Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
holten die Seile wieder ein, während ein gutes Dutzend Seeschlangen über die Bordwand gingen, um das Boot zu besetzen. Zwei kräftige Männer ließen an einem Seil die schwere Laterne ins Boot, dann gaben sie ein Signal nach oben.
Elgata wandte sich uns zu. »Es ist so weit«, verkündete sie. »Das Glück der Götter mit Euch.« Sie salutierte vor uns, Mendell und Devon taten es ihr nach.
»Danke«, sagte ich und erwiderte den Salut.
Es war seltsam. Ich konnte nicht weiter denken als bis zum nächsten Schritt. Zuerst ging es mir darum, ins Boot zu kommen, dann darum, die aufkommende Übelkeit zu unterdrücken, um mich nicht vor den anderen zu blamieren, dann darum, die schwere Laterne aus dem Boot auszuladen, ohne dass sie zerbrach. Ich hatte recht behalten: Das Boot hatte nicht die geringsten Schwierigkeiten, sauber aufzulaufen, das Wasser war ruhig und ging mir nur bis knapp über die Knie. Die Lavazunge war wie eine glatte Rampe, die bequem zwischen den gezackten Felsen hoch zum Land führte.
Jemand an Bord hatte aus Tau ein Geschirr gebaut, das es mir erlaubte, die Laterne auf dem Rücken zu tragen. Jetzt half Angus mir, sie aufzuladen, dafür nahm er meinen Rucksack an sich. Ein paar geflüsterte Worte, ein Segen der Götter, und der nächste Schritt bestand darin, durch die Felsen hoch an Land zu kommen.
Als ich in der Ferne sah, wie das Wasser glitzerte und die Schneevogel die Ruder ausbrachte und sich langsam vom Land entfernte, da wurde mir erst klar, dass wir nun ganz allein versuchen mussten, Leandra aus der Gefangenschaft des Feindes zu befreien.
»Wo geht es lang?«, fragte Serafine leise.
Ich wandte mich vom Wasser ab und zeigte mit der Hand zu der Turmruine hoch, die im Mondlicht klar und deutlich zu erkennen war. »Dorthin.«
Sie nickte, und wir gingen los. Niemand sonst sagte etwas, auch Angus brachte keinen Ton heraus. Meine Hand schmerzte, obwohl sich die Knochen wieder aneinandergefügt hatten. Es lenkte mich ab, also brauchte ich nicht an das zu denken, was vor uns lag.
Wir erreichten den Turm gut eine Kerze nach Sonnenaufgang. Das letzte Mal hatte ich mich vollständig ausgedörrt gefühlt, diesmal brannte mir die Lunge, denn den letzten Rest der Strecke hatten wir im Lauf zurückgelegt. Denn kaum war die Sonne aufgegangen, bemerkten wir auch schon die ersten Flugschlangen, die von der Festung aus in den Himmel aufstiegen. Zum größten Teil flogen sie von der Feuerinsel aus ostwärts in Richtung Janas davon, doch manche stiegen auch auf, um in großer Höhe ihre Kreise zu ziehen. Die Gefahr einer Entdeckung stieg mit jedem Augenblick, zumal es hier kaum Deckung für uns gab.
Einmal flog eine der Schlangen fast direkt über uns hinweg. Es war Zokora, die sie entdeckte und uns anwies, ruhig und still stehen zu bleiben.
»Bewegung lässt sich leichter erkennen als alles andere«, erklärte sie uns, als wir dort auf dem kargen Abhang erstarrten. »So aber sind wir nur Punkte unter vielen anderen.«
Sie mochte recht haben, aber es war dennoch eine Tortur, dort offen auf dem felsigen Abhang zu stehen und zu warten, bis die Flugschlange weiterflog. Als wir dem Turm nahe genug waren, begannen wir schneller zu laufen, ohne dass jemand ein Signal dazu gegeben hätte.
In der Turmruine angekommen, lehnte ich mich keuchend gegen die Wand und versuchte zu Atem zu kommen, während Angus mir die schwere Laterne vom Rücken nahm.
Hier konnten uns die Flugschlangen nicht entdecken, das war vorerst mein einziger Gedanke.
Serafine wühlte nun in ihrem Packen und zog einen Wasserschlauch heraus, aus dem sie gierig trank, bevor sie ihn weiterreichte. Ich trank ebenfalls und gab den Schlauch Zokora, die neben dem Spalt im Turm stand und durch ihn auf den Hafen der Feuerinseln hinaussah. Sie reagierte nicht auf meine Geste.
»Zokora?«, fragte ich. Sie schaute zu mir zurück und griff nach dem Schlauch, gleichzeitig bedeutete sie mir mit einem Kopfnicken, durch den Spalt zu blicken. War sie erstaunt darüber, wie steil und tief es hier herunterging, oder hatte sie Zweifel daran, dass wir hinabklettern konnten?
Aber das war es nicht, was sie mir zeigen wollte.
Vor mir lag das Dreiviertelrund des Hafens der Feuerinseln, mit seiner gewundenen Einfahrt, den Bastionen für die Ballisten, die den Hafen und die Einfahrt beherrschten, den langen Kaianlagen und den alten kaiserlichen Warenhäusern. Dahinter drängten sich die gleichen alten, zum Teil windschiefen Gebäude, die ich schon das letzte Mal
Weitere Kostenlose Bücher