Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
mich, das Boot zu verlassen, während um uns herum zehn Teneti der Seeschlangen wie unheilvolle Schemen den von Wind und Regen gepeitschten Fluten entstiegen.
Bevor ich mich versah, rannte ich mit den anderen auf den großen Hof zu, wo Derkin mit einem kurzen Handzeichen die zweite Tenet zur Hinterseite schickte. Etwas regte sich neben mir, dort trat ein Soldat Thalaks in seiner schwarzen Lederrüstung aus einem niedrigen Schuppen, in seiner Hand einen Eimer voll mit frisch gemolkener Milch. Er sah mich überrascht an, ließ den Eimer fallen und griff nach seinem Schwert, im nächsten Moment schoss ihm Blut aus dem Mund, ein kräftiger Unterarm um den Hals hielt ihn fest, dann zog die Seeschlange ihren dunklen Dolch aus dem Hals des Toten und ließ ihn langsam zu Boden sinken. Die Marinesoldatin nickte mir zu und eilte weiter, ich ihr hinterher. Erst jetzt dachte auch ich daran, mein eigenes Schwert zu ziehen.
Immer heftiger wurde der Sturm, nun schienen die Schleusen des Himmels endgültig geöffnet worden zu sein. Manchmal kam es mir vor, als hätte man bald Verwendung für die Kiemen eines Fischs. Ein Gutes hatte es, das Heulen und Pfeifen der Winde und das Prasseln des Regens, der nun fast waagerecht durch die Luft getrieben wurde: Es überdeckte jedes Geräusch, sogar die Schreie der Sterbenden.
Derkins Tenet und wir kauerten neben dem Haupteingang des Hofs, das Gelände selbst war schon durchkämmt, kein Soldat Thalaks würde heute noch eine Kuh melken. Derkins Mund bewegte sich, als er dort hockte und wartete. Als die andere Tenet loszog, um den Hintereingang anzugehen, hatten beide Korporale angefangen zu zählen, jetzt nickte er und hob einen Stock an, an dessen Spitze sich eine Schnur befand. Er wies uns an, die Augen fest zu schließen, und zog hart an der Schnur. Der Stock verwandelte sich in eine gleißende Fackel, die für einen Moment hell erstrahlte, bevor Derkin den glühenden Rest fallen ließ. Selbst im nassen Schlamm brannte die Fackel noch einen langen Moment weiter und erleuchtete den Hof mit einem rötlichen, unheilvoll flackernden Licht, bevor sie erlosch.
Korporal Derkin sah sich noch einmal um, musterte unsere entschlossenen Gesichter, nickte dann und gab Angus ein Zeichen, der sich bereitmachte, die Tür einzutreten. Serafine griff an die Klinke und drückte, die Tür flog vom Wind getrieben auf, sie war nicht verschlossen gewesen.
Wir stürmten in den Gang, dort am Fuß einer Stiege stand ein Mann in Unterzeug, der verschlafen eine Laterne hob. Neben mir legte Varosch an und schoss, der Bolzen durchschlug dem Mann das linke Auge. Noch bevor er fiel, war Serafine bei ihm und fing Mann und Laterne auf.
Links von mir sprang eine Tür auf, ein Soldat stand dort im Dunkel, sein Schwert in der Hand. Meines zuckte hoch und zur Seite und schlitzte ihm die Kehle auf. Ich stieß ihn um und stolperte über ihn hinweg in den Raum hinein, wo gerade drei weitere schlaftrunkene Soldaten von ihren Lagern aufsprangen. Ich schlug nach links und rechts, entleibte einen, der gerade Serafine von der Seite angehen wollte, und verlor mein Gleichgewicht, als ein anderer Körper schwer und leblos gegen mich fiel. Ihn hatte ich nicht gesehen, er hatte neben der Tür gelegen und war hinter meinem Rücken aufgesprungen. In der Tür stand Varosch und legte einen neuen Bolzen ein. Einer der feindlichen Soldaten lebte immer noch und versuchte davonzukriechen. Serafine ließ ihr Schwert herabschnellen, er bäumte sich auf und lag still.
Wir eilten weiter, während um uns herum der Sturm toste und an den Wänden des alten Hofs zerrte; dunkle, schemenhafte Gestalten, Funken, als Stahl auf Stahl schlug, das einzige Licht waren die gleißenden Blitze des Sturms, die durch jede Ritze und Fuge leuchteten. Kaum vernehmbare Schreie, Körper, die zuckend oder leblos zu Boden fielen, der Geruch, nein, der Gestank von Blut und Angst und anderem.
Manchmal war es schwer, im Dunkel Freund und Feind zu unterscheiden, einmal reichte ich einem gestrauchelten Kameraden die Hand, um ihm aufzuhelfen, nur um die harte Lederrüstung des Feindes unter meiner Hand zu spüren. Aber Soltar war mir hold, ich bemerkte das Versehen einen Hauch eher als der andere, und so war er es, der blutend wieder zu Boden fiel.
Letztlich, irgendwann nach einem endlos langen Albtraum, stand ich keuchend an der Wand eines großen Raums, in dem noch immer eine Kerze brannte, obwohl der Lampenständer umgefallen war, und hielt mir die Seite, in der anderen
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