Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
meinem Glauben keine Sünde, sondern meine heilige Pflicht! Wenn er uns nach seinem Tod nützlich ist, ist das umso besser! Es ist keine Nekromantie!« Sie atmete tief durch. Ich hatte sie selten so erregt gesehen. »Der Beweis dafür bist du selbst, denn Helis lebte, nachdem ihr die Seele genommen worden war. Das wird der Priester nicht. Er stirbt in dem Moment, in dem ich ihn auslösche. Das Einzige, was in meiner Macht steht, ist zu verhindern, dass sein Körper ihm auf dem Fuße folgt.«
»Es leuchtet mir ein«, sagte ich leise.
»Mir nicht«, beharrte Serafine, aber sie schien sich etwas zu beruhigen. »Es ist sich zu ähnlich.«
»Manche Dinge ähneln einander, ohne gleich zu sein. Das ist hier der Fall«, sagte Zokora. »Ich lüge nicht, es ist die Wahrheit.«
Serafine schaute sie lange an und nickte schließlich widerstrebend. »Ich glaube Euch«, sagte sie einfach. »Aber selbst wenn Ihr das tut, warum nicht einfach mit dem Priester die Festung erkunden?«
»Weil er nicht lange genug leben wird, um zu erkunden und uns dann hineinzuführen. Außerdem bin ich wehrlos, solange ich ihn führe, denn mein Geist wird nicht in meinem eigenen Körper weilen. Es stellt eine nicht geringe Gefahr für mich dar.« Sie schaute Serafine offen ins Gesicht. »Es müsste jemand über mich wachen, und ich würde dich bitten, das zu tun.«
»Aber welche Garantie könnt Ihr dafür geben, dass es Euch gelingt, Havald wieder zu befreien, wenn er erst einmal in Gefangenschaft ist?«, fragte Angus.
»Garantie?«, fragte Zokora erstaunt. »Wie soll ich eine Garantie geben? Es ist nicht mehr als eine Hoffnung, die ich ihm bieten kann. Ich sagte ja, die Gefahr ist groß.«
Ich konnte dem Gedanken ganz und gar nichts abgewinnen. Es wäre reiner Wahnsinn, mich freiwillig in die Hand des Gegners zu begeben, zumal wir ja wussten, zu was er fähig war. Außerdem wollte ich meine Seele gern noch ein wenig länger behalten.
»Gut«, hörte ich mich sagen, »wir machen es so. Es scheint mir der schnellste und beste Weg zu sein, Leandra zu finden.«
»Jetzt bist du dem Wahn verfallen«, stellte Serafine fest.
»Diesmal muss ich ihr recht geben«, meinte jetzt auch Angus. »Da wäre es wahrlich besser, die Festung offen zu stürmen!«
»Ich habe mich entschieden«, teilte ich ihnen mit, obwohl ich ihnen lieber zugestimmt hätte. Ich sah zu Zokora, die mich wieder gewohnt ausdruckslos musterte. »Wie machen wir es?«, fragte ich sie, während die anderen beiden sichtlich Mühe hatten, meine Entscheidung zu akzeptieren.
»Wir müssen den Schrein aufsuchen und den Priester dort abfangen. Am besten nach der Opferung. Sie wird um Mitternacht sein, also haben wir jetzt noch ein paar Kerzen Zeit, zum Schrein zu gelangen und uns zu überlegen, wie wir den Priester in unsere Gewalt bekommen können. Auch müssen wir einen sicheren Ort finden, an dem ich das Ritual durchführen kann. Wenn man mich dabei stört, wird das unangenehme Folgen für mich haben.«
»Wie unangenehm?«, fragte Angus.
»Es würde mich töten.« Zokora legte eine Hand auf ihren flachen Bauch. »Das darf nicht sein.« Sie richtete sich auf. »Dann führe ich Havald als Gefangenen des Priesters in die Festung. Mit dem, was der Priester mir vorher noch sagen wird, wissen wir vielleicht vorher schon, wo wir Leandra finden. Ich werde Havald zu ihr bringen … Und dann sehen wir weiter.«
»Also wollt Ihr ihn gar nicht dem Gegner übergeben?«, fragte Serafine erleichtert.
»Nein, wieso?«, fragte Zokora überrascht. »Habe ich das gesagt?«
»Ihr spracht davon, dass der Priester Havald zu diesem Fürsten Celan bringen wird«, erinnerte sie Serafine.
»Das ist, was der Priester behaupten wird, wenn jemand ihn fragt. Aber Havald tatsächlich in die Gefangenschaft zu übergeben, wäre doch ziemlich dumm, wenn es sich doch vermeiden lässt, oder?«
»Ja«, sagte ich erleichtert. »Das wäre es.«
»Sera Helis«, meinte Angus unvermittelt. »Eben sagte Zokora, dass Ihr zur Soltar gegangen seid. Ist das wahr?«
»Es scheint so«, gab ihm Serafine zur Antwort. »Zumindest behauptet das ein Priester des Soltar. Es ist eine längere Geschichte.«
»Würdet Ihr sagen, dass Ihr Havald über den Tod hinaus gefolgt seid?«, fragte Angus seltsam angespannt.
Serafine musterte ihn neugierig. »So könnte man es ausdrücken, ja«, meinte sie. »Warum fragst du?«
»Nur so«, sagte Angus und bedachte mich mit einem fast schon ängstlichen Blick. »Nur so«, wiederholte er leise.
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