und bleckte die Zähne. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich das vermisst habe!«, rief er mir fröhlich zu, als er sich mit dem kleinen Finger im Ohr herumpulte.
Nachdem Zokora uns durch ihr Handeln dazu gezwungen hatte, nun auch rasch zu agieren, hatten wir uns schnell auf
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