Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Titel: Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
zurück.
    Ich ließ wortlos das Sehglas sinken und reichte es an Serafine weiter.
    »Ich kenne Menschen«, sagte Zokora mit einem seltsamen Unterton in der Stimme. »Ich studiere sie seit langen Jahren. Ich bin oft erstaunt über ihre Blindheit oder darüber, wie kurzsichtig sie zu sein scheinen. Aber so etwas habe ich bisher bei ihnen nicht gesehen.«
    »Habt Ihr es schon woanders gesehen?«, fragte Serafine, die den Unterton in Zokoras Stimme wohl richtig gedeutet hatte, denn die Priesterin der Solante nickte.
    »Ich sah es in den alten Träumen, als ich den Krieg studierte, der einst unsere Völker entzweite. Ich sah es in diesen alten Bildern von den Legionen der Dunkelheit, jenen, die Omagor dienten. Es ist das dire’argent’e , die goldene Wahl.«
    »Was bedeutet das?«, fragte ich, noch immer aufgebracht von dem, was ich gesehen hatte. Ich hatte erlebt, dass man auf Schlachtfeldern den Verwundeten den Gnadenstoß gab, um ihnen die Qual eines elenden Tods zu ersparen, aber ein Feldscher hätte den Mann dort unten zweifellos retten können.
    »Es läuft auf eines hinaus: Es ist eine Belastung für jede Armee, die Verwundeten zu versorgen. Also versorgt man nur die, die kämpfen können. Wer zu schwach ist, stirbt, damit er die anderen nicht aufhält.« Zokora lächelte freudlos. »Das ist auch ein Grund, warum die Elfen so dezimiert wurden. Diejenigen, die auf der Seite des Lichts kämpften, machten es sich zunutze. Sie verwundeten die Gegner, wo sie nur konnten, meistens aber nicht tödlich. Nur so viel, dass sie eine Belastung wurden. Es war sehr beliebt, dem Feind die Fußsehnen durchzuschneiden.« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Man hätte denken sollen, dass der Feind verstand, was wir da taten, aber er hielt an der goldenen Wahl fest.«
    »Wir?«, fragte Angus neugierig.
    »Ja. Wir. Mein Stamm kämpfte für Solante auf der Seite des Lichts.« Sie sah zu ihm. »Dieser Krieg half den Menschen, denn als Euer Zeitalter kam, fandet Ihr eine Welt vor, in der unser Volk nur noch ein Bruchteil dessen darstellte, was es einst gewesen war. Nur deshalb begann Eure Zeit, Mensch, weil Ihr gedankenlos auf den Knochen derer gesiedelt habt, die lange vor Euch da waren.«
    »Wie lange ist das her, Zokora?«, fragte ich sie.
    »Die letzte Schlacht wurde vor 7872 eurer Jahre, vier Monden und drei Tagen geschlagen. Damals verehrten eure Vorfahren uns als Götter. Wir waren es, die euch zeigten, dass man Fleisch besser über dem Feuer gart, oder dass es Pflanzen gibt, die man essen kann, ohne dass man ihnen hinterherlaufen muss.« Sie schüttelte den Kopf. »Ihr saht uns so ähnlich und wart doch nicht viel mehr als Tiere. Es war eine Beleidigung des Werks der Götter, euch so dahinvegetieren zu sehen. Aber hätten wir gewusst, was daraus wird, hätten wir es bestimmt aufgegeben und euch mit Stöcken vertrieben.«
    »Hasst Ihr uns, Zokora?«, fragte Serafine.
    »Nein«, antwortete die Dunkelelfe. »Ihr wart es nicht, die uns den Untergang gebracht haben. Ihr habt nur geerbt, was wir euch hinterließen.« Sie schaute mit glühendem Blick hinab auf den Hafen. »Dort sehe ich das, was ich hasse. Und die Erkenntnis, zu der du mich geführt hast, Havald.« Ihre Augen ruhten nun auf mir.
    »Welche Erkenntnis, Zokora?«, fragte ich.
    »Das«, sagte sie und wies mit der Hand hinunter auf den Hafen. »Es sind nicht nur die Truppen eines verfluchten Nekromanten. Es ist die Wiedergeburt der schwarzen Legion.« Ihre Augen schienen mich durchbohren zu wollen. »Götter sterben nicht. Sie verlieren nur an Macht, und es ist, als ob sie ruhen und schlafen, bis es wieder genügend gibt, die an sie glauben. Dann erwachen sie aus ihrem Schlaf. Und das ist es, was ich befürchte.« Sie atmete tief durch. »Havald«, sagte sie danach ganz ruhig, »du wolltest wissen, was der Gegner bezweckt. Zum Teil weiß ich das jetzt. Dieser Kolaron Malorbian … Er nennt sich einen Gott und lässt sich verehren?«
    »Das ist es, was Natalyia uns berichtet hat, ja.«
    »Ihr habt gesehen, dass der Soldat freiwillig niederkniete und seinen Nacken entblößte? Das dire’argent’e ist mehr als eine kalte Wahl, es ist auch ein Opfer. Damit wissen wir, wer es ist, der sich den Mantel von Omagor umlegen will. Wenn man ihm keinen Einhalt gebietet, wird es ihm vielleicht gelingen. Denn mit jedem Tod in seinem Namen kommt dieser Nekromantenkaiser der Göttlichkeit einen winzigen Schritt näher.« Sie sah mich ernst an. »So werden Götter geboren, Havald, aus

Weitere Kostenlose Bücher