Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
Höfe aufzubauen und ihre Familie zu ernähren. Es machte für sie oft ja auch wenig Unterschied, wer ihr Herr war.
In Illian war das anders. Eleonora hatte eine begnadete Königin abgegeben, die ihr Volk zu Frieden und Wohlstand geführt hatte, ein Beispiel dafür, dass ein Mensch allein die Geschicke von Nationen ändern konnte.
Dennoch: Was, wenn die Legion nun in die Drei Reiche zurückkehrte, nur um zu sehen, dass auch Illian gefallen war und die Truppen den Menschen in unserer Heimat nicht willkommen waren, weil sie sich mit der neuen Herrschaft abgefunden hatten? Wer auch immer die Legion dann führte, er konnte sicher sein, dass es ihm einige harte Entscheidungen abverlangen würde.
Oder konnte die Kronstadt wirklich noch so lange ausharren, bis die Legion ihr Entsatz brachte?
Kelar hatte Jahre standgehalten, bis es in jener Nacht fiel, als der Feind die dunkelste Magie einsetzte und die Toten in den Straßen der Stadt beseelte, sodass sie ihm dienten. Man hätte meinen können, dass für solch ein Handeln Soltar selbst die Übeltäter mit Blitzen strafen würde, doch davon hatte Leandra nichts berichtet.
Zokora war der Ansicht, dass der Nekromantenkaiser das Ziel verfolgte, selbst ein Gott zu werden. War er diesem Ziel schon so nahe, dass die Götter es nicht wagten, sich ihm entgegenzustellen? War der Nekromantenkaiser wirklich der Namenlose Gott selbst oder nur sein Vorbote, oder stand er gar mit ihm im Wettstreit?
Omagor, der Gott der tiefsten Dunkelheit, war vernichtet oder seiner Macht beraubt worden, bevor es Menschen gab. Die Legenden der Elfen waren eindeutig. Der Namenlose musste ein anderer sein. Doch auch wenn dieser Gott seinen Namen nicht preisgab, zweifelte ich nicht daran, dass es ihn gab, denn sein Wirken war zu deutlich zu erkennen.
Jetzt hätte ich gern Varosch dazu befragt, er kannte sich in solchen Dingen besser aus und verfügte über einen scharfen Verstand, denn so ganz schlüssig kam mir Zokoras Vermutung nicht vor.
Ich saß am Spalt der Zisterne und blickte über den alten kaiserlichen Hafen hinweg. Während der Himmel sich verdunkelte und die Nacht aufzog, kam ich des Rätsels Lösung nicht viel näher. Tatsächlich ergaben sich immer mehr Fragen, je näher wir unserem Feind rückten.
Immer wieder sah ich durch das Sehrohr, vielleicht auch mit der schmalen Hoffnung, Leandra irgendwo zu erblicken. Wie erging es ihr, während wir hier untätig auf die Nacht warteten? Oft sah ich zu der Festung hinüber, es stand zu erwarten, dass sie dort festgehalten wurde, aber wie sollten wir sie befreien können?
»Es ist wie beim Shah«, sagte ich, als wir unser karges Abendbrot zu uns nahmen. »Es gibt Züge, die wir tun können, und andere, die uns versperrt sind. Der Rest folgt aus den Gegebenheiten heraus.« Ich biss ein Stück des schweren Dauerbrots ab und wies mit dem Kanten auf Zokora. »Sie ischt …« Ich schluckte hastig. »Sie ist überzeugt davon, dass niemand das Wort eines Priesters Omagors infrage stellen wird. Wenn sie Robe und Stab des dunklen Gottes trägt, wird man ihr jede Tür öffnen.«
Sie nickte. »Es gilt als Blasphemie, das Wort eines Priesters anzuzweifeln.«
»Gut«, meinte Serafine und musterte Zokora nachdenklich. »Aber was ist mit Euch? Geht von diesen dem Dunklen geweihten Gegenständen denn keine Gefahr für Euch aus?«
»Doch«, sagte Zokora. »Den alten Legenden nach droht demjenigen, der sich an heiligen Gegenständen des Gottes vergreift, eine unsagbare Qual und ein noch schlimmeres Ende. Aber ich habe wenig Furcht davor.« Sie zeigte scharfe Zähne. »Ich bin eine Priesterin Solantes, und sie wird mich davor bewahren, ein Opfer des Dunklen zu werden. Sie lebt und wacht über mein Volk und somit auch über mich. Omagor hingegen schläft, auch wenn er sich langsam in seinen Fesseln regt.« Sie schien sich sicher zu sein, also wollte ich nicht daran zweifeln.
»Dennoch wird es neugierige Blicke geben, wenn wir ihr so folgen, wie wir sind. Also brauchen auch wir eine Verkleidung. Zur Auswahl gibt es nicht viel, als Piraten enden wir nur als Sträflinge oder am Galgen, also müssen wir uns die Rüstung des Feindes aneignen«, erläuterte ich.
»Das ist unehrenhaft«, meinte Angus und wirkte erschrocken über meine Worte. »Es verstößt gegen jede Regel der Ehre! Wenn man uns in der Rüstung des Feindes fasst, steht uns ein fürchterlicher und wenig ehrenhafter Tod bevor, den niemand auch nur wagen wird zu besingen!«
»Was meinst du, Angus,
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